Die Regierung des Libanon ist nicht in der Lage, die Katastrophe zu bewältigen. Das Land ist seit dem Ende des Bürgerkriegs in einem politisch-religiösen Proporzsystem gefangen. Besonders die von Iran finanzierte schiitische Hisbollah hält das Land im Würgegriff. Hisbollah-Führer sollen auch den Hafen kontrollieren, in dem mutmaßlich 2750 Tonnen Ammoniumnitrat explodierten. Im Libanon wird keine wesentliche politische Entscheidung mehr ohne das Einverständnis der „Partei Gottes“ getroffen. Die wachsende Macht der Hisbollah bringt diese Balance ins Wanken. Nicht zuletzt, weil die Miliz der Hisbollah wesentlich stärker als die libanesische Armee ist. Sie verfügt – so unabhängige Schätzungen – über mindestens 25.000 Kämpfer und 120.000 Raketen.
Trotz des Verbots durch eine UN-Resolution bunkert die Hisbollah im Süden des Landes wie auch in Beirut Waffen. Wofür die 2.750 Tonnen Ammoniumnitrat, deren Explosion so verheerende Schäden anrichtete, im Hafen von Beirut gelagert wurden, ist unklar. Klar ist, Ammoniumnitrat kann zum Bau von Bomben verwendet werden. Und die Hisbollah soll wichtige Hafengebiete kontrollieren.