Dienstag, 20. September, 20.15 Uhr, Radio Maria Schweiz
In dieser Sendung dabei ist Dr. Richard Breslauer, jüdischer Dozent an der Jüdisch – Christlichen Akademie in Basel, und Hanspeter Obrist, Erwachsenenbilder aus Schmerikon
Die Bibel erzählt, dass Gott die Menschen geschaffen hat und sie im göttlichen Garten leben. In dem gibt es den Baum des Lebens und den unberührbaren Baum des Todes. Jemand verdreht die Worte Gottes und der Mensch lässt sich darauf ein.
Zentral aus christlicher Sicht ist, dass der Mensch selbst für sich bestimmen wollte, was gut für ihn ist. Er begann Gott zu misstrauen, dass er es gut mit ihm meint. Sobald dieses Urvertrauen in Gott fehlt, bricht die Beziehung zu ihm ab.
Gott sucht den Menschen, doch dieser versteckt sich vor Gott, weil er realisiert, dass er bloß und aufgedeckt vor Gott steht.
Gott sorgt für die passende Kleidung.
Wir lesen immer einen Abschnitt aus der Einheitsübersetzung 2016 und tauschen dann aus, was dieser Text für uns bedeutet.
Eine Zusammenfassung der Beiträge von Hanspeter Obrist:
1 Die Schlange war schlauer als alle Tiere des Feldes, die Gott, der HERR, gemacht hatte. Sie sagte zu der Frau: Hat Gott wirklich gesagt: Ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen? 2 Die Frau entgegnete der Schlange: Von den Früchten der Bäume im Garten dürfen wir essen; 3 nur von den Früchten des Baumes, der in der Mitte des Gartens steht, hat Gott gesagt: Davon dürft ihr nicht essen und daran dürft ihr nicht rühren, sonst werdet ihr sterben. 4 Darauf sagte die Schlange zur Frau: Nein, ihr werdet nicht sterben. 5 Gott weiß vielmehr: Sobald ihr davon esst, gehen euch die Augen auf; ihr werdet wie Gott und erkennt Gut und Böse. 6 Da sah die Frau, dass es köstlich wäre, von dem Baum zu essen, dass der Baum eine Augenweide war und begehrenswert war, um klug zu werden. Sie nahm von seinen Früchten und aß; sie gab auch ihrem Mann, der bei ihr war, und auch er aß.
Die Bibel erzählt, dass Gott die Menschen geschaffen hat. Sie in einem Garten leben. In dem gibt es den Baum des Lebens und den unberührbaren Baum des Todes. Jemand verdreht die Worte Gottes und der Mensch lässt sich darauf ein.
Nach christlichem Verständnis steht hinter der Schlange der Teufel, oder Durcheinanderbringer. Ein Engel, der nicht damit einverstanden war, wie Gott ihn gemacht hat und welche Aufgaben er ihm gegeben hatte. So lesen wir in Offenbarung 12,9: „Er wurde gestürzt, der große Drache, die alte Schlange, die Teufel oder Satan heißt und die ganze Welt verführt; der Drache wurde auf die Erde gestürzt und mit ihm wurden seine Engel hinabgeworfen.“
Zentral aus christlicher Sicht ist, dass der Mensch selbst für sich bestimmen wollte, was gut für ihn ist. Er begann Gott zu misstrauen, dass er es gut mit ihm meint. Sobald dieses Urvertrauen in Gott fehlt, bricht die Beziehung zu ihm ab.
Essen meint, etwas wird Teil von mir. Ein Beispiel aus Sprüche 9
1 Die Weisheit hat ihr Haus gebaut, … und lädt ein … Zum Unwissenden sagt sie: 5 Kommt, esst von meinem Mahl und trinkt vom Wein, den ich mischte! 6 Lasst ab von der Torheit, dann bleibt ihr am Leben und geht auf dem Weg der Einsicht!
Essen symbolisiert eins werden, teil werden. Teil vom Baum des Todes, Teil von der Weisheit, Im neuen Festmahl Gottes, Teil vom ewigen Leben. Es geht um die Entscheidung, ob wir uns für das Leben, statt den Tod wählen.
Auch Jesaja beschreibt das kommende Königreich mit den Worten: Jesaja 55,1 „Auf, alle Durstigen, kommt zum Wasser! Die ihr kein Geld habt, kommt, kauft Getreide und esst, kommt und kauft ohne Geld und ohne Bezahlung Wein und Milch!“
Der Mensch hält sich nicht an Gott Anweisungen, wie das Leben gelingen soll. Dafür kann Gott nicht verantwortlich gemacht werden.
In Jesaja 14,14 wird das Wesen des Bösen beschrieben: «Ich will über Wolkenhöhen emporsteigen, dem Höchsten will ich mich gleichstellen.» Das eigentliche Wesen von Sünde ist, dass man von Gott gegebene Gaben und Grenzen in Frage stellt. Es ist, wie wenn ein Mosaikstein das Gesamtwerk verlässt.
Wir lesen jetzt über die Folgen des Ungehorsams:
7 Da gingen beiden die Augen auf und sie erkannten, dass sie nackt waren. Sie hefteten Feigenblätter zusammen und machten sich einen Schurz. 8 Als sie an den Schritten hörten, dass sich Gott, der HERR, beim Tagwind im Garten erging, versteckten sich der Mensch und seine Frau vor Gott, dem HERRN, inmitten der Bäume des Gartens. 9 Aber Gott, der HERR, rief nach dem Menschen und sprach zu ihm: Wo bist du? 10 Er antwortete: Ich habe deine Schritte gehört im Garten; da geriet ich in Furcht, weil ich nackt bin, und versteckte mich. 11 Darauf fragte er: Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? Hast du von dem Baum gegessen, von dem ich dir geboten habe, davon nicht zu essen? 12 Der Mensch antwortete: Die Frau, die du mir beigesellt hast, sie hat mir von dem Baum gegeben. So habe ich gegessen. 13 Gott, der HERR, sprach zu der Frau: Was hast du getan? Die Frau antwortete: Die Schlange hat mich verführt. So habe ich gegessen.
Ich finde es bemerkenswert, dass der Mensch sich vor Gott versteckt. Gott sucht den Menschen, doch er versteckt sich vor Gott, weil er realisiert, dass er mit leeren Händen dasteht. Er ist nicht würdig Gott zu begegnen. Ihm fehlt die entsprechende Kleidung. Es ist bloß und aufgedeckt vor Gott.
Die Schuldzuweisung an andere ist ein uns bekanntes Muster geworden, anstatt Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen.
In Jesaja 59,2 wird beschrieben, wie die Sünde die Beziehung zu Gott zerstört: „Eure Vergehen stehen trennend zwischen euch und eurem Gott; eure Sünden haben sein Gesicht vor euch verdeckt, sodass er nicht hört.“
In Jesaja 1,4 wird es so beschreiben: „Sie haben den HERRN verlassen, den Heiligen Israels verschmäht und ihm den Rücken zugekehrt.“
Christen verstehen die Bibel so, dass der Mensch seine ursprüngliche Stellung durch den Sündenfall von Adam und Eva verloren hat und dass er diese nicht mehr aus sich selbst heraus erreichen kann. Der Mensch war ursprünglich eingesetzt als Verwalter des göttlichen Gartens.
Jetzt gehen wir zu Gottes Antwort
14 Da sprach Gott, der HERR, zur Schlange: Weil du das getan hast, bist du verflucht unter allem Vieh und allen Tieren des Feldes. Auf dem Bauch wirst du kriechen und Staub fressen alle Tage deines Lebens. 15 Und Feindschaft setze ich zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen. Er trifft dich am Kopf und du triffst ihn an der Ferse. 16 Zur Frau sprach er: Viel Mühsal bereite ich dir und häufig wirst du schwanger werden. Unter Schmerzen gebierst du Kinder. Nach deinem Mann hast du Verlangen und er wird über dich herrschen. 17 Zum Menschen sprach er: Weil du auf die Stimme deiner Frau gehört und von dem Baum gegessen hast, von dem ich dir geboten hatte, davon nicht zu essen, ist der Erdboden deinetwegen verflucht. Unter Mühsal wirst du von ihm essen alle Tage deines Lebens. 18 Dornen und Disteln lässt er dir wachsen und die Pflanzen des Feldes wirst du essen. 19 Im Schweiße deines Angesichts wirst du dein Brot essen, bis du zum Erdboden zurückkehrst; denn von ihm bist du genommen, Staub bist du und zum Staub kehrst du zurück.
Irenäus von Lyon (135–202) bezieht diese Aussage in Vers 15 vom Nachkommen auf Jesus: „Er wurde von Maria geboren“ (Irenäus: Adversus Hereses, Buch III Kap. 23, 7. 21 bzw. V Kap. 21, 1.22).
Es ist eine Gerichtsaussage an den Durcheinanderbringer (Diábolos) und eine Antwort auf den Fall des Menschen, mit der Prophezeiung, dass ein Mensch die Macht des Bösen besiegen wird. Dabei wird es der Schlange aber gelingen, diesen Menschen zu verletzen.
Die Nachkommenschaft der Schlange ist dabei im geistigen Sinn zu verstehen. Der Teufel hat keine leiblichen Nachkommen, aber er hat geistige Nachfahren. Damit sind Menschen und Engel gemeint, die sich von ihm anstecken lassen. So sagte Jesus einmal: „Ihr habt den Teufel zum Vater und ihr wollt das tun, wonach es euren Vater verlangt“ (Johannes 8,44). Und in Matthäus 13,41 sagt er: „Der Menschensohn wird seine Engel aussenden und sie werden aus seinem Reich alle zusammenholen, die andere verführt und Gesetzloses getan haben“.
Genauso könnte man auch die Nachkommen der Frau als geistige Nachkommen sehen. Doch das ergibt eigentlich keinen Sinn, da sich die Frau gerade vom Teufel hat vereinnahmen lassen und so ein Kind der Sünde geworden ist. Geistlich gesehen steht sie also auf der gleichen Seite wie die Schlange. Der logische Sinn ist daher, dass ein Nachkomme der Frau alle Nachkommen der Rebellion überwinden wird, indem der Kopf der Bewegung vernichtet wird. Gerade ein Mensch, den der Teufel soeben zu Fall gebracht hat, soll ihn zu Fall bringen.
Die einzige Person in der Bibel, die am Fuß verletzt wird, ist Jesus am Kreuz. Dort könnte man einwenden, dass der Teufel durch die Kreuzigung von Jesus noch nicht zerstört worden ist. Doch in der Bibel wird auch nicht behauptet, dass mit dem Tod und mit der Auferstehung von Jesus das Böse vollständig vernichtet wird, sondern dass dem Teufel die endgültige Macht entrissen wird. So schreibt Paulus an die Korinther (1.Korinther 15,55.57): „Wo ist, Tod, dein Sieg? Wo ist, Tod, dein Stachel? Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus!“ Nachdem der Teufel am Anfang noch zu Jesus sagte: „Mir ist diese Macht“ (Lukas 4,6), sagt der auferstandene Jesus: „Mir ist alle Macht gegeben worden“ (Matthäus 28,18). Er rettet alle, die das wollen, aus der „Macht der Finsternis und versetzt [sie] in das Reich des Sohnes seiner Liebe“, wie es in (Kolosser 1,13 steht.
Im Hebräischen steht das „zermalmen“ in diesem Vers in der männlichen dritten Person Singular. Somit muss man übersetzen: „Ich will Feindschaft setzen zwischen deinen Nachkommen und ihrem Nachkommen, er wird dir den Kopf zermalmen.“ Damit eröffnet sich die Perspektive eines Messias, der die Macht des Bösen brechen wird.
Im katholischen Katechismus steht: (§ 410) „Diese Stelle des Buches Genesis [Gen 3,15] wird ,,Protoevangelium“ genannt, da sie die erste Ankündigung des erlösenden Messias sowie eines Kampfes zwischen der Schlange und der Frau und des Endsieges eines Nachkommens der Frau ist.“
In Offenbarung 12,10.11 steht: „gestürzt wurde der Ankläger unserer Brüder, der sie bei Tag und bei Nacht vor unserem Gott verklagte. 11 Sie haben ihn besiegt durch das Blut des Lammes und durch ihr Wort und ihr Zeugnis. Sie hielten ihr Leben nicht fest, bis hinein in den Tod.“
Damit verliert das Böse seine Macht, auch wenn es noch da ist.
Im Schlussabschnitt geht es um die Trennung zwischen Gott und den Menschen.
20 Der Mensch gab seiner Frau den Namen Eva, Leben, denn sie wurde die Mutter aller Lebendigen. 21 Gott, der HERR, machte dem Menschen und seiner Frau Gewänder von Fell und bekleidete sie damit. 22 Dann sprach Gott, der HERR: Siehe, der Mensch ist wie einer von uns geworden, dass er Gut und Böse erkennt. Aber jetzt soll er nicht seine Hand ausstrecken, um auch noch vom Baum des Lebens zu nehmen, davon zu essen und ewig zu leben. 23 Da schickte Gott, der HERR, ihn aus dem Garten Eden weg, damit er den Erdboden bearbeite, von dem er genommen war. 24 Er vertrieb den Menschen und ließ östlich vom Garten Eden die Kerubim wohnen und das lodernde Flammenschwert, damit sie den Weg zum Baum des Lebens bewachten.
Eden steht für Christen für das verlorene Paradies. Und der Baum des Lebens steht für den Messias Jesus, der sagte: «Ich gebe ihnen ewiges Leben.» Johannes 10,28
Das geschieht durch das Anteil nehmen, eins werden. So sagt Jesus in Matthäus 26,26: „Während des Mahls nahm Jesus das Brot und sprach den Lobpreis; dann brach er das Brot, reichte es den Jüngern und sagte: Nehmt und esst; das ist mein Leib.“
Was muss es für Adam und Eva für ein Schock gewesen sein, als Gott ein Tier tötete und damit ein Schöpfungswerk von sich zerstörte, um daraus für sie Kleider zu machen.
Was für Gedanken gingen wohl Adam durch den Kopf, als er sah, wie ein Tier nur wegen ihm sterben musste. Unbegreiflich! Doch es musste sein, denn nur in diesen Kleidern konnte der Mensch vor Gott weiterbestehen. Auch der Tod von Jesus ist menschlich gesehen unverständlich. Doch es ist der von Gott bestimmte Weg, wie wir vor Gott bestehen können.
Durch den Tod des unschuldigen Tieres, dem allerersten Tod in der Bibel, wurde erschreckend deutlich, welch ein Unheil, welch furchtbare Wirklichkeit die Sünde – die Rebellion gegen Gottes Schöpfungsabsicht – ist. Paulus schreibt: „Der Tod ist die Konsequenz der Sünde“ (Römer 6,23).
Es ist bewegend, wie Gott zu Hilfe eilt. Hier wird die Liebe Gottes sichtbar. Er sorgt als der himmlische Vater für die rechte Kleidung. In Jesus wird die gleiche Liebe sichtbar, die uns durch seinen Tod am Kreuz unsere Scham wegnimmt und uns zu freudigen Kindern Gottes macht.
Der entscheidende Punkt ist, dass wir einsehen, dass unsere Feigenblätter – unsere Selbstgerechtigkeit – vor Gott nicht genügen.
Jesaja schreibt: „Ich freue mich im Herrn … denn er hat mich angezogen mit Kleidern des Heils und mit dem Rock der Gerechtigkeit gekleidet.“ (Jesaja 61,10)
Um was geht es in der nächsten Sendung am Dienstag, 15. November 2022, 20.15 Uhr?
Es geht um das Gespräch von Abraham und Gott in Genesis 18. Wenn Sie dazu schon Fragen haben, senden sie diese, damit wir sie in der Sendung aufnehmen können.