In Ägypten geraten Minderheiten und Frauen immer mehr unter Druck.
Ein Christ im westlichen Nildelta ist beim Angriff auf sein Haus mit Bulldozern und anderen Abbruchmaschinen wenigstens mit dem Leben davongekommen. Der Kopte Gadallah und seine Familie wohnten allein in dem sonst rein muslimischen Dorf Scheich Kassem. Schon länger versuchte man, ihn und die Seinen entweder zum Islam zu bekehren oder zu vertreiben. Als beides nicht gelang, wurde in der Nacht auf Sonntag sein zweistöckiges Haus zertrümmert. Frau und Kinder waren zum Glück bei Verwandten in der Stadt Alexandria. Gadallah selbst kam mit dem Schrecken davon. Die Polizei nahm weder Verhaftungen vor noch leitete sie eine Untersuchung ein. Bei der Freitagspredigt in der Dorfmoschee war davon die Rede gewesen, dass der einzige Christ sein Haus in eine Kirche verwandeln wolle. Das gelte es zu verhindern!
Inzwischen sitzen in Ägypten auch moderate Muslime und vor allem die islamischen Frauen langsam mit den Christen im gleichen Boot radikaler Anfeindung. Der sonst angesehene Muslim-Rechtsgelehrte Scheich Burhami hat eben mit einem Gutachten (Fatwa) das Hochschulstudium von Mädchen eingeschränkt und speziell das Fach Ingenieurwesen als «unfraulich» gebrandmarkt. Auf Baustellen seien sie durch die vorwiegend männlichen Arbeiter massiven Versuchungen ausgesetzt. Dasselbe gelte generell, wenn eine Universität mehr als 25 km von der Wohnadresse der Studentinnen entfernt sei: Auf der langen Fahrt sei die Keuschheit der jungen Frauen in Gefahr!