Jesus ist gegen Showfasten. Beim Fasten geht es nicht darum, vor anderen Eindruck zu machen.
Jesus lehrt (Matthäus 6,16-18):
16 Wenn ihr aber fastet, so seht nicht düster aus wie die Heuchler! Denn sie verstellen ihre Gesichter, damit sie den Menschen als Fastende erscheinen. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin.
17 Wenn du aber fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Gesicht,
18 damit du nicht den Menschen als ein Fastender erscheinst, sondern deinem Vater, der im Verborgenen ist! Und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird dir vergelten.
Der ursprüngliche Sinn des Fastens bestand darin, sich so vor Gott zu demütigen und damit die Ernsthaftigkeit der Gebete zu unterstreichen (Esra 8,21 / Jesaja 58,3).
Jesus sagte einmal: „Hütet euch aber, dass eure Herzen nicht beschwert werden mit Fressen und Saufen“ (Lukas 21,34). Es ist beachtenswert, dass Essen und Trinken unsere geistliche Empfindsamkeit beeinträchtigen können.
Bei den Pharisäern (einer jüdischen Gemeinschaft) wurde das Fasten zu einem äußeren Ritus, der möglichst publik werden sollte. Jesus fordert dazu auf, dass Fasten im Verborgenen und nur vor dem himmlischen Vater geschehen soll (Matthäus 6,18).
Für Jesus ist es selbstverständlich, dass seine Jünger fasten werden. Nicht, während er mitten unter ihnen ist, denn das ist ein Grund zur Freude (Markus 2,19). Aber er geht davon aus, dass sie später fasten werden, wenn er nicht mehr da ist (Markus 2,20). Jesus deutet auch an, dass das Fasten seiner Jünger etwas Neues sein wird. Dieses Fasten lässt sich nicht in das jüdische Muster hineinflicken. Wie ein neuer Wein einen neuen Schlauch braucht, so brauchen seine Nachfolger eine neue Art von Fasten (Markus 2,22).
Fasten und Gebet gehören zusammen. Ohne Gebet fehlt dem Fasten die Tiefendimension. Deshalb soll Fasten uns das Gebet nicht schwerer, sondern leichter machen. Wenn bei uns der gegenteilige Effekt eintreten sollte, ist es ratsam, die Fastenform nochmals zu überdenken.
Fasten ist ein freiwilliger Verzicht und stärkt den Charakter. Es hilft, sich auf etwas zu konzentrieren und sich selbst zu beherrschen. Im Fasten überwinden wir unseren Unglauben und lernen, allein auf Gott zu vertrauen. Durch das Fasten wird unser Glaube gestärkt und vertieft.
Wer fastet, bringt damit seine Ohnmacht und Abhängigkeit von Gott zum Ausdruck. Der Betende erwartet alle Hilfe von Gott. Deshalb liegt im Fasten eine indirekte Kraft, weil sich durch das Bekenntnis zu unserer Schwachheit Gottes Macht offenbaren kann.
So liegt der eigentliche Sinn vom Fasten darin, dass wir unseren mangelnden Glauben durch das Fasten überwinden und einen neuen Blick für Gottes Möglichkeiten bekommen.
Beim Fasten, von dem Jesus sprach, steht nicht der Verzicht im Zentrum. Fasten heißt vielmehr: etwas loslassen, um Zeit mit Gott zu haben. Fasten ist eher eine Liebeserklärung an Gott. Man sagt damit: Du bist für mich wichtiger als Essen und Trinken. Du bist für mich wertvoller als alles Irdische.
Vergleiche Artikel über das Fasten
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