Fasten des Gedalja – Taube Ohren führen in die Katastrophe

2024: Sonntag, 6. Oktober, Fasten vom Morgen bis zum Abend. Wenn der 3. Tisch­ri auf einen Schab­bat (Sams­tag) fällt, dann wird das Fas­ten Ge­dal­ja auf den 4. Tisch­ri ver­legt.

Am 3. oder 4. Tischri erinnert das «Fasten des Gedalja» an die Ermordung des letzten jüdischen Statthalters unter Nebukadnezar. Nebukadnezar zerstörte Jerusalem am 9. Aw 586 v. Chr. und deportierte Juda nach Babylon.

Die Geschichte dieser folgenreichen Untat, die kurze Zeit nach der Zerstörung des ersten Tempels vor mehr als 2500 Jahren von einem Juden begangen wurde, kann man im Buch des Propheten Jeremia (Kap. 40-43) lesen:

Im Landesinneren hielten sich immer noch judäische Offiziere mit ihren Einheiten versteckt. Sie hörten, dass der König von Babylonien Gedalja, den Sohn Ahikams, zum Statthalter von Judäa ernannt und ihm die Verantwortung für die arme Landbevölkerung übertragen hatte, die nicht in die Verbannung nach Babylonien ziehen musste. Gedalja sagte zu ihnen: „Unterwerft euch den Babyloniern! Ich gebe euch mein Wort: Ihr habt von ihnen nichts zu befürchten. Siedelt euch im Land an, und dient Nebukadnezar, dann wird es euch gut gehen!“

Johanan warnte ihn: „Sei vorsichtig! König Baalis von Ammon hat Jismael, den Sohn Netanjas, beauftragt, dich umzubringen!“ Aber Gedalja glaubte ihnen nicht.

Als sie zusammen beim Gastmahl saßen, zogen Jismael und seine Männer plötzlich das Schwert, fielen über Gedalja her und stachen ihn nieder. Er tötete auch alle Judäer, die bei Gedalja in Mizpa waren, und die babylonischen Soldaten, die dort Wache hielten und nahm die restlichen Einwohner von Mizpa gefangen.  Jismael wollte mit seinen Gefangenen zu den Ammonitern fliehen. Doch Johanan, der Sohn Kareachs, und die anderen Offiziere hörten von Jismaels Verbrechen. Sie riefen ihre Truppen zusammen und jagten ihm nach. Am großen Teich von Gibeon holten sie ihn ein. Jismael aber konnte mit acht Männern entkommen und floh zu den Ammonitern.

Johanan und die Offiziere seiner Truppen kamen zum Propheten Jeremia und baten ihn: „Wir flehen dich an: Bete für uns zum Herrn, deinem Gott! Bitte den Herrn, deinen Gott, uns zu zeigen, wohin wir gehen und was wir tun sollen!“

Zehn Tage später empfing Jeremia die Antwort vom Herrn. „Wenn ihr in diesem Land bleibt, will ich euch aufbauen und nicht niederreißen, euch einpflanzen und nicht mehr entwurzeln. Jetzt fürchtet ihr euch vor dem König von Babylonien. Aber ich, der Herr, sage: Habt keine Angst! Denn ich bin bei euch, ich werde euch retten und vor ihm schützen. Jeder, der nach Ägypten geht, wird im Krieg, an Hunger oder an einer Seuche sterben. Keiner entkommt dem Unheil, das ich dann über euch bringe. Heute habe ich euch seine Botschaft verkündet. Doch ich weiß, ihr wollt nicht auf die Worte des Herrn, eures Gottes, hören.“

Johanan, die anderen Offiziere und alle, die zu Jeremia gekommen waren, schlugen die Weisung des Herrn in den Wind und blieben nicht in Judäa. So missachteten sie die Weisung des Herrn und zogen nach Ägypten.

Einige Jahre später wurde Pharao Hophra ermordet, und es gab Aufruhr in Ägypten. Nebukadnezar nutzte diese Gelegenheit. Er drang in Ägypten ein und zerstörte das Land, und die meisten Juden kamen dabei ums Leben. Jeremias düstere Prophezeiung hatte sich bewahrheitet.

Text: Hanspeter Obrist

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