Der bekannte Vertreter des „Intelligent Design“ Stephen C. Meyer hat in einem Buch seine Argumente für ein gottgewolltes Universum zusammengetragen – und seinen eigenen Werdegang vom existenziell Verzweifelten zum gläubigen Theisten nachgezeichnet, schreibt Jörn Schumacher auf Pro.
Der Biologe Charles Darwin, der Physiker Stephen Hawking und der Bestsellerautor Richard Dawkins haben eines gemeinsam: Sie schufen mit ihrem Weltbild eine breite Akzeptanz in der Gesellschaft für ein Weltbild, das ohne Gott auskommt.
Meyers Stärke ist, dass er sowohl fundiert philosophisch als auch naturwissenschaftlich argumentiert. Der promovierte Philosoph hat nicht nur mehrere Bücher zum Thema verfasst, sondern sich zahlreiche Debatten mit Biologen und Philosophen über Atheismus und die Weltentstehung geliefert.
Auch wenn es wohl jeder gute atheistische Biologe oder Physiker vehement leugnen würde – man wird bei der Lektüre von Meyers Buch das Gefühl nicht los, dass auch zum überzeugten Atheistsein eine gewisse ideologische Verbohrtheit dazugehört.
Meyer argumentiert immer streng wissenschaftlich. Er stützt seine Argumente auf drei Säulen. Erstens Belege aus der Kosmologie, die nahelegen, dass das Universum einen Anfang hatte; zweitens Belege aus der Physik, die zeigen, dass das Universum von Anfang an „feinabgestimmt“ war, sodass die Möglichkeit für Leben gegeben war; drittens Belege aus der Biologie, die nachweisen, dass von Anfang an große Mengen neuer funktioneller genetischer Informationen in unserer Biosphäre aufkamen, die neue Lebensformen möglich machten – was auf die Aktivität einer gestaltenden Intelligenz hinweist.
Seit den 1950er-Jahren entdeckten Physiker, dass das Leben im Universum von einer höchst unwahrscheinlichen Kombination aus Kräften und Merkmalen abhängt sowie von einer extrem unwahrscheinlichen Balance zwischen vielen dieser Kräfte und Merkmale.
Später geht Meyer auf den Ursprung des Lebens und das Rätsel der DNA ein. Bis heute ist nicht geklärt, wie die erste Zelle entstand.
Der Autor zeichnet am Schluss seinen eigenen Weg nach, wie er als Student noch von der Evolutionstheorie überzeugt war und nach und nach immer mehr Wissenschaftler kennenlernte, Bücher las und Fragen nachging, was ihn radikal umdenken ließ.
Wer Meyers Buch liest, kommt in die Verlegenheit sich zu wundern, dass überhaupt irgendjemand an der Existenz Gottes zweifeln kann, wenn er sich nur genau die Welt anschaut.
„In diesem Buch habe ich durchgehend argumentiert, dass die wissenschaftlichen Belege, die wir über die biologischen und kosmologischen Ursprünge haben, logischerweise dazu führen, Gott zu erkennen“, behauptet Meyer.
Oder kurz gesagt: Es ist viel wahrscheinlicher, dass es einen Schöpfergott gibt, als dass es keinen gibt. Noch kürzer: Glauben ist vernünftig. Von Gottesbeweisen will Meyer selbst natürlich nicht sprechen. Aber von der „Möglichkeit eines evidenzbasierten Arguments für die Existenz Gottes“.
Stephen C. Meyer: „Die Wiederentdeckung Gottes. Wie Kosmologie, Physik und Biologie einen Schöpfer erkennen“, Verlag SCM Brockhaus, 784 Seiten, 49 Euro, ISBN: 9783417020151