Die meisten Bibeln setzen den Titel: Gamaliels weiser Rat. Aber war es wirklich weise? In Sprüche 9,10 heißt es: „Die Furcht des HERRN ist der Anfang der Weisheit, und die Erkenntnis des heiligen (Gottes) ist Einsicht.“
Gamaliel argumentiert nicht theologisch, sondern geschichtlich. Statt Umkehr zu Gott, wie es ihnen Petrus vorgeschlagen hat (Apostelgeschichte 5,31), predigt er abwarten. Er hofft, dass alles im Sand verlaufen wird. Er möchte sich selbst nicht ändern und seine ehrenvolle Stellung soll erhalten bleiben. Alles soll so bleiben wie es ist. Sich nicht für Gott entscheiden wollen, ist eine schicksalhafte Entscheidung.
Jesus sagte zu den Emmaus-Jüngern in Lukas 24,25: „Wie ist doch euer Herz so träge, um an alles das zu glauben, was die Propheten verkündigt haben.“
Gamaliel war ein Pharisäer und Ältester von ca. 9 bis ca. 50 n. Chr. Als Enkel des Gelehrten Hillel wurde er der Lehrer des Apostels Paulus (siehe Apostelgeschichte 22,3). Er hatte eigentlich das theologische Wissen, um das Geschehene zu deuten.
Der erwähnte Theudas war ein jüdischer Prediger und Zeitgenosse Jesu, der sich gegen die römische Herrschaft auflehnte und von den Römern hingerichtet wurde.
Der jüdische Geschichtsschreiber Flavius Josephus berichtet, dass Theudas „noch während Fadus Landpfleger von Judäa war“ eine „ungeheure Menschenmenge“ dazu bewegte, ihm „unter Mitnahme ihrer gesamten Habe an den Jordan zu folgen“, wo er „durch sein Machtwort die Fluten des Jordan teilen und seinem Gefolge einen bequemen Durchgang ermöglichen werde“.
Dieses Unternehmen kann als Versuch des Theudas verstanden werden, sich seinen Anhängern als eine Führergestalt vom Format des Mose (Messias in Bezug auf 5.Mose 18,18-19) zu präsentieren, der das jüdische Volk aus der ägyptischen Unterdrückung herausgeführt hatte. Vermutlich beabsichtigte er mit dieser Aktion, eine größere Menschenmenge, sowohl geistig als auch räumlich (durch eine Art von Massenauswanderung mit einer anschliessenden Neugründung eines Volkes), dem Machtbereich der römischen Herrschaft zu entziehen.
Der Prokurator Cuspius Fadus muss in diesem Vorhaben eine erhebliche Gefahr für Ruhe und Ordnung in Judäa, wenn nicht gar eine Bedrohung für die römische Herrschaft in dieser Region gesehen haben, denn er setzte seine Reiterei in Marsch und ließ die offensichtlich unvorbereitete Menge gewaltsam auseinander treiben, wobei viele Anhänger getötet und gefangen genommen wurden. Wie Flavius Josephus berichtet, geriet „Theudas selbst […] in Gefangenschaft, worauf er enthauptet und sein Kopf nach Jerusalem gebracht wurde“.
Judas der Galiläer war ein jüdischer Rebell gegen die römische Herrschaft zur Zeit Jesu. Der Beginn seiner Aktivitäten fällt in die Zeit des Coponius. Er war der erste römische Präfekt in Judäa (etwa von 6 bis 9 n. Chr.).
Auslöser seiner Rebellion war die zweite Volkszählung und Vermögensschätzung, die die Römer damals unter Publius Sulpicius Quirinius mit politischem Druck und militärischer Gewalt durchsetzten. Sie stieß auf heftigen Widerstand der Bevölkerung. Judas der Galiläer hatte zwei Söhne: Simon und Jakobus. Sie stellten ihr Leben ebenso wie ihr Vater in den Dienst des Aufstandes gegen die römische Fremdherrschaft. Sie wurden vom römischen Prokurator Tiberius Alexander (46–48 n. Chr.) gekreuzigt (Altertümer XX 5,2).
Gamaliel hätte theologisch erkennen können, warum Theudas und Judas den Galiläer nicht von Gott gesandt wurden. Uns wird aber auch klar, warum Jesus sich gegenüber den Römern bedeckt gehalten hat. Seine Mission geschah in einem äußerst explosiven Umfeld.
Gott versprach in 5. Mose 18,18 einen Propheten wie Mose. In 5.Mose 34,10-12 werden die Begegnung von Angesicht zu Angesicht und die Wunder und Zeichen als Merkmale Moses aufgezählt. Jesus pflegte einen intensiven Austausch mit dem himmlischen Vater und tat die Zeichen und Wunder des Moses.
Impuls aus dem offenen Bibel-Treff Ebnat-Kappel
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