Wie das katholische Online-Magazin Kirche und Leben berichtet, wies der zuständige Bischof Gebhard Fürst den Ortspfarrer Hermann Riedle in Ravensburg an, die Einladung zur Eucharistiefeier zurückzunehmen.
In der „Ravensburger Erklärung“ vom 8. Oktober 2017, hatten sich Katholiken und Protestanten in der historisch stark ökumenisch geprägten Stadt wechselseitig zu Eucharistie und Abendmahl in ihren Gottesdiensten eingeladen.
Damals hatten nicht nur die Seelsorger beider Konfessionen, sondern auch viele einfache Gemeindemitglieder den Text mit nur 74 Worten unterschrieben: „Hier vor Ort beginnen wir, vom Trennen zum Teilen zu gelangen, indem wir aufeinander zugehen. Hier vor Ort beginnen wir, Zeichen zu setzen für Frieden und Versöhnung, indem wir Türen öffnen. Hier vor Ort beginnen wir, uns an einen Tisch zu setzen und Grenzen zu überwinden. Hier vor Ort beginnen wir mit einer einladenden Kirche, indem wir uns offen und herzlich zu Kommunion und Abendmahl einladen. Hier vor Ort beginnen wir einen gemeinsamen Weg.“
Bischof Gebhard Fürst erklärte, die Einladung zur Teilnahme an der Eucharistie findet nicht seine Zustimmung. Eine gegenseitige Einladung zu Abendmahl und Eucharistiefeier entspreche „nicht dem Stand der ökumenischen Beziehungen“. Fürst machte zugleich deutlich, dass zum jetzigen Zeitpunkt weitere Schritte auf die Protestanten zu, mit der Gefahr einer innerkatholischen Spaltung verbunden seien.
Die Protestanten, bei denen Christen anderer Konfession grundsätzlich zur Teilnahme am Abendmahl eingeladen sind, sehen es als ein innerkatholisches Problem. mehr Informationen
In der mit dem Bischofsbüro abgestimmten Mitteilung heißt es: „Bischof Fürst hat mir die Rechtsgrundlage der katholischen Kirche dargelegt, die eine Zulassung eines evangelischen Christen nur im Einzelfall vorsieht. Eine offene Einladung an alle ist nicht möglich.“
Dekan Friedrich Langsam erklärte auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“: „Wir sehen darin einen Rückschritt in der Annäherung der beiden Konfessionen. Ungeachtet dieser Entscheidung, die sich auf das geltende Kirchenrecht stützt, laden wir im evangelischen Gottesdienst weiterhin Christen aller Konfessionen ein.“
Der Ravensburger evangelische Stadtpfarrer Martin Henzler-Hermann zeigt sich „ernüchtert und enttäuscht“ über die Reaktion aus Rottenburg. Nach evangelischem Verständnis ändere sich freilich nichts, lade er selbst doch seit vielen Jahren ausdrücklich alle Christen zum gemeinsamen Abendmahl ein. Leid tue es ihm um die vielen engagierten Christen, die sich für den ökumenischen Prozess eingesetzt haben.
Auch Ravensburgs Oberbürgermeister Daniel Rapp findet die Entwicklung „in hohem Maße ärgerlich“: „Die Menschen verstehen eine solche Haltung nicht mehr. Wenn das das Kirchenrecht vorgibt, dann muss man halt das Kirchenrecht ändern.“ Aus vielen Gesprächen wisse er, dass das Unverständnis bei katholischen Gläubigen angesichts vieler Dogmen groß sei: „Wenn Frauen nicht Priester werden dürfen, wenn Priester nicht heiraten dürfen, dann ist das ganz weit weg von der Lebenswirklichkeit vieler Menschen. Die Leute reagieren darauf mit Desinteresse und sie wenden sich ab.“ mehr Informationen