In den letzten Jahren hat sich Punta del Este in Uruguay während des südamerikanischen Sommers von Januar bis März zur bevorzugten Destination für jüdische Touristen entwickelt. Hunderte Menschen nehmen an den Schabbatgottesdiensten im Temple Beit Meir in der Stadt teil, Punta del Este hat ein jüdisches Filmfestival, eine großzügige Villa mit kostengünstiger Unterkunft für israelische Rucksacktouristen sowie Schabbataufzüge in Luxushochhäusern. Das erste koschere Pizzarestaurant in Uruguay hat in Januar in Punta del Este seine Türen geöffnet, und unter den großen Reklamebannern, die täglich mit Flugzeugen über den Strand geflogen werden, entdeckt man auch eines des lokalen Chabad-Rabbiners, das die Zeiten für das Entzünden der Schabbatlichter bekannt gibt.
Das an der südlichen Küste von Uruguay gelegene Punta del Este, rund zwei Stunden von der Hauptstadt Montevideo entfernt, zieht seit Langem Besucher wegen seines angenehmen Wetters und den weissen Sandstränden an. Für lateinamerikanische Juden aber, von denen viele in ständiger Sorge um ihre persönliche Sicherheit leben, sind die Ruhe und Sicherheit der Stadt die zentralen Anziehungspunkte. «Nicht in allen Städten der Region können jüdische Menschen so ruhig leben wir hier», sagte Monica Barrios Hernandez, Koordinatorin des Tourismusdepartements. «Hier gibt es viel Frieden und Sicherheit, und die orthodoxen Juden können sich sowohl am Strand als auch auf dem Weg in die Synagoge ihren Gewohnheiten entsprechend kleiden, ohne dass jemand sie belästigen würde.»
Die jüdische Präsenz in Punta del Este hat in den letzten Jahren dramatisch zugenommen. Den Anfang machte der argentinische Geschäftsmann Mauricio Litman, der hier 1950 den Cantegril Country Club errichtete. Der Ort offeriert auch Lebensqualität, Ruhe und Freiheit, welche die in Unsicherheit lebenden Leute aus Argentinien oder Brasilien hier ohne Angst um ihre Kinder oder ihren Besitz genießen können. Punta del Este hat mit einer Lokalbevölkerung von gerade mal 9000 Menschen vier Synagogen. Die Schätzungen bezüglich des jüdischen Zuflusses im Sommer schwanken zwischen 25 000 und 50 000 Personen, und das in einem Land mit einer Einwohnerschaft von 3,3 Millionen, unter ihnen rund 17 000 Juden.