Im vorangehenden Abschnitt sprach Paulus von Einheit, Ergänzung und Mündigkeit.
Doch wie wird man ein mündiger Christ? Indem man das alte Leben wie ein Kleid ablegt, entsorgt und als erneuerter Mensch lebt, schreibt Paulus in Epheser 4,17-32.
Christen repräsentieren Christus und sein Reich und sie verhalten sich dementsprechend. Folgende Punkte sind Paulus wichtig: Harmonie mit Gott (Heiligkeit und Gerechtigkeit), Wahrheit, Selbstbeherrschung und Umgang mit Besitz.
Die Veränderung beginnt im Denken (Vers 17) und wird dadurch geprägt, wem und was ich in meinem Leben Raum gebe (Vers 27). Erneuerung geschieht von innen nach außen.
Das Bild des Kleides erinnert an den Mantel der Gerechtigkeit aus Jesaja 61,10: „Von Herzen freue ich mich am HERRN. Meine Seele jubelt über meinen Gott. Denn er kleidet mich in Gewänder des Heils, er hüllt mich in den Mantel der Gerechtigkeit, wie ein Bräutigam sich festlich schmückt und wie eine Braut ihr Geschmeide anlegt.“
Kleider machen Leute. Mit den Berufskleidern übermittelt man, in welchem Auftrag man unterwegs ist. Ordenskleider zeigen an, welche Gemeinschaft man vertritt. Wer Christus repräsentiert, schmückt sich mit seiner Wesensart. Eine Hilfe kann sein, dass wir das jeden Morgen wie ein Kleid in Anspruch nehmen: Hilf mir, Jesus, dass ich heute meine Mitmenschen mit deinen Augen sehe. Dass ich wie du gütig, barmherzig und vergebend bin (Vers 32). Hilf, dass meine Worte aufbauend und nützlich sind (Vers 29).
Der Mensch muss sich täglich für sein Kleid entscheiden. So muss sich auch der Mensch dafür entscheiden, mit Gott den Tag zu gestalten. Die Bibel spricht oft von neuen Kleidern, die wir von Gott erhalten. Wie beim verlorenen Sohn in Lukas 15. Der neue Mensch ist einer, der ganz in Christus eingehüllt ist. Christus macht uns zu Christen.
Ein zweites Bild finden wir in Vers 27. Wem oder was geben wir Raum in unserem Alltag? In Offenbarung 3,20 sagt Jesus: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn einer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten und Mahl mit ihm halten und er mit mir.“ Jesus und der Heilige Geist drängen sich nicht auf. Sie warten, bis sie eingeladen werden.
Indem wir Aussagen rezitieren, verfestigen wir sie in unserem Denken. Deshalb ist es wichtig, die göttliche Wahrheit auszusprechen. Das kann man mit dem Lesen der Heiligen Schrift, mit Gebeten und mit Liedern tun (Psalmen, Epheser 5,19).
Paulus ist es wichtig, dass wir uns an dem orientieren, was wahr ist. Wir sollen unser Leben nicht schönreden, sondern es mit der Hilfe Gottes verändern und neu prägen lassen. Das Wesen eines Christen ist, in dem Bewusstsein zu leben, dass wir nicht mehr von dieser Welt, aber in dieser Welt sind. Jesus sagte über alle, die ihm nachfolgen: „Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin“ (Johannes 17,16), doch „sie sind in der Welt“ (Johannes 17,11).
Wenn ich Christus an mir trage, wird das in meinem Verhalten sichtbar werden. Deshalb sollen wir uns selbst beherrschen (Vers 26 und 31). Es führt auch zu einem neuen Umgang mit unserem Besitz (Vers 28). Was wir haben, haben wir, um damit Gutes zu tun. Was wir haben, haben wir empfangen – und davon sollen wir weitergeben.
Kurz zusammengefasst sollen wir gütig und barmherzig sein und nicht zur Selbstjustiz greifen (Vers 32).
Gütig sein bedeutet eine unverdiente Zugabe. Barmherzigkeit gleicht den Mangel des Nächsten aus. Vergeben bedeutet, Gott das Richten zu überlassen und persönliche Wiederherstellung von ihm zu empfangen.
Text: Hanspeter Obrist November 2021
Epheserbrief
Drei Gründe, Gott zu loben, 1. Oktober 2021, Epheser 1,1-14
Jesus ist die Schlüsselperson, 8. Oktober 2021, Epheser 1,15-23
Vom Tod zum Leben, 15. Oktober 2021, Epheser 2,1-10
Ein neuer Tempel, 19. Oktober 2021, Epheser 2,11-22
Gottes Plan, 28. Oktober 2021, Epheser 3,1-21
Aufruf zur Einheit, 11. November 2021, Epheser 4,1-16
Erneuert euer Denken, 22. November 2021, Epheser 4,17-32
Lebt als Kinder des Lichts, 10. Januar 2022, Epheser 5,1-20
Verhalten in der Familie und im Beruf , 28. Januar 2022, Epheser 5,21-6,9
Gerüstet fürs Leben, 15. Februar 2022, Epheser 6,10-24
Erneuert euer Denken
Epheser 4,17-32, Einheitsübersetzung 2016
Der alte und neue Mensch
17 Das also sage ich und beschwöre euch im Herrn: Lebt nicht mehr wie die Heiden in ihrem nichtigen Denken! 18 Sie sind verfinstert in ihrem Sinn. Sie sind dem Leben Gottes entfremdet durch die Unwissenheit, in der sie befangen sind, durch die Verhärtung ihres Herzens. 19 In ihrer Haltlosigkeit gaben sie sich der Ausschweifung hin, um jede Art von Unreinheit in Habgier zu vollführen.
20 Ihr aber habt Christus nicht so kennengelernt. 21 Ihr habt doch von ihm gehört und seid unterrichtet worden, wie es Wahrheit ist in Jesus.
22 Legt den alten Menschen des früheren Lebenswandels ab, der sich in den Begierden des Trugs zugrunde richtet, 23 und lasst euch erneuern durch den Geist in eurem Denken! 24 Zieht den neuen Menschen an, der nach dem Bild Gottes geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit!
Mahnungen zum Miteinander im Geist Christi
25 Legt deshalb die Lüge ab und redet die Wahrheit, jeder mit seinem Nächsten; denn wir sind als Glieder miteinander verbunden.
26 Wenn ihr zürnt, sündigt nicht! Die Sonne soll über eurem Zorn nicht untergehen.
27 Gebt dem Teufel keinen Raum!
28 Der Dieb soll nicht mehr stehlen, vielmehr soll er sich abmühen und mit seinen Händen etwas verdienen, damit er den Notleidenden davon geben kann.
29 Über eure Lippen komme kein böses Wort, sondern nur ein gutes, das den, der es braucht, auferbaut und denen, die es hören, Nutzen bringt!
30 Betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, den ihr als Siegel empfangen habt für den Tag der Erlösung! 31 Jede Art von Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und Lästerung mit allem Bösen verbannt aus eurer Mitte!
32 Seid gütig zueinander, seid barmherzig, vergebt einander, wie auch Gott euch in Christus vergeben hat.