Am 6. Mai wird Charles III. (74) in London gekrönt. Charles III. ist auch das zeremonielle Oberhaupt der „Church of England“, König „von Gottes Gnaden“, wie er sich nennt – und „Defender of the Faith“.
Der zentrale Ritus bei der Einsetzung des neuen Königs von England ist laut Angaben von Buchautor Alexander von Schönburg nicht die Krönung, sondern die Salbung mit geweihtem Öl.
Das Krönungsöl hat der pensionierte Apotheker und Pfarrer Mark Hutton hergestellt. Die Zutaten stammen aus einer „uralten Zutatenliste, die auf einem Rezept aus der Bibel basiert“. Einem Bericht der britischen Tageszeitung „Mirror“ zufolge hat Hutton acht Monate damit verbracht, das Öl für Charles‘ Krönung herzustellen.
Der Akt bedeute, dass „der König von Gott auserwählt ist, so wie König David oder König Salomon im Alten Testament“, erläuterte der Publizist in einem Interview mit der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Der Monarch werde durch den Akt aus dieser Welt ausgestoßen und Gott übereignet.
„Der König ist jemand, der Religion sehr viel ernster nimmt als vielleicht Generationen von englischen Monarchen“, sagte von Schönburg. Nach jahrelangen ernsthaften Studien sei Charles III. zu dem Ergebnis gekommen, dass es so etwas wie eine Uroffenbarung gebe. „Und diese Uroffenbarung hat in ihm das Verständnis dafür geweckt, dass es eine universelle Wahrheit gibt, die letztlich allen Weltreligionen zugrunde liegt. Charles glaubt an das Göttliche, an das Heilige.“ Er klage immer wieder darüber, dass der Westen in großer Gefahr sei, sein spirituelles Fundament zu verlieren und damit in die Barbarei abrutscht, führte von Schönburg aus. mehr Information
Erstmals seit der Reformation werden bei der kommenden Krönung des britischen Königs wieder katholische Bischöfe anwesend sein. So wird der katholische Erzbischof von Westminster, Kardinal Vincent Nichols, zum Ende der Krönung einen Segen über Charles III. aussprechen.
Generell gibt es bei der Krönung am kommenden Samstag (6. Mai) demnach zum ersten Mal mehr Beteiligung anderer christlicher Religionsgemeinschaften – auf ausdrücklichen Wunsch des neuen Königs, wie es heisst. Neben Nichols werden auch der griechisch-orthodoxe Erzbischof von Grossbritannien, Nikitas Loulias, sowie die Vorsitzende der Freikirchen, Helen Cameron, den König segnen.
Ausserdem wird Charles III. noch vor dem Krönungseid versprechen, alle Religionen zu beschützen – auch das ist neu. Nach der Krönungszeremonie soll zudem ein gemeinsames Grusswort anderer Religionen verlesen werden. So werden laut Programm Vertreter von Judentum, Islam, Hinduismus, Buddhismus und der Sikh Charles III. als «Nachbarn im Glauben» grüssen. mehr Informationen
Dieser Schritt symbolisiere den tief verwurzelten Glauben an die Förderung der Einheit zwischen verschiedenen Glaubensrichtungen und seinen Einsatz für interreligiösen Dialog, hieß es.
Zum ersten Mal soll die Öffentlichkeit einbezogen werden, mit einem „Tribut der Menschen“ an den König. Damit wird die traditionelle Hommage von Würdenträgern ersetzt, bei der Adlige in langer Reihe vor dem Monarchen niederknien und ihm die Treue schwören. Aus dem Lambeth-Palast hieß es, man hoffe, dass die bedeutende Änderung des Gottesdienstes zu einem „großen Schrei in der ganzen Nation und auf der ganzen Welt zur Unterstützung des Königs“ führen werde.
Die umstrittene Stelle im Gottesdienst ist nach scharfer Kritik kurzfristig leicht verändert worden. Der Erzbischof von Canterbury hat die Gemeinde nun «eingeladen», dem Monarchen ihre Unterstützung zu zeigen. Zunächst hatte es geheissen, er werde die Menschen in der Westminster Abbey sowie die Millionen an den Bildschirmen «aufrufen», dem König lautstark die Treue zu schwören.
Gegner der britischen Monarchie haben den Aufruf der Church of England zu einem öffentlichen Treueschwur der Bevölkerung für König Charles scharf kritisiert. Das Vorhaben für die Krönung am 6. Mai sei beleidigend und zeige Verachtung für Bürgerinnen und Bürger. Dies sagte Graham Smith von der Organisation Republic der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge. «In einer Demokratie sollte es das Staatsoberhaupt sein, das dem Volk die Treue schwört und nicht andersherum», betonte Smith. Die Millionen Zuschauer sind aufgerufen zu sagen: «Ich schwöre Ihrer Majestät wahre Treue sowie Ihren Erben und Nachfolgern gemäss dem Gesetz. So wahr mir Gott helfe.» Das sei eine Aufforderung, sich auch zu Charles‘ Bruder Prinz Andrew zu bekennen, der auf Rang acht der britischen Thronfolge stehe und wegen seiner Verwicklung in einen Missbrauchsskandal äusserst unbeliebt sei, sagte Smith. «Das geht eindeutig zu weit.»
Schließlich gibt es noch eine Änderung bei der Krönung von Camilla. Die 75-Jährige wird im Gegensatz zu ihrem Ehemann öffentlich vom Erzbischof mit geweihtem Öl gesalbt und dabei anders als frühere Königsgemahlinnen nicht von einem Baldachin bedeckt. Hingegen wird bei der Salbung von Charles ein dreiseitiger Sichtschutz um den Monarchen und den Erzbischof aufgebaut – es ist der einzige Moment der Zeremonie, der nicht von Kameras eingefangen wird.
Ein sagenumwobener Stein aus Schottland ist für die Krönung des britischen Königs Charles III. von Edinburgh nach London gebracht worden. Der 152 Kilogramm schwere rote Sandstein-Block ist ein Symbol der schottischen Monarchie, war aber auch jahrhundertelang Teil des englischen Krönungsthrons. Der Legende nach wurde der Stein aus dem Heiligen Land über Ägypten, Sizilien und Spanien nach Irland gebracht, bevor er im 9. Jahrhundert in ein Kloster in Scone in Schottland gelangte. Nach einer christlichen Legende hat der Kopf des biblischen Stammvaters Jakob auf diesem Stein geruht, als er die Vision der Himmelsleiter hatte (Gen 28,10–22), weshalb er auch als Jakobskissen bezeichnet wird. Nach einer weiteren Legende war er ein Teil des Thrones von König David. Diese Legendenbildungen machten den Stone of Scone zum Symbol für einen Teil der anglo-israelischen und der segregationistischen Christian-Identity-Bewegung. Petrographische Analysen ergaben, dass er Steinblock aus einer im Gebiet um Perth, d. h. aus der Nähe von Scone in Schottland, zutage tretenden Sandstein-Formation stammt.
Nach seinem Sieg im Englisch-Schottischen Krieg befahl der englische König Edward I. im Jahr 1296, den Stein nach London zu bringen und ihn unter dem englischen Krönungsthron zu platzieren. So blieb der Stein fast 650 Jahre in der Westminster Abbey. 1996 wurde er an Schottland zurückgegeben – unter der Bedingung, dass er für zukünftige Krönungen wieder nach London gebracht wird.
Bei der Krönung von Charles III. am Samstag kommender Woche kommen neben dem Schicksalsstein und dem Krönungsstuhl noch viele andere geschichtsträchtige und mit hoher Symbolkraft beladene Gegenstände zum Einsatz, darunter eine Goldkrone aus dem Jahr 1661 und ein silbernes Kreuz mit eingearbeiteten Holzsplittern, die angeblich vom Kreuz Jesu stammen. mehr Informationen
Die Church of England vereint ziemlich alles, was an christlichen Strömungen so aufkam: Luther, Calvin, Pietismus, Erweckungsbewegungen, puritanische, liberale, evangelikale Ideen – während die „High Church“ in Kirchendisziplin und Liturgie bis heute nahe am katholischen Ursprung geblieben ist.
Abweichler („Dissenters“), wurden das eine Mal verbannt, das andere Mal zugelassen. Andere spalteten sich ab: Quäker, Baptisten, Methodisten etwa. Dabei ging es nicht nur um theologischen Zank, sondern auch um politische Opposition: Durfte und darf der weltliche Herrscher auch noch über Gewissensfragen bestimmen?
Um den internen Frieden zu wahren, hat sich die Anglikanische Kirche seit langem für einen „Mittelweg“ zwischen Katholizismus und Protestantismus entschieden, für eine „comprehensiveness“, die in großer Elastizität alles als zulässig umgreift, was christlichen Prinzipien nicht widerspricht. Im Unterschied zu den evangelischen Kirchen jedoch anerkennt die Anglikanische eine zentrale Autorität: Den jeweiligen Erzbischof von Canterbury. Seit 2013 ist das der frühere Erdöl-Manager Justin Welby. Päpstliche Befugnisse hat der zwar nicht, er muss genauso elastisch sein wie seine Kirche.
Staatskirche sind die Anglikaner geblieben. Alle Kleriker von den Gemeindepfarrern bis zum Primas legen einen Treueeid auf den Monarchen ab. 26 Bischöfe sitzen im Britischen Oberhaus als „Geistliche Lords.“
Der britische Monarch als „Supreme Governor“ der Kirche wiederum muss Anglikaner sein und er schwört bei seiner Krönung, die Church of England zu erhalten. Das kostet den Staat nicht viel: Finanziell muss diese Kirche auf eigenen Füßen stehen. In England hat sie etwa 25 Millionen Mitglieder.
Mit dem britischen Ausgreifen auf die Welt, hat sich die Church of England über die ganze Erde verbreitet. Heute zählt sie bis zu 85 Millionen Mitglieder in 165 Ländern, und gliedert sich in 42 der Definition nach „autonome, aber voneinander abhängige“ Kirchen.
Dezentralisierung und Zusammenhalt, synodale Entscheidungen und Anerkennung eines Oberhaupts – das macht die Anglikaner auch für die zerklüftete katholische Kirche interessant. „Die Kirche braucht beides“, heißt es in einem gemeinsamen Papier: „eine vielfältige, verteilte Autorität unter Beteiligung des ganzen Gottesvolkes, und einen Gesamtprimas als Diener und Mittelpunkt der sichtbaren Einheit in Wahrheit und Liebe.“ Was Papst Franziskus vorschwebt, scheint in diese Richtung zu gehen. mehr Informationen
Doch 85 Prozent der anglikanischen Christen wollen neue Strukturen aufbauen, die von der Kirche von England und ihrem Oberhaupt unabhängig seien. weiterlesen Konservative Anglikaner sagen sich vom Erzbischof von Canterbury los