Es lohnt sich in Dankbarkeit zu investieren

«Wir haben einen 38 kg schweren Kürbis geerntet. Habt ihr eine Idee, wie wir die nicht benötigten 30 kg mit andern teilen könnten?» fragte uns jemand per Mail. Schon zuvor hatten wir 20 kg Trauben von einem einzigen Rebstock verteilt. Der Herbst ist die Zeit des Erntens und Dankens. Wir dürfen geniessen und teilen, was in den Monaten zuvor entstanden ist.

Im Danken öffnen wir unseren Blick für die Wunder des Alltags. Im Danken teilen wir miteinander die Faszination des Lebens.

Dietrich Bonhoeffer schrieb im Juli 1940 in Anlehnung an Psalm 50,23: «Den Dankbaren zeigt Gott den Weg». Zuvor hatte er gesagt: «Undankbarkeit beginnt mit dem Vergessen, aus dem Vergessen folgt Gleichgültigkeit, aus der Gleichgültigkeit Unzufriedenheit, aus der Unzufriedenheit Verzweiflung, aus der Verzweiflung der Fluch». «Undank erstickt den Glauben, verstopft den Zugang zu Gott» (Gesammelte Schriften, Band III).

Der Toggenburger Zwingli übersetzte Psalm 50,23 so: «Wer Dank opfert, ehrt mich und wählt den Weg, auf dem ich ihn Gottes Hilfe schauen lasse.»

Danken fällt uns nicht immer leicht. Aber wenn wir uns darauf einlassen, entdecken wir immer mehr Faszinierendes. Danken macht uns frei, Gottes Hilfe und Gegenwart neu zu entdecken.

Im Gleichnis vom barmherzigen Vater in Lukas 15 hat uns Jesus ganz neu vor Augen gemalt, wie Gott darauf wartet, dass wir wie der jüngere Sohn zu ihm kommen. Er ermutigt den undankbaren älteren Sohn, so zu werden wie er.

Je mehr wir bewusst Dankbarkeit üben, desto mehr werden wir sie wahrnehmen. Es wächst, was wir nähren, und wir ernten, was wir säen.

Professor Robert A. Emmons forscht seit 20 Jahren zum Thema Dankbarkeit. Er bilanziert: Menschen, die regelmässig Dankbarkeit kultivieren, erfahren eine Bandbreite messbarer und nachhaltiger Vorteile psychischer, physischer, interpersoneller und spiritueller Art: Gesundheit, das Gefühl von Ganzheit und Wohlbefinden und mehr Zufriedenheit in den Beziehungen. So bestätigt sich, dass es sich lohnt in Dankbarkeit zu investieren.

Hanspeter Obrist, Sonntagsgedanke, Toggenburger Tagblatt, 5. Oktober 2024

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert