Die Apostel und Ältesten distanzieren sich in ihrem Brief von den Brüdern, die den Eindruck erweckten, im Namen der Jerusalemer Gemeinde zu sprechen.
Spannend ist die Formulierung: „Der Heilige Geist und wir haben beschlossen“. Jesus als Haupt der Gemeinde spricht kein Machtwort, sondern der Heilige Geist wirkt durch die Einheit.
Gott führt die Herausgerufenen (Kirche) durch den Heiligen Geist und nicht durch Jesus Erscheinungen.
Wir sehen in diesem Text (Apostelgeschichte 15,22-41), wie vielfältig der Heilige Geist führt. Manchmal wünscht man sich eine klare akustische oder innere Stimme, aber die Realität ist, dass auch die Apostel nicht so geführt wurden.
Ganzer Text:
Gott führt in Unklarheit
Das Leitungsgremium der Jesus-Bewegung hat beschlossen, seine Entscheidung schriftlich festzuhalten.
Hier sieht man, wie eine Entscheidung kommuniziert wird. Man schreibt die Eckpunkte auf und übergibt sie persönlich, um Fragen zu beantworten. Eine mündliche Mitteilung birgt die Gefahr der Unklarheit. Eine nur schriftliche Mitteilung kann missverstanden werden.
Spannend ist, dass kein Apostel mitgeht, nicht einmal Petrus. Dafür Judas und Silas. Silas ist eine Abkürzung für das griechische Wort Silvanus (Waldmann). Er hat die römische Staatsbürgerschaft und ist mit beiden Kulturen vertraut. Er ist ein Mann des Wortes. Silas predigt das Evangelium (2.Korinther 1,19) und hilft den Aposteln beim Schreiben (1.Thessalonicher 1,1; 2.Thessalonicher 1,1; 1.Petrus 5,12).
Judas und Silas haben die Gabe der Prophetie. Ein Prophet spricht ein göttliches Wort in eine bestimmte Situation hinein. Das kann auch ein persönliches Wort der Ermutigung sein.
Die Apostel und Ältesten distanzieren sich in ihrem Brief von den Brüdern, die den Eindruck erweckten, im Namen der Jerusalemer Gemeinde zu sprechen.
Der Brief richtet sich an die nichtjüdische Gemeindebewegung, die sich von Antiochia aus in der Umgebung ausgebreitet hat. Spannend ist die Formulierung: „Der Heilige Geist und wir haben beschlossen“. Jesus als Haupt der Gemeinde spricht kein Machtwort, sondern der Heilige Geist wirkt durch die Einheit („einmütig“ Apostelgeschichte 15,25). Die Apostel und Ältesten waren also nicht von Anfang an einmütig, sondern sie wurden einmütig.
Gott führt die Herausgerufenen (Kirche) durch den Heiligen Geist und nicht durch Jesus Erscheinungen.
Spannungen in einer Gemeinschaft müssen gelöst werden, damit man wieder fröhlich weitergehen kann (Apostelgeschichte 15,31). Paulus und Barnabas werden als vertrauenswürdige Evangelisten und Lehrer bestätigt.
Paulus hat den Wunsch, die jungen Gemeinden zu stärken. Ist es Unternehmungslust, Langeweile oder ein inneres Drängen des Heiligen Geistes, das Paulus antreibt?
Kaum nimmt der Gedanke Gestalt an, sind sich Paulus und Barnabas uneinig, ob Markus wieder mitgenommen werden soll. Doch Meinungsverschiedenheiten können auch etwas Positives bewirken. Denn nun sind zwei Teams unterwegs: Paulus und Silas und Barnabas und Markus.
Paulus teilt allen Gemeinden den Beschluss des Apostelkonzils mit, dass niemand jüdisch werden muss, wenn er an Jesus glaubt. Gleichzeitig lässt er Timotheus beschneiden, damit er nicht ständig darüber diskutieren muss und mit ihm in ein jüdisches Haus gehen kann. Manchmal tut man Dinge, die eigentlich vom Glauben her nicht notwendig, aber hilfreich sind, um nicht anzuecken.
Wir sehen in diesen Texten, wie vielfältig der Heilige Geist führt. Manchmal wünscht man sich eine klare akustische oder innere Stimme, aber die Realität ist, dass auch die Apostel nicht so geführt wurden.
Der Heilige Geist benutzt oft Situationen. Auch unterschiedliche Meinungen.
Manchmal erhalten wir von anderen eine Empfehlung oder einen Rat. Das sehen wir bei Timotheus.
In Apostelgeschichte 16,6 steht, dass der Heilige Geist sie daran hinderte, nach Asien (Osten) weiterzureisen. Das klingt wie eine verschlossene Tür oder wie Hindernisse, die sich ihnen in den Weg stellten.
In Apostelgeschichte 16,7 steht, dass der Heilige Geist ihnen nicht erlaubte, nach Bithynien (im Norden) weiterzureisen. Es wäre wohl möglich gewesen, aber sie hatten nicht den inneren Frieden dazu. Der Heilige Geist führt also manchmal durch inneres Wissen. Wenn man diesem nicht folgt, meldet sich das Gewissen.
Paulus hatte anschließend einen Traum oder ein Bild (Apostelgeschichte 16,9). Bei den Träumen müssen wir uns immer fragen, was die Bilder für uns bedeuten können. Oft sind es auch unverarbeitete Dinge, die so an die Oberfläche der Seele kommen. Hier beraten die Reiseteilnehmer gemeinsam. So heißt es: Wir kamen zum Schluss (Apostelgeschichte 16,10). Ein wichtiger Hinweis, dass wir manchmal den Rat unserer Mitchristen einholen können, bevor wir neue Schritte wagen.
Spannend ist, dass sie sofort aufbrechen wollen. Das ist eine Anfrage an uns alle, ob wir nicht manchmal zu lange diskutieren, bevor wir das wagen, was wir eigentlich tun sollten.
Impuls aus dem offenen Bibel-Treff Ebnat-Kappel
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