„Im Irak bedeutet Religion Gewalt und Krieg. Muslime kämpfen untereinander. Ich wollte damit abschließen“, sagt Ahmad, einer der vier, der in Waiern Kärnten vom Islam zum Christentum konvertiert ist. Seiner Familie hat er es nicht erzählt. Sie lebt noch im Irak: „Ich habe Angst, dass mein Vater nicht mehr mit mir spricht, wenn ich ihm sage, dass ich jetzt Christ bin.“
Der Syrer Orhan und sein Bruder Akeed haben ihrer Mutter den Glaubenswandel gebeichtet: „Sie hat gesagt, das ist ok, solange wir damit glücklich sind.“ Andere Muslime sind nicht so verständnisvoll: „Manche finden, das sei schlecht. Sie verstehen nicht, warum wir uns taufen haben lassen“, sagt der Iraker Mustafa.
Die Zahl der Flüchtlinge, die zum Christentum übertreten möchten, hat im vergangenen Jahr zugenommen. Wenn sie konvertieren wollen, müssen sie sich sowohl in der evangelischen als auch in der katholischen Kirche monatelang mit dem Glauben beschäftigen. Der Pfarrer der Gemeinde hält dazu Kurse ab und entscheidet, wann sie getauft werden können.
Pfarrer Müller war zunächst zurückhaltend, als die vier Flüchtlinge auf ihn zukamen: „Wir haben dann sehr lange Gespräche über Gott und Glauben geführt.“ Über Monate trafen sich der Pfarrer und die vier Flüchtlinge jede Woche. Auch um auszuloten, wie ernst es die jungen Männer meinen.
Die Gründe, warum Flüchtlinge konvertieren, sind vielfältig: Vielen gefällt der christliche Gedanke der Nächstenliebe.
„Auch um zu sehen, warum sie konvertieren, machen wir lange Kurse mit ihnen“, sagt Manfred Sauer, Superintendent der evangelischen Kirche in Kärnten. Sauer weiß von etwa 34 Kärntner Flüchtlingen, die im Vorjahr evangelisch wurden. Ähnlich viele wollten in die katholischen Kirche eintreten.
Klagenfurts Dompfarrer Peter Allmaier kennt die Vorwürfe, dass der Glaube nur zum Schein gewechselt wird. Deshalb werden die Flüchtlinge in der Regel erst getauft, nachdem das Asylverfahren abgeschlossen ist.
Die Brüder Orhan und Akeed haben schon Asylstatus, Mustafa und Ahmad noch nicht. „Wir sind aber nicht Christen geworden, um Asyl zu bekommen. Sondern weil wir durch den Glauben Frieden und Offenheit kennengelernt haben“, sagt Ahmad. mehr Informationen