Der Indonesische Rat der Islamgelehrten, der Majelis Ulama Indonesia (MUI), hat entschieden, dass die Verwendung von Kryptowährungen im Islam nicht erlaubt ist. Grund hierfür sei, dass Kryptowährungen glücksspiel-ähnlich seien. Demnach seien sie als „haram“, nach den Lehren des Islam verboten, einzustufen.
Auch wenn die indonesische Regierung Krypto als Ware anerkannt hat, kann es nach islamischem Recht nicht legalisiert werden.
Dem Nachrichtendienst Reuters [Seite auf Englisch] habe der Leiter der Abteilung für religiöse Verordnungen der MUI Asrorun Niam Sholeh erklärt, als Zahlungsmittel seien Kryptowährungen unsicher und könnten Schaden anrichten. Dementsprechend seien sie nicht mit den Gesetzen des Islam vereinbar.
Doch auch der Handel mit Kryptowährungen entspreche nicht den Regeln des Islam. Er sei mit dem Glücksspiel vergleichbar. Der Krypto-Handel sei nur dann zulässig, wenn er den Richtlinien der Scharia für digitale Güter entspreche und einen klaren Nutzen für die Gesellschaft biete.
Volkswirtin und Expertin für islamische Finanzen, Rebecca Schönenbach, erklärt in BILD dagegen: „Verboten, haram, sind zum Beispiel Spekulation und Glücksspiel – alles, was mit zu hohem Risiko verbunden ist. Daher sind einige Scharia-Gelehrte der Meinung, dass Bitcoin und andere Kryptowährungen zwar bei einem direkten, aktuellen Bezahlvorgang genutzt werden können, aber nicht, um Vermögen anzusparen.“ Grund: Bei einem Kauf liege der Preis der Ware und des Bitcoins fest. Es werde nicht spekuliert.
Der Vorsitzende der Fatwa-Kommission des MUI stellte jedoch klar, dass digitale Vermögenswerte als Ware gehandelt werden können, wenn sie der Scharia gehorchen und einen „klaren Vorteil“ aufweisen. Die neueste Ankündigung kommt nur wenige Wochen, nachdem die Ost-Java-Niederlassung des MUI eine Fatwa gegen die Krypto-Nutzung herausgegeben hat.
Die Entscheidung von MUI ist rechtlich nicht bindend, obwohl sie weiterhin die Position einer staatlich finanzierten Organisation genießt und zufällig Indonesiens führende islamische wissenschaftliche Einrichtung ist. Allerdings ist es auch wichtig zu verstehen, dass das Land mit etwa 237 Millionen eine der größten muslimischen Bevölkerungen der Welt hat, was über 12% der Gesamtbevölkerung der Welt entspricht. Daher kann die Entwicklung erhebliche Auswirkungen auf das indonesische Krypto-Ökosystem haben, das weit über 4,4 Millionen Investoren beherbergt. Inmitten der wütenden COVID-19-Pandemie planten die indonesischen Staats- und Regierungschefs zuvor, Steuern auf Kapitalgewinne aus dem Handel mit Kryptowährungen zu erheben, um Einnahmen zu erzielen.
Nach einem pauschalen Verbot im Jahr 2017, hat die Zentralbank Bitcoin und andere Krypto-Assets bereits im nächsten Jahr als nicht legitime Zahlungsinstrumente eingestuft. Doch der Handel war weiterhin erlaubt.
Bislang herrscht nach islamischer Rechtsauffassung keineswegs Einigkeit darüber, ob der Handel mit Kryptowährungen erlaubt sein sollte oder nicht. So war er in Malaysia im vergangenen Jahr vom Scharia-Aufsichtsrat genehmigt worden.
Es sind allerdings nicht nur die Religionsführer Indonesiens, die dem Handel mit Kryptowährungen eine zu große Ähnlichkeit zum Glücksspiel vorwerfen. So erklärte erst kürzlich zum wiederholten Male der US-amerikanische Börsenexperte Mark Möbius, Kryptowährungen seien ein Mittel zur Spekulation, nicht zur Anlage. mehr Informationen