Wie die katholische Deutsche Bischofskonferenz am Donnerstag in Bonn mitteilte, hat die katholische Kirche in Deutschland im Jahr 2023 fast 592.000 Mitglieder verloren. Rund 403.000 Menschen traten aus der Kirche aus. Etwa 226.000 Menschen wurden 2023 katholisch bestattet. 131.000 Taufen, 4.100 Wiederaufnahmen und 1.600 Eintritte wogen den Verlust nicht auf.
Der Mitgliederverlust bleibt damit weiter auf einem hohen Niveau, ging aber im Vergleich zum Vorjahr zurück. 1,9 Prozent der Katholiken verließen 2023 die Kirche. Im Jahr 2022 hatte eine Rekordzahl von mehr als einer halben Million Menschen der katholischen Kirche den Rücken gekehrt, was 2,4 Prozent entsprach.
Zwei Millionen Mitglieder hat die katholische Kirche in Deutschland in den letzten fünf Jahren verloren, nahezu die Hälfte davon 2022 und 2023.
380.000 Protestanten und damit so viele wie im Vorjahr kehrten den Angaben zufolge der evangelischen Kirche den Rücken. Die Zahl der Sterbefälle lag noch darunter: bei 340.000. Demgegenüber standen rund 140.000 Taufen und 20.000 Aufnahmen. Pastor Stephan Lackner (Leiter der evangelischen Wiedereintrittsstelle „Kirche im Blick“ in Hannover): Ich glaube, dass die Gleichsetzung, dass der Austritt „ich bin unzufrieden mit Kirche“ bedeutet, nicht stimmt. Ich glaube, dass wir in einer gesellschaftlichen Strömung sind, dass eine ewig dauernde Bindung zu einem Verein, ein Abo einer Zeitung, ein Klub, öffentlich-rechtliches Fernsehen, nicht mehr gewährleistet ist. Viele gesellschaftliche Einrichtungen und Institutionen erleben, dass Menschen sagen: Nein, es muss keine lebenslange Bindung bestehen. Das ist entscheidend. Deswegen nehmen Zeitungs-Abos und die Quoten ab und deshalb leiden die Sportvereine darunter, ohne dass es gleichzusetzen ist. Wir haben über 30.000 Menschen, die sich bewusst ab Konfirmationsalter aufwärts, also im religionsmündigen Alter, für den Eintritt in eine Kirche entscheiden.
Wie sieht es mit den Freikirchen aus? (Schweiz)
Das Forschungsinstitut gfs-zürich hat nach 2016 eine zweite Studie mit den gleichen Fragen durchgeführt. Der Bekanntheitsgrad der Freikirchen hat insgesamt nicht zugenommen: 38 Prozent der Deutschschweizer Bevölkerung und 55 Prozent der Westschweizer Bevölkerung kennen keine Freikirchen. Spontan fallen der Schweizer Bevölkerung nur wenige Namen von Freikirchen ein: Freie Evangelische Gemeinde, Chrischona (neu Viva Kirche) und Heilsarme erhalten in der Deutschschweiz am meisten Nennungen. In der Westschweiz denkt die Bevölkerung spontan am häufigsten an die Evangelisch-methodistische Kirche (EMK), die Heilsarmee und die Union évangélique d’Églises baptistes de Suisse Romande. 2024 haben 32 Prozent (2016: 27 Prozent) oder rund ein Drittel der Schweizerinnen und Schweizer positive Erfahrungen mit Freikirchen gemacht. Jede fünfte befragte Person (20 Prozent) attestiert den Freikirchen einen positiven Beitrag für ein funktionierendes Zusammenleben. Diese Betrachtung ist gegenüber der Befragung von 2016 (19 Prozent) stabil geblieben. Insgesamt ist das Bild der Freikirchen in der Schweiz besser geworden. Ein paar scharfe Vorbehalte haben abgenommen. Peter Schneeberger sieht daher weitere Arbeit vor sich: «Alles in allem bin ich froh, dass man Freikirchen weniger stark gegen moralische Dinge sieht. Es ist aber noch nicht allen klar, wofür wir uns wirklich engagieren.» mehr Informationen