Der Tod einer 14-jährigen Mutter versetzt die Türkei in Aufruhr: Zuvor hatte sie bereits ihr zweites Kind zur Welt gebracht. Sie hieß Kader. Dies ist das türkische Wort für „Schicksal“. Kader ist tot. Sie wurde mit einer Schusswunde aufgefunden. Die Schwiegereltern sprechen von Suizid. Vor ihrem Tod hatte Kader ihr zweites Kind zur Welt gebracht – mit 14 Jahren, wenn stimmt, was in Kaders eigener Geburtsurkunde steht. Deshalb debattiert die Türkei nun wieder einmal über das Los der Kinderbräute.
Im September 2013 waren die Behörden bereits auf die blutjunge Mutter aufmerksam geworden. Sie forderten gar einen Knochentest. Der ergab, dass Kader womöglich 16 Jahre alt war. Auch wenn das stimmt, war sie eine Kinderbraut. Kaders erstes Kind ist bereits 18 Monate alt.
Nach einer Statistik des Innenministeriums waren in der vergangen drei Jahren 128.866 Mädchen und 5763 männliche Jugendliche bei ihrer Hochzeit keine 18 Jahre alt. Die im Südosten aktive Frauenorganisation Kamer befragte 60.000 Frauen in 23 Provinzen: Ein Drittel waren bei ihrer Hochzeit minderjährig. Erhan Tunç von der Gaziantep-Universität, fand heraus, dass 82 Prozent der Kinderbräute Analphabetinnen sind.
Nach dem Koran sind Ehen mit Kindern erlaubt. Die einzige Bedingung ist, dass wenn man sich von ihnen wieder scheiden möchte und sie wegen ihres jugendlichen Alters noch keine Menstruation gehabt hatte, dass man eine Frist von 3 Monaten einhalten muss (Sure 65,4).