In den letzten Wochen überbieten sich förmlich Vertreter des iranischen Regimes in Kampfansagen gegen Israel und den Zionismus.
Auf einer Ansprache erklärte General Mohammad-Reza Naghdi, hinter dem Zionismus stehe seit Jahrhunderten der Satan ganz persönlich als Instrukteur. Während der Leibhaftige Israel leite, läge das Schicksal des Iran in den Händen von Heiligen und es sei die Mission seines Landes „Licht in die Herzen der Menschen“ zu bringen und das „zionistische Regime“ zu zerstören.
Beim iranischen Antisemitismus handelt es sich um eine kosmische Angelegenheit, ein apokalyptisches Ringen zwischen Gut und Böse, das die Sphäre von Politik längst verlassen hat.
Was den Nazis das Weltjudentum war, ist der Zionismus für die Ideologen der Islamischen Republik: Ein Prinzip, Verkörperung des Bösen, das, um die Welt zu retten, zerstört und ausgerottet werden muss. Diese Mission steht über allen anderen Zielen und notfalls erfordert sie eben große eigene Opfer.
Natürlich ist so eine Mission auch nicht verhandelbar, sie ist vielmehr ein göttlicher Auftrag. Der Satan lenkt nicht nur Israel, sondern auch die USA. mehr Informationen
Joel C. Rosenberg interviewte Marziyeh Amirizadeh. Sie wurde im Iran in eine schiitische muslimische Familie geboren, nur wenige Monate vor Beginn der Islamischen Revolution im Frühjahr 1979, angeführt von Ayatollah Ruhollah Khomeini. Nachdem sie drei Jahre lang Träume und Visionen erlebt hatte, in denen Jesus zu ihr sprach, und Gespräche mit einer Freundin geführt hatte, die vor ihr zum Glauben an Jesus als Messias und Gott gekommen war, betete Amirizadeh darum, Christus in ihr Herz und ihre Seele aufzunehmen. Auf die Frage: „Will die iranische Regierung wirklich das jüdische Volk und den jüdischen Staat vernichten?“ antwortet sie: „Ja, sie meinen es wirklich ernst„. „Wir müssen die Natur dieser Menschen kennen“, sagte sie. „Sie sind überhaupt keine rationalen Menschen. Und sie meinen es sehr ernst. Und sie glauben, dass sie diejenigen sind, die den Weg für ihren zwölften Imam öffnen werden.“ Der zwölfte Imam ist der islamische Retter, der kommen wird, um die Welt zu regieren. „Sie glauben [dass] nach der Vernichtung Israels dies geschehen wird“, dass der Zwölfte Imam auf die Erde kommen und ein globales islamisches Kalifat errichten wird, wo jeder zum Islam konvertieren oder sterben muss. „Sehen Sie, wenn Ayatollah Khamenei auf Twitter offen darüber [die Eliminierung Israels] spricht, dann meinen sie es ernst. Schauen Sie, was sie ihren eigenen Leuten antun. Glauben Sie, dass sie Sympathie für die Israelis haben werden?“
Katajun Amirpur ist Journalistin und Professorin für Islamwissenschaften in Köln. Seit September 2022, so legt sie in ihrem Buch Iran ohne Islam überzeugend dar, ist es nicht mehr nur die iranische Gesellschaft in ihrer ganzen Breite, die sich von Islamismus und zunehmend vom Islam insgesamt abwendet. Auch das Regime selbst scheint nicht mehr an die Offenbarungen Mohammeds zu glauben. Nationales Pathos, nationalistische Töne haben seit neuestem sogar in offiziellen Verlautbarungen Vorrang vor dem Koran. Hinter der Fassade der strikten Gottesherrschaft hat sich längst eine brutale Diktatur der Revolutionsgarden etabliert, der es um Machterhalt und geopolitischen Einfluss geht. DieHandlanger haben viel zu verlieren und zu fürchten – vor allem die Rache einer Bevölkerung, die sie jahrzehntelang terrorisiert haben. (…) Das Regime besteht aus Revolutionären und weiß daher, dass es keinesfalls nachgeben darf, wenn es an der Macht bleiben will. Deshalb erstickt es jeden Protest im Keim.
Katajun Amirpur schreibt: „Der Islam ist nicht die Lösung, er ist Teil des Problems. Vom Widerstand gegen den Islamismus zur Abwendung vom Islam ist es für viele Iranerinnen und Iraner offenbar nur ein kleiner Schritt. Das zeigt sich an der Hinwendung zu anderen Religionen, vor allem zum Zoroastrismus, aber auch zu Buddhismus und zu Christentum.“ mehr Informationen
Die Diskussion um die »Islamizität« des Staates, ist älter als sie scheint. Bereits kurz nach der Islamischen Revolution standen sich Parlament und Wächterrat gegenüber: Die Gesetze, die das Parlament im Namen des staatlichen Interesses erlassen wollte, wurden vom Wächterrat aufgrund religiöser Beanstandungen blockiert. Kaviar ist in Iran nach Erdöl das wichtigste Exportgut. Im Islam ist es allerdings verboten, schuppenlose Fische zu essen. Da Störe, die das Luxusgut liefern, keine Schuppen haben, wuchs sich die prekäre Angelegenheit schnell zum Eklat aus. Man sorgte dann dafür, dass Forscher auch beim Stör Schuppen ausfindig machen, um so auch den Kaviar-Export zu legalisieren.
Der Schlichtungsrat wurde von Khomeini 1988 im Zusammenhang mit dem Erlass der Maslehat-Fatwa gegründet. Mit dieser Fatwa wurde es dem Staat erlaubt, sogar »Moschen zu zertrümmern« – solange dies im Interesse des Staates liegt. Damit hat Khomeini die »Islamizität« des iranischen Staates rechtlich selbst ausgehebelt. Und seine Macht weiter ausgebaut: Der Schlichtungsrat untersteht direkt dem Obersten Führer selbst. mehr Informationen
Endzeitstimmung im Iran – Warten auf den Iman al-Mahdi
Ahmadinejad hat in seiner Rede vom 26. September 2012 ausführlich von seiner Erwartung auf den Iman al-Mahdi und die neue Weltordnung – wie er sie versteht – gesprochen. Hier zu seiner Rede in Englisch. Ahmadinejad glaubt nicht, dass Muslime, Christen, Juden, Hindus, Buddhisten und andere Probleme miteinander haben oder einander feindlich gesinnt sind. Die aktuelle … Endzeitstimmung im Iran – Warten auf den Iman al-Mahdi weiterlesen
Wenn die Apokalypse Wunsch ist
Wir werden nie das Zeitalter der Wiederkehr (des verborgenen Imams) erreichen, wenn wir uns nicht in einen ausgedehnten Kampf begeben.
In der Ideologie der iranischen Diktatur sollen Krieg und Verderben nicht verhindert werden, sondern sind eine entscheidende Voraussetzung für die erhoffte Wiederkehr des verborgenen Imams (Mahdi), der Erlösergestalt schiitischer Theologie.
In einem am 31. Juli 2019 ausgestrahlten Interview, gab Ayatollah Mirbagheri Einblick in seine Weltsicht. Ayatollah Mohammad Mehdi Mirbagheri ist Mitglied des Expertenrates.
„Wir haben die Revolution nicht gemacht, um der internationalen Gemeinschaft beizutreten und die liberale Demokratie zu akzeptieren. Warum hätten wir so viele Märtyrer opfern müssen, wenn wir nur der liberalen Demokratie beitreten wollten? (…) Wir haben all das gemacht, um das Zeitalter der Wiederkehr (des verborgenen Imams) herbeizuführen.“ https://www.obrist-impulse.net/wenn-die-apokalypse-wunsch-ist