Die iranische Führung verfolgt ihr Atomprogramm, weil es ihr weltpolitisch mehr Einfluss und Druckmittel gibt. Ohne sein Atomprogramm wäre der Iran bedeutungslos. Der Preis, nämlich Wirtschaftssanktionen, ist erträglich. In Nordkorea haben die Sanktionen sogar die innere Macht gestärkt, da die Bevölkerung geschwächt wurde. Ein gemeinsamer äusserer Feind vereint und die innere Ausbeutung wird verdeckt.
Anders wäre es, wenn der Iran tatsächlich einen atomaren Sprengkopf zündet. Die Gefahr eines massiven Angriffs durch die USA mit Verbündeten wäre sehr real.
„Nuclear Hedging“ nennt man die Strategie, die der Iran offenbar verfolgt. Er will in der Lage sein, eine Atomwaffe rasch herzustellen, ohne es unbedingt zu tun.
Ein Atomtest wäre ein doppeltes Risiko: Einerseits könnte er leicht schiefgehen, wie es Nordkorea zweimal erlebt hat, andererseits hätte Israel und die internationale Gemeinschaft dann die Legitimität für einen Militärschlag, die ihnen vor einem solchen iranischen „Coming-out“ fehlen.
Eines aber würde dem Iran in die Hände spielen: ein schneller israelischer Präventivangriff, bevor Teheran durch einen Atomtest oder auf eine andere Weise sich als militärische Atommacht deklariert hat.
Als Opfer Israels hätte die iranische Führung einen enormen Gewinn an Einfluss und Glaubwürdigkeit in der eigenen Bevölkerung und in islamischen Ländern. Die politischen oder emotionalen Vorteile würden den militärischen Schaden leicht aufwiegen. Zumal höchstens einige militärische Anlagen zerstört würden.
Bloß ein Atomtest oder eine öffentliche Darstellung atomarer Waffen würde die Situation umdrehen.
Das Atomprogramm stärkt die iranische Führung und schwächt die innere Opposition. Die einzige Möglichkeit diesen Kreis zu durchbrechen wäre, wenn die eigene Bevölkerung aufsteht, bevor sie ganz am Boden liegt. Das ist wiederum schwierig, weil sich im Iran staatliche Macht mit eine religiöser Ideologie der Unterwerfung vereint haben.