Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ein Land wie die USA, das durch Einwanderung aufgebaut und zur Blüte gebracht wurde, den Zustrom von Ausländern an seiner Küste als Problem wertet.
Das gilt auch für den Staat Israel, der sich überraschenderweise in einer Situation wiederfand, in der er von unerwünschten afrikanischen Migranten überschwemmt wird, die über die ägyptische Grenze strömten und die israelische Regierung mit einem ernsten Dilemma konfrontierten. Die Situation eskalierte durch eine Demonstration letzte Woche in Tel Aviv. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu verurteilte schnellstens den Ton der Demonstration und das Verhalten einiger Mitglieder seiner Partei, welches –wie er zu Recht erklärte – „keinen Platz hat“ im Land.
Man zugeben, dass es eine absurde Vorstellung ist, das winzige Israel als die Lösung für Afrikas Armut zu betrachten. Schätzungsweise 70.000 illegale afrikanische Immigranten befinden sich gegenwärtig in Israel – das macht einen Immigranten auf 100 Israelis, Juden wie Araber gleichermassen. Für ein solch kleines Land ist dies eine grosse Last für jeden Israeli.
Die Flüchtlinge wollen Kriegen und Hungersnöten entkommen und sie sehen das demokratische und prosperierende Israel als einzigen Zufluchtsort in der Region. Es stimmt auch, dass sie im Gegensatz zu den anderen Ländern, die sie auf ihrem Weg nach Israel durchqueren, vom jüdischen Staat mit Barmherzigkeit behandelt werden.
Die jüdische Tradition, sich um den Heimatlosen und Fremden zu kümmern, schuf grosse Sympathien für die Migranten in Israel. Doch während es für das Land noch möglich war, die anfänglich geringe Anzahl derjenigen aufzunehmen, die ihren Weg nach Israel fanden (darunter auch politische Flüchtlinge), beläuft sich die aktuelle Zahl auf 1000 neue illegale Einwanderer pro Monat. Die Situation ist aus dem Ruder gelaufen.
Egal wie einwandererfreundlich Israel auch sein mag, jede Nation hat das Recht und die Pflicht, seine Grenzen zu überwachen. Aber man darf von keiner Nation erwarten, eine Situation einfach zu akzeptieren, besonders wenn sie einen Anstieg der Kriminalität und anderer sozialen Probleme mit sich zieht.