In Offenbarung 3 erhalten die drei Gemeinden Sardes, Philadelphia und Laodizea einen Brief von Jesus.
Sardes war der Ausgangspunkt der 2500 Kilometer langen persischen Königsstraße nach Persepolis. Hier wurden jüdische Kriegsveteranen angesiedelt. Sardes galt als Zentrum der Herstellung von Teppichen und des Färbens von empfindlichem Wollmaterial. Dazu bildeten Goldgewinnung und Handel reiche Einnahmequellen.
Die Gemeinde in Sardes empfängt durch Johannes ein Sendschreiben, in dem Jesus ihren geistlichen Zustand bemängelt (Offenbarung 3,1–6). In den Augen von Jesus ist die christliche Gemeinschaft in Sardes zwar aktiv, doch der lebendige Glaube fehlt. Die Gemeinde wird aufgefordert aufzuwachen. Jesus ruft auch in den Evangelien mehrmals zu Wachsamkeit auf. Denen, die ans Ziel kommen, verspricht Jesus weiße Kleider und seine persönliche Fürsprache vor dem himmlischen Vater. Jesus sagt schon in Matthäus 10,32: „Jeder, der sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen.“
Im Buch des Lebens (Offenbarung 3,5), sind die Namen derer geschrieben, die am ewigen Leben Anteil haben. In Psalm 69,29 steht: „Sie seien aus dem Buch des Lebens getilgt und nicht bei den Gerechten verzeichnet.“
Die Engel erscheinen immer in weißen Gewändern: So ist es im Grab von Jesus (Johannes 20,12) und auch bei der Himmelfahrt (Apostelgeschichte 1,10). Weiß ist die Farbe der Reinheit. Auch die vierundzwanzig Ältesten vor dem Thron Gottes sind in weiße Gewänder gekleidet (Offenbarung 4,4), ebenso die große Schar der Erlösten aus allen Nationen (Offenbarung 7,9).
Jesus hebt im Sendschreiben an die Gemeinde in Philadelphia (Offenbarung 3,7–13) die Standhaftigkeit der Gläubigen und die treue Verkündigung des Wortes Gottes hervor. Wer am Glauben dranbleibt, dem verspricht Jesus das Bürgerrecht im neuen himmlischen Jerusalem.
Jesus hält nicht nur den Schlüssel in der Hand (Offenbarung 1,18), sondern schließt und öffnet auch (Offenbarung 3,7). Der Schlüssel Davids ist ein Begriff aus Jesaja 22,22. Gott verspricht dort Eljakim, dass er als ein von Gott eingesetzter König handeln wird. Ebenso verspricht Jesus seinem Jünger Petrus (Matthäus 16,19) und der Gemeinde (Matthäus 18,18-19), dass sie in göttlicher Autorität handeln werden: „Alles, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden sein, und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, das wird auch im Himmel gelöst sein. Weiter sage ich euch: Was auch immer zwei von euch auf Erden einmütig erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten“. Jesus spricht hier von der Loslösung von Schuld. Die Schriftgelehrten dagegen haben den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen. Sie fokussieren auf das Falsche und verhindern damit, dass Menschen die Schuld vergeben wird (Lukas 11,52).
Mit der „Synagoge des Satans“ ist nicht gemeint, dass alle Juden vom Teufel sind. Vielmehr sind damit diejenigen gemeint, die so tun, als glauben sie an Gott, aber nicht wirklich glauben, was in der Torah verheißen ist. So können auch in unseren Kirchen Menschen sein, die fromm daherkommen, aber gar nicht von Herzen glauben.
Wenn Gott eine Tür zu den „Feinden“ öffnet, kann sie niemand verschließen. Jesus kann uns auch vor aller Versuchung bewahren. Da hier ein Bewahren vor der Versuchung über die ganze Erde versprochen wird, interpretieren einige Bibelausleger diese Stelle als einen Hinweis auf die Entrückung. Andere sehen darin eine Bewahrung dieser Gemeinde vor Not.
Wie im Gleichnis von den zehn Jungfrauen (Matthäus 25,8-9) werden in Offenbarung 3,11 die Gläubigen aufgefordert, darauf zu achten, dass ihnen niemand den Siegeskranz wegnimmt.
In Offenbarung 3,12 verspricht Jesus einen neuen Namen. In der Bibel enthalten viele Namen einen Bezug zu Gott. Unser neuer göttlicher Name drückt unsere Beziehung zu Gott aus. In Philadelphia gab es auch Säulen mit den Namen von ehrenvollen Bürgern oder Wohltätern. So ist das ein Bild aus ihrem Umfeld.
Der Begriff „das Neue Jerusalem“ kommt hier und in Offenbarung 21,2 vor: „Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen; sie war bereit wie eine Braut, die sich für ihren Mann geschmückt hat.“ Im hebräischen Begriff „Jeruschalaim“ (Jerusalem in der Dualform) kommt zum Ausdruck, dass es zwei Jerusalem gibt – genauso, wie es auch zwei Beine gibt. Wenn Gottes Reich auf die Erde kommt, verbinden sich die beiden und Gottes Willen geschieht wie im Himmel so auf Erden (siehe das „Vaterunser“, Matthäus 6,10).
Laodizea war die Gerichtsstadt der Provinz Asia und übte große Anziehungskraft auf Geschäftsleute, Banker und Handwerker aus. Das warme Thermalwasser, das vom 10 Kilometer entfernten Hierapolis nach Laodizea geleitet wurde, verwendete man zur Herstellung einer speziellen Augensalbe, für Heilbäder und für ein neues Verfahren zur Purpurfärbung von Stoffen mithilfe einer Pflanzenwurzel. Damit erhielt die aufwändige Färbung von Stoffen mit der syrischen Purpurschnecke Konkurrenz. Laodizea stieg bald zum größten Hersteller von Purpurstoffen im römischen Reich auf und gab in Sachen Mode den Ton an.
Laodizea wird im Neuen Testament im Kolosserbrief (Kolosser 2,1; 4,13–16) und in der Offenbarung des Johannes (Offenbarung 1,11; 3,14) erwähnt. Die Gemeinde in Laodizea ist die einzige, der Jesus im Sendschreiben kein Lob zukommen lässt (Offenbarung 3,14–22).
Ihre Selbsteinschätzung, reich zu sein und keine Not zu haben, steht im krassen Widerspruch zum Urteil Christi, der sie als arm, bedürftig, elend, bemitleidenswert, blind und nackt bezeichnet. Sie denken, sie seien nicht von Gott abhängig. Jesus sagt in Anspielung auf das in Laodizea nur noch lauwarme Thermalwasser von Hierapolis: „Weil du lau bist und weder kalt noch heiß, werde ich dich aus meinem Mund ausspeien.“
Es gibt nur eine einzige Hoffnung für die dortige Gemeinde: Jesus sagt, er stehe vor der Tür und warte darauf, eingelassen zu werden. Wer zum Sieg durchdringt, dem verspricht Jesus Ehrenplätze im himmlischen Reich (Offenbarung 3,20–21).
Jesus bezeichnet sich als Anfang der Schöpfung (Offenbarung 3,14). In Kolosser 1,16 beschreibt Paulus, was damit gemeint ist: „Denn in ihm wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten; alles ist durch ihn und auf ihn hin erschaffen.“
Jesus fordert die Gemeinde auf, von ihm Gold, weiße Kleider und Salbe zu empfangen (Offenbarung 3,18). In 1.Korinther 3,12 steht, dass wir auf der Grundlage von Jesus Christus mit Gold, Silber, kostbaren Steinen, mit Holz, Heu oder Stroh weiterbauen können. Nicht eigene Verdienste, sondern Gottes Gold, seine Kleider und sein Salbe helfen uns weiter.
Was können wir aus den Sendschreiben lernen? Die Kultur, in denen wir leben färbt oft auf das Gemeindeleben ab – meist nicht zum Guten.
Doch Jesus sorgt sich um jede örtliche Gemeinde. Er verwendet Bilder und die Sprache, die lokal verstanden werden.
Text: Hanspeter Obrist
Apokalypse – Das biblische Buch der Offenbarung
Das Buch der Offenbarung (1)
Briefe aus dem Himmel (2)
Jesus sorgt sich um jede Gemeinde (3)
Ein Blick auf den Thron Gottes (4)
Wer ist würdig? (5)
Das Lamm enthüllt die Geheimnisse (6)
Rettung kommt von Gott (7)
Die Antwort auf die Gebete der Heiligen (8)
Das Böse hat Grenzen (9 und 10)
Gott sucht Anbeter (11)
Die Frau und der Drache (12)
Der Drache mobilisiert die ganze Welt (13)
Die Ernte (14)
Der Mensch verharrt in seiner Auflehnung gegen Gott (15-16)
Babylon und ihr Fall (17-18)
Das große Halleluja (19)
Die letzte Einladung (20)
Das himmlische Jerusalem (21)
Das Schluss-Statement von Jesus (22)
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