Mindestens 90 Prozent aller Paare lassen ihr Baby abtreiben, wenn bei ihm eine schwere Störung diagnostiziert wird. Ärzte malen werdenden Müttern ein finsteres Bild vom Alltag mit einem behinderten Kind. Doch die Eltern, die sich für ein solches Kind entscheiden, empfinden ihr Leben ganz anders.
90 Prozent aller Paare lassen abtreiben, die erfahren, dass sie ein Baby mit Trisomie 21 erwarten – Down-Syndrom. Oft haben sie Angst vor Ausgrenzung oder glauben, die Aufgabe nicht bewältigen zu können. Dabei entgeht ihnen offenbar nicht nur die Möglichkeit für Selbsterfahrung und Weiterentwicklung, sondern auch ein Stück Lebensglück. So zumindest sagten es in einer Studie Familien, die mit behinderten Kindern leben – selbst dann, wenn bei diesen noch schwerer wiegende Trisomien vorliegen als das Down-Syndrom.
Fast alle Eltern solcher Kinder bezeichneten sich als glücklich, betonen Forscher der Universität Montreal jetzt im Fachblatt Pediatrics. Sie haben Familien von 272 Kindern mit Trisomie 13 oder 18 zu ihrer Lebenszufriedenheit befragt. „Unsere Forschung zeigt, dass Eltern, die einen Weg finden, ihr behindertes Kind zu akzeptieren und zu lieben, Glück und Bereicherung erfahren“, schreiben die Forscher um die Neonatologin Annie Janvier.
97 Prozent der Befragten gaben in der Studie nicht nur an, selbst ein erfülltes Leben zu führen. Sie glaubten auch, dass ihr Kind glücklich sei und dass seine Existenz das Leben der Familie bereichere.
Nach dem Tod des Kindes sagten fast alle Eltern, die sie begleitet hat: „Wir sind sehr froh, dass wir dieses Kind gehabt haben.“