Tarafa Baghajati über Demokratie und Islam
Wir können als Muslime der Menschheit nicht ein Modell der Schura (Beratung) als Regierungsform anbieten.
Gerade in einer mehrheitlich muslimischen Gesellschaft oder wo die Mulime Minderheiten sind, passiert dem Islam gar nichts.
Demokratie ist nicht automatisch Diktatur der Mehrheit.
Daher ist es sehr wichtig zu betonnen, dass Demokratie an sich in keinster Weise den Islam gefährdet. Ja umgekehrt, Diktatur gefärdet erst recht den Islam und das haben wir auch gesehen.
Transkription:
1.09 Im Islam ist gerechtes Handeln und Regieren sehr wichtig …
1.35 Beratung (Schura) ist im Islam umbestritten … Mohamed hat sich mit seinen Begleitern beraten … sie lassen sich immer voneinander beraten.
2.04 – 2.54 Wurde diese Schura als politisches System je in einer islamischen Form, ausser in den Zeiten der rechtgeleiteten Kalifen, etabliert und gezeigt? Und hier müssen wir hart antworten und sagen: Nein. Es wurde leider in der islamischen Geschichte dieses Prinzip vernachlässigt politisch. Und wir können nicht als Muslime der Menschheit ein Modell der Schura als Regierungsform anbieten. Leider aber es ist der Fall.
4.45 Im Koran wird negativ geurteilt über Leute, die nicht den Weg Allahs nehmen … die Leute die anders urteilen als Allah … teilweise irrgeleitete Menschen, teilweise Menschen, die den islamischen Glauben auch verlassen haben.
7.44 Der zweite problematische Ansatz von den (muslimischen) Demokratiegegenern ist, dass automatisch, wenn sich eine Gesellschaft für die Demokratie entscheidet, den Islam ablehnt. Wo steht es? Wieso? Ja umgekehrt. Gerade in einer mehrheitlich muslimischen Gesellschaft oder wo die Mulime Minderheiten sind, passiert dem Islam gar nichts.
8.35 Demokratie ist nicht automatisch Diktatur der Mehrheit. Umgekehrt, es wäre eine Kathastrophe, wenn aus der Demokratie eine Diktatur einer regligösen Mehrheit oder einer ethnischen Mehrheit rauskommt.
9.00 Daher ist es sehr wichtig zu betonnen, dass Demokratie an sich in keinster Weise den Islam gefährdet. Ja umgekehrt, Diktatur gefärdet erst recht den Islam und das haben wir auch gesehen.
Hinweis zu den erwähnte Menschenwürde im letzten Abschnitt. In islamischen Ländern gelten die Menschenrechte nur solange sie der Scharia nicht widersprechen. So heißt es in der „Erklärung der Menschenrechte im Islam“ im Artikel 25, dass die islamische Scharia die einzige zuständige Quelle für die Auslegung der islamischen Menschenrechte ist.
Siehe auch Artikel: Demokratie und Islam
Laut dem Islamwissenschaftler Carsten Polanz vom Institut für Islamfragen lassen sich drei verschiedene Strömungen ausmachen, die von der totalen Ablehnung der Demokratie als einer verderblichen Erfindung des Westens über die Nutzung demokratischer Rechte und Freiheiten zur schrittweisen Islamisierung der Gesellschaft bis hin zur Forderung nach einer klaren Trennung von Staat und Religion reichen. Vertreter dieser Forderung leben allerdings bis heute in vielen islamischen Ländern gefährlich und haben bisher an den großen theologischen Institutionen keinerlei Einfluss.
Abu al-Ala al-Maududi (1903-1979), der Gründer der bis heute vor allem in Pakistan einflussreichen islamistischen Bewegung „Jama’at-i Islami“, beschrieb die Demokratie als „Satanswerk“. In Anspielung auf den bereits im Alten Testament beschriebenen Sündenfall schrieb er: „Was tat Satan? Satan flüsterte den ersten Menschen ein, er könne die Gesetze Allahs missachten und seine eigenen Pläne verfolgen. Und genau dies tut der Westen im Namen der Demokratie. Er sagt den Menschen: Es ist nicht nötig, dass ihr dem göttlichen Gesetz gehorcht, ihr könnt eure eigenen Menschengesetze machen, indem ihr abzählt, wie viele mit euren Plänen einverstanden sind. Dies ist eine tödliche Gefahr, die der Islam bekämpfen muss, nicht nur auf seinem eigenen Gebiet, sondern auf der ganzen Welt.“
Sayyid Qutb (1906-1966), definierte islamische Freiheit als „Ablehnung aller Arten und Formen von Systemen, die auf dem Konzept der Souveränität des Menschen basieren“. Für Qutb war daher jedes System, „in dem die letzte Entscheidung auf Menschen zurückgeführt wird und in dem die Quellen der Autorität menschlich sind“, abzulehnen. Nach seiner Interpretation steht ein solches System im krassen Widerspruch zum Islam, in dem die Menschen allein Gott und nicht anderen Menschen dienen sollen.
Eine zunehmende Zahl von Islamisten hat jedoch in den letzten Jahren erneut einen Strategiewechsel vollzogen. Sie verweisen vor allem auf den Aufruf zur „Beratung“ (arabisch „Schura“) in Sure 3,159, um ihre häufig sehr vagen Vorstellungen von Demokratie als urislamisches Konzept darzustellen. Führende Islamisten ziehen es heute vor, die Freiheiten und Möglichkeiten der Demokratie zur schrittweisen Durchsetzung islamischer Werte und Rechtsvorstellungen zu nutzen. Um muslimische Vorbehalte gegenüber der Demokratie zu überwinden, schlägt al-Qaradawi vor, dass „jedes Gesetz, das den unanfechtbaren Bestimmungen des Islam widerspricht, null und nichtig ist.“
Al-Qaradawi ist eine Gallionsfigur für die Mainstream-Islamisten. Al-Qaradawi propagiert eine Islamisierung des westlichen Demokratie- und Menschenrechtsverständnisses, indem die muslimischen Aktivisten die westlichen Institutionen und Begriffe nicht grundsätzlich ablehnen, sondern mit neuem Inhalt füllen.
Der iranische Philosoph Abdulkarim Soroush setzt sich heute für eine Trennung von Staat und Religion ein. Nachdem er anfangs ein Verfechter der islamischen Revolution und Mitarbeiter Khomeinis war, spricht er sich heute deutlich gegen die „religiöse Diktatur“ der Mullahs und für eine „religiöse Demokratie“ aus. Der Koran ist für ihn nur noch in religiösen Dingen unfehlbar, der Zweifel am umfassenden Vorbildcharakter Muhammads kein Tabu mehr. Jeder Bürger soll nach den moralischen Grundsätzen seiner Religion leben dürfen, ohne vom Staat per Gesetz dazu gezwungen zu werden. Einflussreiche Ayatollahs werfen Soroush bereits Abfall vom Glauben vor. Immer wieder wurden seine Vorlesungen von Schlägertrupps gestürmt. Der Staat sprach ein Lehr- und Publikationsverbot aus. Einen Zivilstaat anstelle des Religionsstaates wünschen sich vermutlich auch die meisten jungen Leute, die die Revolutionen in Tunesien und Ägypten begonnen und getragen haben, die aber politisch kaum organisiert sind und deshalb bei Wahlen schlechte Chancen haben. mehr Informationen
Vergleiche auch: