Im letzten Beitrag „Beten mit der Bibel“ haben wir uns von Petrus für das Gebet inspirieren lassen. Nun setzen wir diese Serie fort. Wir nehmen einige markante Begebenheiten aus dem Leben von Petrus und reden mit Jesus und dem himmlischen Vater darüber.
Im ersten Block geht es um das Vertrauen in die Worte von Jesus und die Bereitschaft, sich dienen zu lassen.
Dann geht es ums Ausharren und um die Enttäuschung in der Selbstüberschätzung.
Uns zum Schluss blicken wir auf die Auferstehungskraft Jesu.
Beten mit der Bibel, Donnerstag, 11. November, 14 Uhr, Radio Maria Schweiz
Die Sendung kann auch heruntergeladen werden und als MP3 gehört werden. Die Sendung kann auch auf dem Podcast von Radio Maria Schweiz gehört werden: Link zu den Sendungen im Radio Maria https://www.radiomaria.ch/de/podcasts?combine=Hanspeter+Obrist
Im ersten Bibeltext geht es um den Glauben. In Matthäus 14 wird uns berichtet, wie die Jünger auf dem stürmischen See waren und Jesus auf dem Wasser zu ihnen kam. Da sich die Jünger fürchteten, sagte Jesus (Matthäus 14,27-33):
27 Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht! 28 Petrus erwiderte ihm und sagte: Herr, wenn du es bist, so befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme! 29 Jesus sagte: Komm! Da stieg Petrus aus dem Boot und kam über das Wasser zu Jesus. 30 Als er aber den heftigen Wind bemerkte, bekam er Angst. Und als er begann unterzugehen, schrie er: Herr, rette mich! 31 Jesus streckte sofort die Hand aus, ergriff ihn und sagte zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt? 32 Und als sie ins Boot gestiegen waren, legte sich der Wind. 33 Die Jünger im Boot aber fielen vor Jesus nieder und sagten: Wahrhaftig, Gottes Sohn bist du.
Gebet: Jesus, diese Geschichte zeigt sehr gut auf, was Glauben heißt. Erstens, dir zu vertrauen. „Habt Vertrauen“ – „Ich bin es, fürchtet euch nicht“. Hilf uns, dass wir auf dich vertrauen, denn so müssen wir uns nicht mehr fürchten. Zweitens lernen wir, auf dein Wort hin zu handeln. Petrus hat nicht aus Abenteuerlust gehandelt. Auf dein Wort hin hat er Unmögliches gewagt. Hilf uns, dass wir hören, was du uns in unsere persönliche Situation hinein sagst. Und dann kommt die Krise, als Petrus nicht mehr auf dich schaut, sondern auf sich. Ein treffendes Bild auch für uns. Hilf uns, dass wir auf dich schauen und nicht auf die Umstände und Stürme in unserem Leben. Ein weiteres Bild: Petrus schreit zu dir, und du streckst ihm deine Hand im entgegen. Danke, dass du unsere Gebete hörst und uns deine Hand entgegenstreckst, die uns auch mitten im Sturm hält. Durch unsere Krisen erleben wir: Du bist Gottes Sohn. Dich beten wir an und geben dir alle Ehre dafür, dass du uns Menschen nachgehst und uns hältst, wenn wir zu versinken drohen. Amen.
Eine andere wichtige Begebenheit finden wir im Johannesevangelium, als Jesus das letzte Mahl mit den Jüngern aß. Hier geht es darum, sich dienen zu lassen. Jesus nahm eine Schüssel voll Wasser und wollte den Jüngern die Füße waschen, doch da sagte Petrus zu Jesus (Johannes 13,6-15):
6 Du, Herr, willst mir die Füße waschen? 7 Jesus sagte zu ihm: Was ich tue, verstehst du jetzt noch nicht; doch später wirst du es begreifen. 8 Petrus entgegnete ihm: Niemals sollst du mir die Füße waschen! Jesus erwiderte ihm: Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir. 9 Da sagte Simon Petrus zu ihm: Herr, dann nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt. 10 Jesus sagte zu ihm: Wer vom Bad kommt, ist ganz rein und braucht sich nur noch die Füße zu waschen. Auch ihr seid rein, aber nicht alle. 11 Er wusste nämlich, wer ihn ausliefern würde; darum sagte er: Ihr seid nicht alle rein. 12 Als er ihnen die Füße gewaschen, sein Gewand wieder angelegt und Platz genommen hatte, sagte er zu ihnen: Begreift ihr, was ich an euch getan habe? 13 Ihr sagt zu mir Meister und Herr und ihr nennt mich mit Recht so; denn ich bin es. 14 Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen. 15 Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.
Gebet: Jesus, diese Geschichte fordert uns heraus. Du willst, dass wir uns von dir dienen lassen. Uns liegt das aktive Dienen manchmal näher. Aber einfach empfangen, wenn wir nur noch danke sagen können? Hilf uns, dass wir uns von dir die ganze Heiligung schenken lassen. Hilf uns, dass wir dieses Geschenk ehren und bewahren. Und hilf uns, täglich wieder neu deine Gnade zu empfangen, dankbar zu sein und uns zu freuen, dass du uns dienst.
Jesus, du möchtest auch, dass wir einander freiwillig mit den Gaben dienen, welche du uns geschenkt hast. Das ist das himmlische Gen, das Betriebssystem vom Reich Gottes. Wie oft ignorieren wir dein Beispiel. Hilf uns, in diesem neuen Miteinander statt in einem Gegeneinander zu leben. Hilf uns, das Fördern des anderen im Fokus zu haben, statt den eigenen Vorteil auszubauen. Das wir statt Konkurrenz Wertschätzung ins Zentrum stellen. Dass Gott uns dient, erfüllt mich mit großer Ehrfurcht und Hingabe. Ich möchte selbst Teil dieses Reiches zu sein, in dem man füreinander und nicht gegeneinander ist. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Amen.
Ein wichtiger Teil unseres Glaubens ist das Aushalten und Ausharren. In Matthäus 26,36-41 wird uns berichtet:
36 Darauf kam Jesus mit ihnen zu einem Grundstück, das man Getsemani nennt, und sagte zu den Jüngern: Setzt euch hier, während ich dorthin gehe und bete! 37 Und er nahm Petrus und die beiden Söhne des Zebedäus mit sich. Da ergriff ihn Traurigkeit und Angst 38 und er sagte zu ihnen: Meine Seele ist zu Tode betrübt. Bleibt hier und wacht mit mir! 39 Und er ging ein Stück weiter, warf sich auf sein Gesicht und betete: Mein Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber. Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst. 40 Und er ging zu den Jüngern zurück und fand sie schlafend. Da sagte er zu Petrus: Konntet ihr nicht einmal eine Stunde mit mir wachen? 41 Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet! Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.
Gebet: Jesus, du sagt: „Wachet und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet.“ Aus der Zeit mit dir entspringt die Kraft, in schwierigen Lebens-Situationen an dir festzuhalten. Du selbst hast immer wieder diese Zeiten der Ruhe gebraucht. Wieviel mehr brauchen dann wir Zeiten des Ruhig-Werdens vor dir. Hilf uns, die Ruhe auszuhalten. Hilf uns, wach zu ruhen. Wie schnell schlafen unsere Gebetszeiten ein. Hilf uns, einen guten Rhythmus zu finden. Hilf uns, dass wir Zeiten finden, in denen wir mit dir ins Gespräch kommen. Sei es beim Spazieren, Fahrradfahren oder Autofahren. Vielleicht sind es auch einfach Zeiten, in denen wir uns aus dem Alltag herausnehmen können. Wir wollen mit dir unsere Beobachtungen und Empfindungen teilen und unsere Gedanken vor dir bewegen, damit wir aus dieser Stille heraus deinem Willen erkennen und neue Kraft für unseren Alltag schöpfen. Hilf uns, dass wir uns gegenseitig ermutigen können. Du hast von den Jüngern erwartet, dass sie mit dir sind und mit dir beten. Hilf uns auch, dass wir einfach still aushalten können, wenn jemand unseren Beistand im Gebet braucht. Vielleicht brauchen wir gar keine Lösungen herbeizubeten, sondern müssen einfach nur die Not vor dir bewegen oder einfach still vor dir sein. Hilf uns, zu schweigen und mit dir zu reden zur richtigen Zeit. Hilf uns das wir im gemeinsamen Gebet mit anderen neu die Kraft entdecken, was es bedeutet, dir unsere Anliegen hinzulegen. Du hast solche Zeiten gebraucht. Wieviel mehr brauchen wir diese. Danke, dass du uns in diesen Zeiten begegnest und uns einen neuen Horizont öffnest, so dass wir sagen können: „Dein Wille geschehe.“ Amen.
Petrus hat sich maßlos selbst überschätzt und wird bitter enttäuscht. Wir lesen in Matthäus 26,31-35:
31 Da sagte Jesus zu ihnen: Ihr alle werdet in dieser Nacht an mir Anstoß nehmen; denn in der Schrift steht: Ich werde den Hirten erschlagen, dann werden sich die Schafe der Herde zerstreuen. 32 Aber nach meiner Auferstehung werde ich euch nach Galiläa vorausgehen. 33 Petrus erwiderte ihm: Und wenn alle an dir Anstoß nehmen – ich werde niemals an dir Anstoß nehmen! 34 Jesus sagte zu ihm: Amen, ich sage dir: In dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. 35 Da sagte Petrus zu ihm: Und wenn ich mit dir sterben müsste – ich werde dich nie verleugnen. Das Gleiche sagten auch alle Jünger.
Wir lesen weiter in Matthäus 26,74-75, nachdem Petrus dreimal im Hause des Hohepriesters abgestritten hatte, Jesus zu kennen:
74 Da fing er (Petrus) an zu fluchen und zu schwören: Ich kenne den Menschen nicht. Gleich darauf krähte ein Hahn 75 und Petrus erinnerte sich an das Wort, das Jesus gesagt hatte: Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er ging hinaus und weinte bitterlich.
Jesus sagte auch zu Petrus: «Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht erlischt. Und wenn du wieder umgekehrt bist, dann stärke deine Brüder!» (Lukas 22,32)
Gebet: Himmlischer Vater, das Gebet von Jesus trifft mitten in unser Leben hinein. Hilf, dass wir füreinander beten, dass der Glaube nicht erlischt. Wir brauchen die gegenseitige Stärkung. Besonders wenn wir versagt haben. Wir brauchen dann nicht Kritik, sondern Ermutigung. Jemanden, der hilft, den Blick wieder nach oben zu richten. Danke, dass kein Sturz zu tief ist, aus dem du uns wieder aufrichten kannst, um uns wieder eine neue Perspektive zu geben. Glauben heißt, nicht liegenzubleiben, sondern sich wieder neu auf dich auszurichten. Hilf uns da, wo wir versagt haben, und verwandle unsere Schwäche in eine Möglichkeit, dich mächtig zu erweisen. Wir danken dir, Jesus, dass du so mitfühlend bist – Petrus gegenüber und damit auch für uns. Dass du ihm die Zusage „Ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht erlischt“ mit auf seinen Weg gegeben hast. So stehst du für uns ein, dass unser Glaube nicht aufhört und wir an deinen Verheißungen festhalten. So gibst auch du uns deine Verheißungen, an denen wir uns festhalten können, dass du uns in deiner Hand hältst und uns niemand aus deiner Hand reißen kann. Amen.
Nun geht es um die Auferstehungskraft. Wir lesen in Johannes 20,1-7:
1 Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war. 2 Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem anderen Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Sie haben den Herrn aus dem Grab weggenommen und wir wissen nicht, wohin sie ihn gelegt haben. 3 Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab; 4 sie liefen beide zusammen, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als Erster ans Grab. 5 Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging jedoch nicht hinein. 6 Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen 7 und das Schweißtuch, das auf dem Haupt Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle.
Jetzt lesen wir ab Vers 19 (Johannes 20,19-23):
19 Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! 20 Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. 21 Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. 22 Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! 23 Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.
Gebet: Himmlischer Vater, die Auferstehung von Jesus ist das entscheidende Ereignis im Leben der Jünger. Es sind viele Menschen gestorben, aber nur einer ist auferstanden. Danke, Jesus, dass du auferstanden bist und wir so wissen, dass wir einen Herrn haben, der lebt und der nicht im Grab ist. Spannend ist, dass die Tücher zusammengebunden waren. Ein Zeichen, dass der Leib nicht gestohlen wurde. Es herrscht Ordnung. Deine Voraussagen sind eingetroffen. Du lebst und kannst so auch vor dem himmlischen Vater für uns eintreten. Danke, dass du für uns da bist und dass du lebst. Du hast uns hier auf der Erde nicht alleingelassen, sondern schickst uns den Heiligen Geist. Damit schickst du die Gegenwart Gottes zu uns.
Heiliger Geist, du führst und leitetest uns. So erhalten wir den Frieden Gottes, in dem wir Gott als Vater ansprechen dürfen. Wir danken dir für die Auferstehung. So dass wir wissen, dass wir einen direkten Draht in die Ewigkeit haben. Wir danken dir, dass du durch den Heiligen Geist in uns bist. Wir danken dir, dass du uns als Söhne und Töchter annimmst. Wir wollen dir von Herzen Danke sagen für das Wunder der Auferstehung, die unserem Glauben die besondere Kraft gibt. Die Kraft in schwierigen Situationen auszuhalten, weil wir wissen, dass unser Leben mit unserem Tod nicht zu Ende ist. Unser Leben geht weiter. Wir haben eine Ewigkeitsperspektive. Danke, dass du uns diese gegeben hast. Danke, dass wir mit diesem Wissen unser Leben gestalten können. Amen.