23.10.20 Nach den Emiraten und Bahrain bewegt sich auch der islamisch geprägte Staat im Nordosten Afrikas auf Israel zu. US-Präsident Trump verkündet die Nachricht.
Die Anführer der Länder haben beschlossen, die Beziehungen zu normalisieren «und den Kriegszustand zwischen ihren Nationen zu beenden», hiess es in einer vom Weissen Haus verbreiteten Mitteilung der USA, des Sudan und Israels vom Freitag. Sudanesische Truppen haben im Unabhängigkeitskrieg 1948 gegen Israel gekämpft. In Khartum, der Hauptstadt des afrikanischen Landes, hatte die Arabische Liga außerdem 1967 ihre Resolution mit den berühmten „drei Neins“ verabschiedet: Nein zum Frieden mit Israel, Nein zur Anerkennung des jüdischen Staates, Nein zu Verhandlungen mit Jerusalem.
Israel und der Sudan haben nach Angaben von US-Präsident Donald Trump eine Normalisierung ihrer Beziehungen vereinbart. Dies sei ein „weiterer wichtiger Schritt hin zu Frieden im Nahen Osten„, sagte Trump vor Journalisten im Weißen Haus. Auf Twitter kündigte er an, weitere arabische Staaten würden sich demnächst in die gleiche Richtung bewegen.
Unmittelbar zuvor hatte das Weiße Haus Schritte eingeleitet, um den Sudan von einer US-Terrorliste zu streichen. Die sudanesische Übergangsregierung habe 335 Millionen Dollar (rund 283 Millionen Euro) zur Entschädigung von Überlebenden und Angehörigen der Opfer von Terroranschlägen bereitgestellt, erklärte das Weiße Haus.
Nach der Streichung von der Terrorliste dürfte es unter anderem für internationale Firmen und Banken einfacher werden, im Sudan Geschäfte zu machen. Zudem kann Khartum damit auch leichter wieder Zugang zu Hilfen multilateraler Geberinstitutionen bekommen, etwa vom Internationalen Währungsfonds. Das Land ist arm und braucht dringend Hilfe. Mit der Aufhebung der Sanktionen erhält das Land sofort Wirtschaftshilfe in dreistelliger Millionenhöhe. Sudan befindet sich auf einem wackeligen Weg in Richtung Demokratie und braucht die Hilfe der USA. Gleichzeitig gibt es viele Gruppen im Land, die andere Interessen haben und Israel nach wie vor feindlich gesinnt sind. Denn bis zum Sturz von Staatspräsident Umar al-Baschir 2019 war Sudan ein enger Verbündeter Irans. Teheran nutzte das Land, um die radikalislamische Hamas und den Islamischen Jihad aufzurüsten, die gegen Israel kämpfen. Israels Luftwaffe bombardierte daher immer wieder Waffenkonvois in Sudan, die auf dem Weg nach Gaza waren.
Dass sich das islamisch geprägte Land nun auf Israel zubewegt, ist ein Paradigmenwechsel für die gesamte Region. In der wachsen seit einigen Jahren zwei neue Blöcke. Da sind zum einen die Türkei, der Iran, Syrien, Katar und die Palästinenser. Und auf der anderen Seite Saudi-Arabien, die Golfstaaten, Ägypten, Israel und nun auch Sudan.
Diese neuen Freund- und Feindschaften gehen auf die Nahostpolitik des früheren US-Präsidenten Barack Obama zurück. Mittels des von ihm initiierten Nuklearabkommens ermöglichte er Iran ein Comeback in der Region. Teheran begann seine Machtposition aggressiv auszubauen, ob im Irak oder Syrien, in Jemen oder Libanon. Schnell begriffen Saudi-Arabien und andere sunnitische Staaten, dass Israel ihr kleineres Problem ist. Jerusalem wurde nun zu einem wichtigen Verbündeten im gemeinsamen Kampf gegen die wachsende Macht Irans.
Außerdem kann man mit Israel, einem der weltweit wichtigsten Hightechstandorte neben dem Silicon Valley, auch noch Gewinn machen. Das atemberaubende Tempo, in dem die Emirate, Bahrain und Israel nur zwei Monate nach der Aufnahme diplomatischer Beziehungen ihre Zusammenarbeit vorantreiben, zeigt, dass diese neue Konstellation dabei ist, ein mächtiges wirtschaftliches Powerhouse zu werden.
Die Emirate und Israel haben soeben angekündigt, dass eine israelische Ölpipeline in die Emirate verlängert wird, womit der kürzeste und billigste Weg von Öl aus der Golfregion nach Europa entsteht. Zudem arbeitet man miteinander an der Entwicklung eines Impfstoffes gegen Corona.
Die palästinensische Führung verurteilte die angekündigte Normalisierung der Beziehungen. Diese verstoße gegen die saudische Friedensinitiative und die Erklärungen der Arabischen Liga der „drei Neins“, teilte das Büro von Präsident Mahmud Abbas in Ramallah mit.
Inzwischen gibt es weitere diplomatische Bemühungen. Israel sieht in Katar die Gelegenheit für den nächsten politischen Durchbruch. Bislang gilt Katar als finanzieller Schutzpatron der radikalislamischen Hamas in Gaza. Der Nahe Osten verändert sich gerade sehr viel schneller, als es noch vor Kurzem für möglich gehalten wurde. mehr Informationen