Jesus sagt nicht, dass wir als Belohnung für ein gutes Leben das ewige Leben bekommen.
Er sagt: „Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tod in das Leben übergegangen“ (Johannes 5,24).
Wir übertragen diese Aussage oft mit: Wer mein Wort hört und glaubt, der wird das ewige Leben erhalten.
Jesus sagt aber: „Hat ewiges Leben.“
Das ist keine einmalige, missverständliche Aussage. Auch in Johannes 6,47 sagt Jesus: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, hat ewiges Leben.“
Der Zugang zum ewigen Leben ist der Glaube.
Glaube im biblischen Kontext bedeutet nicht ein Fürwahrhalten. Glaube bedeutet, jemandem zu vertrauen oder sich anzuvertrauen. Wer sich Jesus anvertraut, bei dem verändert sich etwas.
Als Lazarus, der Bruder von Maria und Marta, gestorben war, sagte Jesus zu Marta: „Dein Bruder wird auferstehen. 24 Marta spricht zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird in der Auferstehung am letzten Tag. 25 Jesus sprach zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist; 26 und jeder, der da lebt und an mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit. Glaubst du das? 27 Sie spricht zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll“ (Johannes 11,23-27).
In Johannes 11,24 bringt Marta die jüdische Auferstehungshoffnung zum Ausdruck: „Ich weiß, dass er auferstehen wird in der Auferstehung am letzten Tag.“ So wie es auch in Psalm 49,16 heißt: „Gott wird mich auslösen aus der Gewalt der Unterwelt, ja, er nimmt mich auf.“ Die Vorstellung ist, wie in Hesekiel beschrieben, dass die Gebeine zusammenrücken und daraus wieder Menschen auf dieser Erde entstehen werden (Hesekiel 37,7-10).
Jesus aber sagt: Das ewige Leben hat schon begonnen. Wer zum lebendigen Glauben kommt, der hat das ewige Leben. Er wird nicht im jüdischen Sinne in der Erde ruhen und auf die Auferstehung warten.
Das Überraschende ist, dass das ewige Leben dann beginnt, wenn wir uns mit Jesus verbinden.
Wir sind nicht Nachfolger von Jesus, um eines Tages bei Gott zu sein. Sondern Gott will bei uns sein und schon jetzt das Leben mit uns teilen. Wir bauen jetzt die Beziehung zu Gott auf, die in alle Ewigkeit andauern wird.
In der Ewigkeit lebt man nicht in der Vergangenheit oder hofft ständig auf die Zukunft. Ewigkeit ist Leben im Jetzt. Jetzt wollen wir unser Leben mit Gott teilen, ihm zuhören, ihm unsere Beobachtungen sagen und ihm mitteilen, was wir an ihm schätzen.
Jesus eröffnet noch eine andere Perspektive, indem er sagt: „Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin“ (Johannes 17,16), doch „sie sind in der Welt“ (Johannes 17,11).
Das Besondere am Christsein ist, dass wir im Bewusstsein leben, dass wir nicht mehr von dieser Welt, aber in dieser Welt sind. Diese Aussage hat sich mir als Jugendlicher in der Jugendgruppe tief eingeprägt.
Für viele Menschen sind wir wie Außerirdische. Wir fühlen anders, beurteilen die Dinge anders und wir machen nicht überall mit. Wir haben andere Werte.
Als wir damals mit einer säkularen Jugendgruppe etwas gemeinsam gestalteten, sagte jemand, sie hätten Respekt vor uns, weil wir zu unserer Meinung standen und uns besser organisieren konnten.
Da ist etwas Wahres dran. Wenn man lernt, seine Meinung auch bei Gegenwind zu vertreten, kann man sich mit der Zeit auch besser artikulieren und Spannungen aushalten. Heute spricht man von Resilienz. Darunter versteht man die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne dauerhafte Beeinträchtigung zu bewältigen.
Jesus geht seinen Weg, egal was die Leute um ihn herum denken. Wir lassen uns von ihm inspirieren, auch wenn die Menschen um uns herum andere Werte pflegen und vertreten.
Es ist sogar so, dass Gott sich und seine Werte durch uns in dieser Welt erfahrbar macht. Im „Unser Vater“ beten wir: „Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden“ (Matthäus 6,10).
So ist unser Herzensanliegen: „Herr, hilf uns, dein Reich in unserer Umgebung erfahrbar zu machen. Wir wollen dir unsere Hände, unsere Füße und unseren Mund zur Verfügung stellen. Führe uns durch deinen Heiligen Geist, dass wir deine Wahrheit immer tiefer erkennen. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.“
In Philipper 3,20 schreibt Paulus: „Unser Bürgerrecht ist in den Himmeln“.
Wie wird man Bürger eines anderen Landes? Indem man sich mit einem Menschen dieses Landes in einer verbindlichen Lebensgemeinschaft vereinigt.
Das ist auch das Bild für Jesus. Wenn wir eine Lebensgemeinschaft mit ihm beginnen, dann haben wir durch ihn das himmlische Bürgerrecht.
Wir werden sogar zu Botschaftern dieses Reiches. Paulus schreibt. „So sind wir nun Gesandte an Christi statt, indem Gott gleichsam durch uns ermahnt; wir bitten für Christus: Lasst euch versöhnen mit Gott!“ 2.Korinther 5,20. Die Übersetzung „Hoffnung für alle“ übersetzt: „Botschafter von Christus“
Wir repräsentieren Gott und sein Reich. Das war auch die ursprüngliche Aufgabe des Menschen ganz am Anfang.
Unser jetziges Leben ist also nicht dazu da, um das ewige Leben bei Gott zu erhalten. Es geht darum, dass sich göttliches Leben im Hier und Jetzt zeigt und erfahrbar wird.
Wir werden nicht als Belohnung für ein gutes Leben Kinder Gottes, sondern wir sind Kinder Gottes, weil wir uns mit Gott verbinden, indem wir uns Jesus anvertrauen.
Das heißt, wir wollen nicht etwas werden, sondern wir leben, so gut es geht, was wir sind. Das ist der springende Punkt.
Paulus schreibt im Epheserbrief, dass wir unser Denken erneuern. Das heißt, wir werden uns bewusst, wer wir sind, und das verändert unsere Haltung gegenüber uns selbst und anderen gegenüber.
Wie verstehen wir uns selbst? Jesus erzählt das Gleichnis vom verlorenen Sohn, weil die Pharisäer nicht so werden wollen wie der himmlische Vater. Genauso wie der ältere Sohn im Gleichnis.
Jesus sagt in Lukas 6,36: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“ Dabei geht es nicht um ein unerreichbares Ideal, sondern darum, dass wir beginnen, uns so zu verhalten, wie der himmlische Vater. Also im Vaterherz-Modus leben, weil wir als Kinder Gottes so werden wollen, wie er ist.
Es gibt ein Buch mit dem Titel: „Nicht wie bei Räubers“. Die Idee dahinter ist, dass wir als Königskinder leben und deshalb andere Umgangsformen haben. Wir leben mit der Würde eines Königskindes. Auch wenn nicht immer alles rund läuft.
In diesem Gleichnis kann Tom sein Glück kaum fassen, als er von der Königsfamilie aufgenommen wird. Doch dann zerstört er eine wertvolle Uhr. Aus Angst vor einer Bestrafung flieht er aus dem Palast. Aber die Liebe des königlichen Vaters ist anders. In seinen Armen kann Tom zur Ruhe kommen. Liebe und Vertrauen wachsen in ihm, auch wenn er immer wieder Fehler macht.
Die Geschichte zeigt, was unsere Identität in Christus wirklich bedeutet: Wir sind als Kinder Gottes angenommen. Als Kinder haben wir eine ganz andere Beziehung zu Gott. Es geht um Liebe und Vertrauen. Wir müssen nicht etwas werden, sondern wir leben unsere neue Identität.
Paulus schreibt im Römerbrief 8,38-39: „Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben, … können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“
Oder wie es Jesus sagt: „Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tod in das Leben übergegangen“ (Johannes 5,24).