Jährlich kommen in Indien 25’000 Kinder durch Leihmutterschaft zur Welt.
Ärzte in Indien fordern schärfere Kontrollen in Leihmutterschaftskliniken. Das ist eine Reaktion auf den tragischen Tod einer 42-Jährigen in Neu-Dehli, die trotz Tuberkulose und schweren Depressionen eine Leihmutterschaft angestrebt hatte.
Jetzt haben Ärzte eine Petition an zentrale Behörden eingereicht, in der sie darauf aufmerksam machen, dass die Leihmutterschaft nach wie vor in erster Linie ein rentables Geschäft ist, bei dem das Wohl der Mutter und ihrer Bedürfnisse in keiner Weise berücksichtigt wird.
Kliniken finden immer wieder Möglichkeiten, das bereits bestehende Verbot der kommerziellen Leihmutterschaft zu umgehen. Das jährliche Einkommen von 3000 privaten Leihmutterschaftskliniken wird auf über 400 Millionen US-Dollar (etwa 370 Millionen Euro) pro Jahr geschätzt.
Das Wohl des Kindes wird in der gesamten Diskussion um Leihmutterschaft nicht berücksichtigt, kommentiert das polnischsprachige „Vatikan News“. Vielmehr werde das Kind zu einem Endprodukt von Wünschen und entstehe „in einer langen Produktionslinie, angefangen bei der Befruchtung im Labor über die Entwicklung in einer fremden Gebärmutter bis hin zur Übergabe der gekauften Ware an ein homosexuelles Paar“. mehr Informationen
Der Kinderwunsch wird bis zur Obsession, als ob es im Leben nichts anderes mehr gäbe.
Gedanken von Andres Büchi vom Beobachter
Wir müssen aufpassen, dass wir das Leben nicht nur noch als Wunschkatalog erachten, der möglichst umfassend abgehakt werden will. Wir definieren uns nicht mehr darüber, wer wir sind und wie wir den Alltag bewältigen, sondern nur noch darüber, welche Ziele – oder besser: Wünsche – uns das Leben erfüllt hat und vor allem, welche eben nicht. Wünsche, von denen wir glauben, dass sie uns zustehen müssten, uns vom Leben oder von der Gesellschaft quasi geschuldet würden.
Das sind Zeichen vom Leben in einer Wohlstandsblase, die uns scheinbar unendliche Möglichkeiten offeriert. Als wäre das Leben ein Warenhaus, in dem wir uns nur bedienen müssen.
Die real existierende Welt mit ihren Herausforderungen und den dringendst zu lösenden Problemen sehen wir bald nur noch vom Sofa aus in den Abendnachrichten.
Die Folge dieser Illusion: Sobald irgendetwas nicht aufgeht, wie wir uns das ausgemalt haben, wird in einer Art von demonstrativem Trotz die eigene Unglücklichkeit zelebriert und der Staat dafür in die Pflicht genommen, diesen Zustand zu beenden.
Die Risiken blenden wir genauso aus wie das Auftauchen von Hindernissen und Schwierigkeiten im Leben. Schließlich muss heute alles erreichbar sein. Glück als eine Art Zustand, der sich automatisch einstellen soll, wenn nur genügend persönliche Wünsche erfüllt sind.
Ab rund 45’000 Franken und nach oben offen gibt es Angebote in der Ukraine. In den USA, wo die Regelungen von Staat zu Staat variieren, ist Kalifornien der Hotspot. Mit klaren Regelungen und vertraglichen Absicherungen, aber dafür deutlich teurer. Ab rund 150’000 Franken ist man dabei.
Aber wer sich eine Leihmutter im Ausland sucht, muss sich gefasst machen auf Schwierigkeiten bei der Kindsregistrierung in der Schweiz. Viele Wunscheltern beklagen sich darüber, dass sie ihr im Ausland bestelltes Kind wegen des geltenden Verbots in der Schweiz oft nicht anerkennen lassen können. Fehlt nämlich eine genetische Verbindung, etwa weil der Leihmutter die Eizelle einer Drittperson eingepflanzt wurde, wird der Wunschmutter eine offizielle Anerkennung verweigert.
Es gibt eine Reihe weiterer kritischer Punkte, die gegen das Geschäft mit Mietbäuchen sprechen. Zu nennen sind etwa die gesundheitlichen Risiken für die Leihmutter. Auch wenn diese versicherungsrechtlich abgefedert werden können, bleiben diese Risiken bestehen. Etwa durch die Hormoneinnahmen, die Leihmüttern verabreicht werden. Doch Leihmütter werden in diesem Prozess als eine Art bessere Produktionsmaschinen erachtet, für die es nur gewisse Schutzvorschriften brauche.
Aber der vielleicht heikelste Punkt betrifft die biologischen Bindungen, die während der Schwangerschaft entstehen. Man weiß heute, wie wichtig Gefühle, Empfindungen während der Schwangerschaft sind – gerade auch für das heranwachsende Kind. Ein Kind im Mutterbauch bekommt sehr vieles bereits aus dieser Phase mit für seinen späteren Weg.
Die Forschung belegt, dass nicht nur die genetische Prägung die Entwicklung unserer Zellen steuert, sondern dass auch so genannte epigenetische Faktoren einen Einfluss haben. Gene können quasi aktiviert oder deaktiviert werden. Wie die Mutter während der Schwangerschaft lebt, hat also einen Einfluss auf das werdende Kind.
Unerfüllte Sehnsüchte allein rechtfertigen nicht jeden Eingriff. Schon gar nicht solche, die auch andere in Mitleidenschaft ziehen. Bei einer Leihmutterschaft gibt’s aber außer den Wunscheltern immer noch mindestens zwei weitere Beteiligte. Und eines davon, das ungeborene Kind, kann sich nicht mal dazu äußern.
Lebenssinn ist nicht nur verknüpft mit eigenen Kindern, sondern damit, was wir tun und wofür wir etwas tun. mehr Informationen