Das Leid ist – nach wie vor – der Fels des Atheismus (Ablehnung des Glaubens an einen Gott).
Die Vorstellung von einem gütigen Gott, zerschellt bei vielen Menschen, wenn sie mit der leidvollen Dimension des Lebens konfrontiert werden. Aber kann der Atheismus vernünftigere und hilfreichere Antworten geben, um die Leiden der Welt zu bewältigen?
Könnte der Schlüssel nicht darin liegen, dass Gott anders gütig ist als wir es uns vorstellen?
Für den Atheismus ist das quantitative und qualitative Ausmass an Leid ein schlagender Grund dafür, dass es Gott gar nicht gibt. Kompakt hat es der Kirchenvater Laktanz (ca. 250-320) in seiner Schrift über den Zorn Gottes formuliert:
«Entweder will Gott die Übel beseitigen und kann es nicht: Dann ist Gott schwach, was auf ihn nicht zutrifft, oder er kann es und will es nicht: Dann ist Gott missgünstig, was ihm fremd ist, oder er will es nicht und kann es nicht: Dann ist er schwach und missgünstig zugleich, also nicht Gott, oder er will es und kann es, was allein für Gott ziemt: Woher kommen dann die Übel und warum nimmt er sie nicht hinweg?» (zitiert nach Stosch, Theodizee, S. 10).
Für viele Menschen ist der denkerische Widerspruch zwischen Gott und Leid so stark, dass es ihnen überhaupt nicht hilft zu hören: «Ja, Gott und sein Handeln sind unbegreifbar, aber du kannst trotzdem weiter an ihn glauben.»
Gott will nicht fern und unbegreifbar sein. Er möchte uns begegnen und helfen, Leid zu verarbeiten und zu bewältigen, um ein neues Ja zum Leben zu finden.
Manche vertreten folgende Ansicht: Wir Menschen erwerben uns das Wissen über Gut und Böse dadurch, dass wir Leid erfahren und Schmerz empfinden. Nur, wenn es das Böse gibt, kann sich der Mensch für das Gute entscheiden und so zu einem moralischen Wesen werden. Am Anfang war es jedoch umgekehrt. Adam und Eva sollten um das Böse wissen (nicht erfahren), um sich für das Gute (Baum des Lebens) zu entscheiden. Das ist eine zutiefst menschliche Eigenschaft, aus dem Wissen für sich selbst etwas zu lernen und so Schaden zu vermeiden.
Andere denken, dass Gott durch das Leiden den sündigen Menschen straft und ihn – letztlich aus Liebe – erzieht. Denn Not lehrt uns beten. Leiden vertieft die Gottesbeziehung. Leidgeplagte Menschen bezeugen, wie aus ihrem Leiden in erstaunlicher Weise Gutes erwachsen ist. Es gibt aber auchh Leiderfahrungen, die weder sinnvoll erlebt noch gedacht werden können.
Einige erklären sich alles, indem sie in diesem Zusammenhang davon sprechen, dass Gott die Leiden und Übel lediglich zulässt.
Könnte der Schlüssel nicht darin liegen, dass Gott anders gütig ist als wir es uns vorstellen?
In Jesus hat sich Gott selbst definiert als eine Liebe, die sich selbst hingibt, sogar für ihre Feinde!
„Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt“ (Johannes 15,13).
Diese Liebe Gottes zu uns als seinen Ebenbildern hat eine ewige Quelle, nämlich in der Liebe zwischen dem Vater, seinem Sohn und dem Heiligen Geist.
Gott will mit uns eine Beziehung der Liebe verwirklichen.
Weil die Liebe Gottes heilig und vollkommen ist, kann sie sich nicht mit Gewalt, Manipulation oder Zwang durchsetzen. Vielmehr setzt sie den Menschen frei, damit der aus freien Stücken Gott lieben und gegenüber ihm handeln kann.
Gott nimmt nicht die gegebene Freiheit zurück. Dies gilt auch, wenn der Mensch sie zum Gegenteil frei geschenkter Liebe missbraucht.
Bereits das Erste Testament bezeugt eindrücklich, wie Gott am Leid der Menschen leidet, selbst dann, wenn das Elend der Menschen selbstverschuldet ist.
Der Höhepunkt des Leidens liegt in der Erfahrung der Gottverlassenheit im Tod (Matthäus 27,46). In Jesus haben wir es mit einem Gott zu tun, der mit uns Menschen leidet (Hebräer 4,15, 5,7-9), und im Heiligen Geist haben wir es mit einem Gott zu tun, der mit uns seufzt (Römer 8,26-27).
Gott hat die Welt nicht wie ein Risikospieler erschaffen. Vielmehr war er von Anfang an bereit, die möglichen Fehlentwicklungen durch die Freiheit, die er dem Menschen in Liebe gegeben hat, selbst auszugleichen. Jesus hat sich selbst stellvertretend hingegeben, hat alles geschenkt, was er kann (Römer 8,31-39). Schalom (Friede) bedeutet: Es ist alles ausgeglichen, für die Menschen die das zulassen.
Unter diesen Voraussetzungen steht Gott nicht länger auf der anderen Seite des Leides. Die Leidgeplagten entdecken, wie nah er ihnen ist. Wenn Gott die Leiden der Menschen teilt, dann kann er dafür nicht angeklagt werden. Denn der Gott im Leiden kann mich aus dem Leiden herauszuführen.
Vielleicht hat der Atheismus an der falschen Stelle gesucht und daher angesichts der leidvollen, hässlichen und schmerzlichen Facetten des Lebens Gott verabschiedet. Kreuz und Auferstehung Christi zeigen, die Allmacht Gottes, indem Gott in Jesus das ultimative Übel erleidet.
Die leibhaftige Auferweckung von Jesus von den Toten ist der Beweis Gottes dafür, dass er selbst das schlimmste und übelste aller Leiden, die Gottverlassenheit, mit uns teilt, um uns begleitend an der Hand zu nehmen und uns in seine Gegenwahrt zu führen. Leiden wird überwunden im Vertrauen auf Gott und der Vollendung in ihm.
Hier ein Versuch, das menschliche Dilemma mit einigen Worten aufzuzeigen:
Die Menschen wollen selbst bestimmen, was gut für sie ist. Sie wollen unabhängig von Gott sein. Wenn wir nicht das sein wollen, wozu uns Gott geschaffen hat, nennt das die Bibel Zielverfehlung (Sünde). Durch Jesus lädt uns Gott ein, in die ursprüngliche Bestimmung zurückzukehren. Am Kreuz veranschaulicht Jesus, was die Konsequenz der Gottferne ist, der Tod. Wenn wir akzeptieren, dass Jesus an unserer Stelle gestorben ist, überlassen wir ihm die Vergeltung und Wiedergutmachung und werden dadurch freigesetzt. Wer Jesus in sein Leben einlädt, zu dem kommt Gottes Gegenwart durch den Heiligen Geist, der den Menschen Schritt für Schritt verändert und man lebt nun in alle Ewigkeit eng verbunden mit Gott.
Römer 8,31-39 31 Ist Gott für uns, wer ist dann gegen uns? 32 Er hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben – wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? 33 Wer kann die Auserwählten Gottes anklagen? Gott ist es, der gerecht macht. 34 Wer kann sie verurteilen? Christus Jesus, der gestorben ist, mehr noch: Der auferweckt worden ist, er sitzt zur Rechten Gottes und tritt für uns ein. 35 Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert? 36 Wie geschrieben steht: Um deinetwillen sind wir den ganzen Tag dem Tod ausgesetzt; wir werden behandelt wie Schafe, die man zum Schlachten bestimmt hat. 37 Doch in alldem tragen wir einen glänzenden Sieg davon durch den, der uns geliebt hat. 38 Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges noch Gewalten, 39 weder Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn. mehr Informationen
Siehe auch:
Leid ist eine Konsequenz der Liebe Gottes
Durch Leid entsteht die Erkenntnis über Gut und Böse
Heilung bedeutet nicht Heil
Leiden fördert Glauben
Im Leid erleben wir Gottes Gegenwart
Glaube im Angesicht des Leidens