Das Einvernehmen zwischen den Jihadisten und dem türkischen Staat hat sich aufgelöst. Die IS-Kämpfer benötigen die türkische Grenzregion nicht mehr. «Wir erhalten inzwischen genügend Waffen aus dem Irak, sogar in Syrien gibt es genug zu kaufen», zitiert die «Washington Post» den Kommandanten. «Wir sind nicht mehr auf Versorgung von aussen angewiesen.» Auf der anderen Seite hat Ankara erkannt, dass ein extremistischer Staat an seiner Grenze eine grosse Gefahr darstellen würde. Die türkischen Grenztruppen schiessen heute denn auch nicht mehr gegen die syrische Armee, sondern gegen die Jihadisten.
Für den IS heisst dies umgekehrt, dass die Terrororganisation ihre Kämpfe ungehemmt auch auf türkischem Gebiet austragen kann. So verübten Jihadisten Bombenanschläge in Reyhanli und weiteren Ortschaften und schossen auf türkische Truppen. Die Festnahme von 45 IS-Kämpfern, die sich im März in einem Dorf an der Grenze versammelt hatten, soll die Jihadisten zudem nachhaltig verärgert haben. Die Türkei sei «schlimmer als der Teufel», sollen IS-Funktionäre gesagt und weitere Angriffe beschlossen haben.