Der SPD-Fraktionschef Raed Saleh spricht in Istanbul über seine Vorstellungen von Europa und Integration.
Raed Saleh, spricht sich dafür aus, einen „europäischen Islam als Religion des Friedens und der Vielfalt“ stärker zu fördern. Vor Studierenden der Kultur-Universität in Istanbul erneuerte er am Dienstag seine Forderung nach einem Staatsvertrag mit den muslimischen Gemeinden in Berlin und deren Finanzierung durch eine Religionssteuer. Außerdem sollten die Gemeinden endlich „unabhängig von anderen Staaten werden“. Namentlich nannte Saleh die Türkisch-Islamische Union (Ditib). Mit der Unabhängigkeit der Ditib könne die Türkei dafür sorgen, dass sich der Islam „in Deutschland stärker beheimaten“ könne, sagte Saleh in seiner Rede. Die Rede kam sehr gut an, es wurde viel diskutiert über Fragen wie: Was ist europäischer Islam?
Saleh rief die Muslime auf, gegen die Ideologien des Terrors aufzustehen. Die Muslime dürften nicht schweigend akzeptieren, dass Terroristen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit begingen. Denn wenn sich dieses Bild des Islams durchsetze, hätten Muslime in aufgeklärten Ländern keine Chance, sagte der SPD-Politiker, der als Kind aus dem Westjordanland nach Berlin kam und selbst muslimischen Glaubens ist.
Wer andere Menschen aufgrund ihres Glaubens oder ihrer Volkszugehörigkeit verachte, schließe sich aus der Gemeinschaft aus, sagte Saleh. „Schutz für alle“, das sei eine zentraler Forderung für jede multikulturelle Metropole. Das gelte für junge Israelis, die nach Berlin kämen genauso wie für Frauen mit Kopftuch oder Menschen mit anderer Hautfarbe. Echte Integration brauche nicht nur Toleranz, sondern auch Akzeptanz. Eine Gesellschaft mit vielen Einwanderern sei kompliziert, aber diese Vielfalt mache auch ihre Stärke aus.
Für das Jahr 2030 entwarf Saleh vor den jungen Studierenden eine Vision: „Die Kanzlerin der Bundesrepublik Deutschland, Frau Hariye Bayar, eine gläubige Muslima, trifft sich in Ankara mit dem Ministerpräsidenten der türkischen Republik, Herrn Adnan Saad, einem aus Syrien stammenden Christen.“ Immerhin hätten beide Länder schon bewiesen, dass Frauen Regierungschefin werden können. Für alles weitere sei eine „starke und engagierte Integrationspolitik“ nötig. mehr Informationen
Siehe Artikel: Konfliktfelder der Flüchtlinge