Auszüge aus einem Statement von Peter Hahne
Eine Kirche der Beliebigkeit, der Belanglosigkeit und Bedeutungslosigkeit braucht keiner. Die Kirchenleitungen haben sich von den großen Themen biblischer Ethik verabschiedet. Die Mitglieder verabschieden sich nun von ihnen.
Dieser Boykott zahlender Mitglieder ist der Bankrott des vom Zeitgeist bewegten Klerikalismus. Und zwar überall in deutschen Landen.
Warum wenden sich immer mehr von den Kirchen ab? Von den Kirchen, nicht vom Glauben!
Eine bekannte Apothekerin schrieb: „Ich verlasse die politische Organisation EKD, nicht meinen Glauben an Jesus Christus.“
Für einen Paukenschlag sorgte WELT-Chefredakteur Ulf Poschardt, als er am Abend des 24. Dezember 2017 twitterte: „Wer soll eigentlich noch freiwillig in eine Christmette gehen, wenn er am Ende der Predigt denkt, er hat einen Abend bei den Jusos bzw. der Grünen Jugend verbracht.“
Ein allen bekannter TV-Kollege schickte mir folgende Kurznachricht: „Lieber Peter Hahne, ich bin ihretwegen nochmal in die Kirche gegangen. Was ich zu hören bekam, war nicht die von Ihnen vertretene Frohe Botschaft, sondern Drohungen mit erhobenem Zeigefinger eines Gender- und Flüchtlingsbeauftragten. Ich gehe nie wieder in eine Kirche.“
Gerade erst verließ ein ebenfalls bekanntes Journalisten-Gesicht still und leise, resigniert und frustriert seine Kirche. Er schreibt mir: „Die Bergpredigt wird politisch ausgelegt, als müsse der Heilige Martin nicht seinen halben, sondern den ganzen Mantel abgeben und das Pferd gleich mit – und zwar nicht an Bedürftige, sondern an Freibeuter.
Was treibt den letzten Journalisten, Handwerker, Polizisten oder Frommen aus den Kirchen? Es ist die rot-grüne Ideologisierung, am besten zu besichtigen auf sogenannten Kirchentagen und Synoden. Das kommt davon, wenn Gremien wie das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken von Parteipolitikern besetzt und geleitet werden und nicht von gläubigen Familienfrauen.
Da ist auch das weichgespülte Wellness-„Evangelium“ einer unverbindlichen Gefühlsbotschaft. Kuscheltheologie nach dem Motto: Wir glauben doch alle an einen Gott, und jeder kann nach seiner Façon selig werden. Es ist die Infantilisierung einer feierlichen Liturgie, die zu Regenbogen-Events mit Feierabendmahlen und ein bisschen Händchenhalten verkommt.
Letztlich ist es der Ausverkauf biblischer Theologie, der die Kirchen leerfegt. Die Theologie der leeren Kirchenbänke von Religionsbeamten, die sich dem „modernen“ Menschen anbiedern und ihn dabei verlieren.
Der linke Gregor Gysi sagte mir einmal: „Wenn ich in eine Kirche gehe, erwarte ich, dass mir die Leviten gelesen werden, von Sünde gesprochen und an mein Gewissen appelliert wird. Und wenn Sie auf meinen Parteitag kommen, müssen Sie mit Karl Marx rechnen.“
Will sagen: Kirche wird nur dann ernst genommen, auch und gerade von „Außenstehenden“, wenn sie zu ihrer Sache, ihrem Markenkern steht und dem, was sie konkurrenzlos wichtig macht. Eine Kirche der Beliebigkeit, der Belanglosigkeit und Bedeutungslosigkeit braucht keiner
Der Mainzer Theologie-Professor Walter Dietz schrieb am 16. Juni 2020 in der FAZ: „Die EKD hat sich von Luther und von substantieller theologischer Argumentation verabschiedet.“ Es ist oft nicht die Glaubensarmut, es ist die intellektuelle Mittelmäßigkeit. Wobei das fast schon eine Beleidigung des Mittelmaßes ist. Wenn die lutherischen Kirchen „Corona“ eine „heilsame Unterbrechung unseres Lebens“ nennen, ist das blanker Zynismus einer weltfremden Parallelgesellschaft angesichts von verzweifelten Senioren, eingesperrten Kindern, Kurzarbeit und Jobverlust.
Da beschäftigt man sich doch lieber mit der antichristlichen AfD. Kaum ein Wort mehr zu Ehe, Familie, Tötung ungeborener Kinder. Die Kirchenleitungen haben sich von den großen Themen biblischer Ethik verabschiedet. Die Mitglieder verabschieden sich nun von ihnen.
Was wir brauchen, ist eine Bekenntnis-Ökumene lebendiger Gemeinden und Bibel-orientierter Pfarrer. mehr Informationen
Ob Klimaschutz, Flüchtlingshilfe oder Genderfragen: Die Kirchen werden nicht nur in Gottesdiensten politischer, sie sind auch politisch aktiv. Die Protestanten kaufen ein „Flüchtlingsschiff”, und die Katholiken finanzieren es aus ihren Kirchensteuern mit.
In dem „Wort zur Verantwortung der Kirche für das öffentliche Leben“ von 1945 beanspruchte die evangelische Kirche ihre aktive gesellschaftspolitische Beteiligung – eine Abkehr vom individualistischen Heilsverständnis und eine Wandlung, die auch heute Fundament des Selbstverständnisses der Kirchen ist.
Die Protestanten erklärten die „Caritas“ zum Christlichen Sozialismus und plädierten dafür, dass das Christentum die wahre Realität und der atheistische Kommunismus ein Produkt der Sünde sei. Wo es erst ein Widerstandskampf gegen Kommunismus war, wuchs jedoch der Glaube an einen Christlichen Sozialismus im Gefolge von Marx und den Frühsozialisten. Dies war der Anfang der Entwicklung der streng konservativen evangelischen Kirchen hin ins linke Spektrum.
Die Überzeugung, dass der christliche Glaube einen sozialistischen Sinn hat, entstand in dieser Zeit. Theologen begannen Marx sowie die Frühsozialisten zu rezipieren. Der evangelische Pfarrer Rudolf Todt verglich im 19. Jahrhundert sozialistische Lehren mit dem Neuen Testament: Beide stünden im Einklang. In den 1890er-Jahren trat Theodor van Wächter als erster deutscher Theologe offen als Mitglied der SPD auf; er plädierte dafür, dass sich die Christen und die Atheisten zusammen in der Partei organisieren sollten, da sie dieselben politischen, wirtschaftlichen Forderungen hätten.
Auch der evangelische Pfarrer Christoph Blumhardt, der einen Klassenkampf befürwortete, trat öffentlich der SPD bei. Mit seiner Begründung politisierte er Jesus Christus: „Ich bin Anhänger Christi. Christus aber war Sozialist. Zwölf Proletarier hat er zu seinen Aposteln gemacht.“
Vom katholischen Theologen Johann Metz wurde die Neue Politische Theologie begründet, anknüpfend an den Katholischen Sozialismus. Die Botschaft des Christentums sollte mit Blick auf zeitgenössische, gesellschaftliche und politische Umstände umformuliert werden. Eine Theologie der Hoffnung knüpfte an das marxistische Werk Ernst Blochs an und plädierte für eine Veränderung der politischen Wirklichkeit. Dass marxistische Gedankengänge offiziell unter großem Zuspruch Eingang in die Theologie fanden, war neu. Es begann der „christlich-marxistische Dialog“: Die Paulus-Gesellschaft, eine Vereinigung katholischer Wissenschaftler, stellte einen „wissenschaftlichen“ Dialog zwischen Christen und marxistischen Theoretikern her.
Die Kirchen sind seitdem kontinuierlich politischer geworden. Dies beweist auch die Studie von Daniel Thieme und Antonius Liedhegener, die die EKD bereits im Zeitraum von 1990 bis 2010 nah zu SPD und Grünen, „als einen eigenständigen politischen Akteur“ verortet. Durch die Themen Flüchtlingskrise, Klimakrise oder Angst vor einem angeblichen Rechtsruck sind die Kirchen in den vergangenen Jahren lauter und aktiver geworden. Aktionsgruppen wie Fridays for Future oder Seebrücke beeinflussen und instrumentalisieren die Kirchen.
Das frühere Hilfswerk Misereor e.V. ist Mitbegründer des „Ökumenischen Netzwerks Klimagerechtigkeit“, das wiederum 2019 „Churches for Future – Kirchen für Klimagerechtigkeit (CFF)“ ins Leben rief, um kirchliche Gemeinden und Organisationen aufzurufen, sich unter dem Motto: „Schöpfung erhalten. Klimagerechtigkeit jetzt!“ mit Fridays for Future zu solidarisieren.
Die Glocken werden zum politischen Symbol umfunktioniert: Es wird zum Protest geläutet, als Zeichen gegen Klimawandel. Die Kirchen machen Greta Thunberg zu einer Prophetin, vergleichen sie mit Jesus Christus, wie etwa der Berliner Erzbischof Heiner Koch: „Mich erinnern die Freitagsdemos ein wenig an die biblischen Szene vom Einzug Jesu in Jerusalem.“
Der evangelische Kirchentag ist längst zu einem kirchlichen Parteitag mutiert, der Nichtlinke konsequent fernhält. So ein Kirchentag offenbart, dass sich die Funktion der Kirche grundlegend gewandelt hat; der Fokus ist nicht mehr die christliche Heilslehre. Diese wird nur noch als Rechtfertigung für eigene, sehr weltliche Vorstellungen benutzt, die Bibel als Zettelkasten für politische Forderungen. Anstelle der Jenseitsorientierung will die Kirche ein politischer Akteur sein, der seine Haltung mit überkommenen christlichen Formeln legitimiert und unangreifbar zu machen versucht. Am lautesten geschieht dies in der „Flüchtlingsfrage”. Stetig plädieren die Kirchen für eine „Flüchtlingsaufnahme”, argumentieren dabei mit der Nächstenliebe und dem Markus-Evangelium.
Auf dem letzten Kirchentag wurde eine Resolution verabschiedet, ein Rettungsschiff ins Mittelmeer zu schicken. Darauf aufbauend gründete die evangelische Kirche im Dezember 2019 das Bündnis „United 4 Rescue – Gemeinsam retten!“ mit 450 Partnern, darunter Sea-Eye, Sea-Watch und Seebrücke. Durch Spenden kauften sie ein Schiff für 1,3 Millionen Euro, davon sind 50.000 Euro von Kardinal Marx, der diese Mittel aus Kirchensteuern nahm. Hamburgs Erzbischof Stefan Heße verteidigte im Interview mit katholisch.de die damals verhaftete Carola Rackete: Ertrinkende müssten „ohne Wenn und Aber“ gerettet werden. „Das passt auch sehr gut mit dem Evangelium zusammen. Wer wie die Kapitänin ein Menschenleben rettet, steht in der Nachfolge Jesu.“ Damit mischte sich die Kirche nicht nur in nationale und europäische Politik ein, sondern auch in italienische Innenpolitik.
Die Moral, die sich im 19. und 20. Jahrhundert anbahnte – sozialistisch sein, um Christ zu sein -, ist heute viel schärfer: Wer nicht links-grün handelt, handelt nicht christlich. Ein guter Christ ist heute ein linker Christ: Religion wird für die eigenen politischen Anschauungen instrumentalisiert. Das ist der neue Christliche Sozialismus. mehr Informationen
Spannend ist, dass sich Jesus politisch nicht instrumentalisieren ließ. Er sagt sogar: „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn mein Königtum von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen“ (Johannes 18,36).
Jesus spricht davon, dass sich nicht das Umfeld verändern muss, sondern der einzelne Mensch. Er vergleicht Gottes Reich mit einem Senfkorn und dem Sauerteig (Lukas 13,18-21). Der Glaube beginnt, indem jemand einen Samen annimmt und bei sich anpflanzt. weiterlesen
2019 sind die Mitgliederzahlen erneut deutlich zurückgegangen: In den 20 evangelischen Landeskirchen um 427 386 auf rund 20,7 Millionen Mitglieder, im Bereich der 27 katholischen Bistümer um 401 757 auf 22,6 Millionen. Damit gehören nur noch knapp die Hälfte der Deutschen einer der beiden großen Kirchen an. Vor allem die vielen Austritte bereiten Kirchenvertretern Sorgen: 2019 kehrten 270 000 Protestanten der Kirche den Rücken, 22 Prozent mehr als im Vorjahr. 272 700 Katholiken traten aus, 26,2 Prozent mehr als 2018. Die EKD will jetzt mit einer Studie genauer erforschen, warum so viele Menschen austreten.
Eine sehr zutreffende Analyse . Nur leider sind konservative Christen sehr erzkonservativ und übertreiben es wieder. Bei aller berechtigten Ablehnung von Abtreibung als Beispiel, wird oft vergessen, dabei barmherzig mit den Frauen umzugehen, die eine Abtreibung durchführen lassen wollen. Wenn man mit der Mordkeule kommt, erreicht man die Frauen nicht.