Im Irak rüsten sich die Schiiten, mit tatkräftiger Unterstützung aus Iran, zur Schlacht gegen die von ihnen verhassten Sunniten. Auch aus Europa reisen Menschen an, um am Krieg zu beteiligen. Freiwillige in Bagdad melden sich zum Kampf gegen die auf die Hauptstadt vormarschierenden Isis-Kämpfer.
Während der Jahrzehnte der Diktatur Saddam Husseins wurde die schiitische Mehrheit im Irak in allen staatlichen Bereichen diskriminiert, verfolgt und blutig unterdrückt. Alle Schalt- und Schlüsselstellen des Staates, der Verwaltung, der Armee und der Sicherheitsbehörden waren ausschliesslich mit Sunniten besetzt.
Am 13. Oktober 680 wurde Hussein Ibn Ali, der zweite Enkel des Propheten Mohammed, in Kerbala dem heutigen Irak enthauptet. Der abgeschlagene Kopf wurde auf eine Stange gespiesst und der Menge als Trophäe präsentiert. Er wurde zu einer zentralen Figur des schiitischen Islams. Der Konflikt setzt sich seit da fort und findet einen neuen Auftrieb im Kampf um die Vorherrschaft im Irak.
Nur etwa 15 Prozent der 1,5 Milliarden Muslime bekennen sich zur schiitischen Ausrichtung des Islams, und seit den Ereignissen des Jahres 680 wurden sie von der Mehrheit der Sunniten drangsaliert, verachtet und als Häretiker stigmatisiert. Oft genug bis in den Tod.
Nun waren die Schiiten im Irak an der Macht und haben im Gegenzug den Sunniten das Leben schwer gemacht. In diese Bresche hinein gelang der ISIS mit den irakischen Sunniten einen Aufstand, der eigentlich seit einem halben Jahr aufkochte. Trotz Wahlen wurde das Parlament bis in den Juli hinein nicht einberufen. Nun droht ISIS den Schiiten mit dem Tod und ihren Heiligtümern mit der Vernichtung. Isis, das berichten übereinstimmend Einwohner aus Mosul und Tikrit, ist nur die Speerspitze in diesem Kampf, der derzeit im Irak tobt.
Der Emir von Isis, Abu Bakr al-Baghdadi, hat ein Bündnis mit allen sunnitischen Stämmen des Iraks geschmiedet und dabei die noch immer existierenden Netzwerke Saddam Husseins miteinbezogen. Nur so, das erklären Kommandanten der kurdischen Peschmerga, konnte Isis weite Teile des Iraks erobern und bis zum heutigen Tag halten. In ihrem Herrschaftsgebiet haben die Terroristen der Isis eine blutige Glaubensdiktatur etabliert gegen Schiiten, aber auch gegen Christen und Jesiden (kurdische Minderheit).
Nach kurzer Schockstarre machten sich die Schiiten nun bereit, zurückzuschlagen: «Wer immer dazu in der Lage ist, eine Waffe zu tragen, die Terroristen zu bekämpfen und das Land, das Volk und die heiligen Städte zu verteidigen, hat sich zur Durchsetzung dieses heiligen Ziels in den Dienst der Streitkräfte zu stellen», sagte das religiöse Oberhaupt der Schiiten im Irak, Grossayatollah Ali al-Sistani, angesichts der Vernichtungsdrohungen der sunnitischen Isis-Krieger.
Motiviert wollen sie die heiligen Stätten verteidigen. Wahhabitische Horden haben die Iman-Hussein-Moschee 1802 bereits einmal vernichtet und Tausende Schiiten im Blutrausch abgeschlachtet. 1991 hat Saddam Hussein ausgerechnet hier von Helikoptern aus Zehntausende Schiiten massakrieren lassen. Und jetzt droht Isis den Schiiten schon wieder die Vernichtung an. Was derzeit im Irak geschieht, kann einen Weltbrand entfachen. Einen aus Tod und Terror.
Zwei Tage nach Ausrufung eines Islamischen Kalifats hat der Chef der Terrorgruppe Islamischer Staat im Irak und in Syrien (Isis) Rache für das Unrecht an Muslimen angekündigt. Eine Drohung, die dem Westen gilt. «Selbst wenn es eine Weile braucht, wir werden uns rächen», sagte Abu Bakr al-Baghdadi in einer Audiobotschaft, die über Internet verbreitet wurde. Er rief die Muslime auf, in den Heiligen Krieg zu ziehen und einen islamischen Staat aufzubauen. Es gebe keine Tat, die besser sei als der Dschihad. Zugleich verhöhnte der Isis-Chef Frieden, Freiheit, Demokratie und Säkularismus als «irreführende Slogans» von Ungläubigen. Damit demonstriert der Emir des «Islamischen Staates», dass seine Ziele nicht nur regional, sondern vielmehr global ausgerichtet sind.
Auf schiitischer Seite ist Muqtada al-Sadr, der radikale schiitische Geistliche und Führer der Mehdi-Armee, einer irregulären Miliz, dabei, seine Truppen neu zu positionieren. «Brigaden des Friedens» nennt er sie jetzt. Heute hat er rund 80 000 gut bewaffnete schiitische Kämpfer – rekrutiert vorzugsweise in den Slums von Basra und Bagdad, trainiert und ausgerüstet durch die Revolutionären Garden der Islamischen Republik Iran. Die «Brigaden des Friedens» gelten als von Teheran hochgerüstet bis hin zu Panzern.
Seit Tagen wird ein nicht endend wollender Strom an schwerem militärischem Material aus Iran eingeschleust. Panzer, Artilleriegeschütze, Mörser und Granaten. Gerät, das nicht nur an die Armee der Zentralregierung geliefert wird, sondern auch an die schiitischen Milizen. Denn die Armee des schiitischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki erweist sich als wenig schlagkräftig. Seit Tagen versucht die irakische Armee, Tikrit von Isis zurückzuerobern – und scheitert allen Erfolgsmeldungen zum Trotz bislang grandios.
Der Verantwortliche der iranischen Hilfsaktion heisst Qassim Suleimani, ist der legendäre Kommandant der iranischen Al-Quds-Brigaden – des terroristischen Arms der Revolutionsgarden.
Zudem strömten in den letzten Wochen Zehntausende iranische Pilger zu den heiligen Stätten der Schia im Irak – auch nach Kerbala. Allerdings sind es vielfach nicht einfache Gläubige, sondern hartgesottene, kampferprobte Revolutionsgardisten, die sich im Auftrag Teherans aufgemacht haben, die heiligen Stätten der Shia zu verteidigen.
Was es auf jeden Fall zu vermeiden gilt, ist ein Krieg, in dem der Iran und Saudiarabien direkt einbezogen werden.
Muslime bekriegen sich heute gegenseitig und die meisten Flüchtlinge kommen aus muslimischen Ländern.
„Zugleich verhöhnte der Isis-Chef Frieden, Freiheit, Demokratie und Säkularismus als «irreführende Slogans» von Ungläubigen.“ Woher Recht hat, hat er Recht;-) Leider verkennen wir „liberalen/aufgeklärten/politisch korrekten…“ Westler, dass wir durch die Preisgabe unseres Fundaments – den Glauben an den allein ordnungsgebenden Schöpfer Gott – tatsächlich alle Werte haben zu „welkenden Schnittblumen“ verkommen lassen – man sieht allenfalls die Reminiszenz der Schönheit/Werthaltigkeit, aber, weil wurzellos, sind sie im Grunde schon tot! Wenn wir gegenüber glaubensgetriebenen Menschen an die Vernunft appellieren, dann ist das zu purere Narretei verkommen – nichts, als „irreführende Slogans“.
Ich hoffe sehr, dass wir, die wir uns ernstlich in die Nachfolge Christi stellen, mit Vollmacht und liebender Hingabe die Saat des Evangeliums in die Herzen der Menschen des Christlichen Abendlandes sähen und ich bete, dass Gott in seiner Geduld dieser Saat guten Boden schenkt. Herr! Hilf mir in meinem Kleinglauben!