In der Bergpredigt zeigt Jesus auf, wie er mit dem Gesetz umgeht. Zuerst zeigt er mit dem Gebot „Du sollst nicht töten“ auf, dass es um den eigentlichen Sinn der Gebote geht. Am Beispiel des Ehebruchs zeigt er auf, dass alles in den Gedanken beginnt. Nun fährt Jesus fort und zeigt mit dem Schwören, dass unsere Worte ein Knackpunkt sind. Nicht umsonst sagt Jakobus: „Die Zunge … ist ein unstetes Übel, voll tödlichen Giftes“ (Jakobus 3,8). Und in Jakobus 1,26 „Wenn jemand meint, er diene Gott, und zügelt nicht seine Zunge, sondern betrügt sein Herz, dessen Gottesdienst ist vergeblich.“
Jesus sagt in Matthäus 5,33-37: 33 Wiederum habt ihr gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht falsch schwören, du sollst aber dem Herrn deine Eide erfüllen. 34 Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht! Weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Thron; 35 noch bei der Erde, denn sie ist seiner Füße Schemel; noch bei Jerusalem, denn sie ist des großen Königs Stadt; 36 noch sollst du bei deinem Haupt schwören, denn du kannst nicht ein Haar weiß oder schwarz machen. 37 Es sei aber euer Wort Ja ⟨ein⟩ Ja, ⟨und⟩ Nein ⟨ein⟩ Nein! Was aber darüber hinausgeht, ist vom Bösen.
Jesus wendet sich gegen die rabbinische Spitzfindigkeit in ihren Auslegungen mit ihren Eidesmaßstäben. Schwören beim Himmel, bei der Erde, bei Jerusalem oder auf den Kopf hatte für die Eingeweihten unterschiedliche Bedeutungen.
So sagt Jesus in Matthäus 23,16.18: „Weh euch, ihr verblendeten Führer, die ihr sagt: Wenn einer schwört bei dem Tempel, das gilt nicht; wenn aber einer schwört bei dem Gold des Tempels, der ist gebunden.“ „Oder: Wenn einer schwört bei dem Altar, das gilt nicht; wenn aber einer schwört bei dem Opfer, das darauf liegt, der ist gebunden.“
Wenn Jesus hier also Himmel, Erde, Jerusalem und das Haupt erwähnt, dann hat das etwas mit verschlüsselter Sprache zu tun.
Heutzutage denken die Leute, wenn sie die Finger kreuzen, dass sie nicht an das gebunden sind, was sie sagen. Manchmal erwähnen wir einen Zusatz, wenn wir etwas wirklich meinen. Zum Beispiel: Ich komme garantiert oder ganz sicher. Manche Muslime denken, dass sie nur gegenüber anderen Muslimen verpflichtet sind, ihr Wort zu halten. Auffallend ist auch, wenn man jemanden zu etwas einlädt und der Eingeladene nicht „nein“ sagen will, kommt am Ende immer etwas dazwischen.
Jesus wendet sich gegen das verschlüsselte Reden. Wenn wir nicht halten, was wir versprechen, dann nützen auch alle Kronzeugen, die wir herbeirufen, nichts.
Jakobus schreibt in seinem Brief (3,10-11): „Aus einem Munde kommt Loben und Fluchen. Das soll nicht so sein, liebe Brüder. Lässt auch die Quelle aus ‚einem‘ Loch süßes und bitteres Wasser fließen?“
Wie kann man jemandem vertrauen und glauben, wenn aus demselben Mund nicht immer die Wahrheit kommt?
Jesus setzt sich für Klarheit ein. Man muss einander vertrauen können. Ein Ja ist ein Ja. Ein Nein ist ein Nein.
Das Ja Ja ist nicht ein achtloses Jaja. Im Hebräischen gibt es kein „ist“. Jesus meint hier: Ein Ja ist ein Ja und ein Nein ist ein Nein und nicht das nachlässige Jaja oder Neinnein.
Das heißt: Jesus nimmt ein „Nein“ ernst. Und er erwartet, dass ein „Ja“ umgesetzt wird.
In Matthäus 21,28-32 sagt Jesus: „28 Ein Mensch hatte zwei Kinder, und er trat hin zu dem ersten und sprach: Kind, geh heute hin, arbeite im Weinberg! 29 Der aber antwortete und sprach: Ich will nicht. Danach aber gereute es ihn, und er ging hin. 30 Und er trat hin zu dem zweiten und sprach ebenso. Der aber antwortete und sprach: Ich ⟨gehe⟩, Herr; und er ging nicht. 31 Wer von den beiden hat den Willen des Vaters getan? Sie sagen: Der erste. Jesus spricht zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch, dass die Zöllner und die Huren euch vorangehen in das Reich Gottes.“
Jesus will sagen: Worte sind das eine. Taten zählen. Wer „Ja“ sagt und es nicht tut, hat sein Ziel verfehlt. Im Reich Gottes geht es nicht nur um Worte und Gebete. Es kommt darauf an, dass ein Wort auch in die Tat umgesetzt wird. Glaube ist nicht nur ein Gedankenkonstrukt, sondern muss gelebt werden.
Jakobus sagt in Kapitel 2,17: „So ist auch der Glaube, wenn er keine Werke (Auswirkungen) hat, in sich selbst tot.“
Aber was ist mit der Notlüge? Wie hat Jesus das umgesetzt, als er in schwierige Situationen kam?
Vor Herodes hat er geschwiegen. Auch vor Pilatus. Nicht immer hat Jesus alles gesagt. Jesus hat auch oft eine Gegenfrage gestellt oder einfach das Thema gewechselt.
Man muss nicht immer alles sagen, was man weiß. Es gibt folgende Weisheit: Ein Weiser weiß, was er sagt und ein anderer sagt, was er weiß.
Ein weiteres Sprichwort heißt: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Eigentlich müsste es heißen: Schweigen am rechten Ort und Reden zur rechten Zeit ist goldrichtig.
Man kann auch das Richtige zur falschen Zeit sagen. So wie es die Freunde von Hiob taten. Man muss einem Menschen nicht alles sagen, was offensichtlich ist.
Was man einmal gesagt hat, kann man nicht mehr zurücknehmen.
Einst hatte ein Mensch eine hässliche Verleumdungsgeschichte verbreitet, die viel Unheil anrichtete. Doch dann bereute er sie und bat um Verzeihung. Der Betroffene vergab gern, bat aber um einen Gefallen: „Geh heim und schlachte ein Huhn und rupfe ihm alle Federn aus, auch die kleinsten, lege sie in einen Korb und dann geh langsam durch das Dorf und streue alle drei Schritte ein wenig von den Federn aus. Dann steige auf den Kirchturm und schütte den Rest von dort oben hinunter. Dann komm wieder zu mir!“ Gesagt, getan. „Gut“, sagte der Verleumdete freundlich, „nun geh durch die Straßen und sammle alle verstreuten Federn wieder ein.“ „Aber das ist doch unmöglich! Der Wind hat sie in alle Richtungen verstreut.“
Worte, die andere in ein schlechtes Licht rücken, kommen schnell aus dem Mund. Es müssen nicht einmal Lügen sein, Halbwahrheiten reichen, kleine spitze Worte, kleine Lästereien oder Gerüchte. Die machen dann blitzschnell die Runde und können – ganz nach dem Prinzip „Stille Post“ – auch noch schlimmer werden.
Dass ein Ja ein Ja und ein Nein ein Nein ist, hat einen tieferen Sinn. Wir sollen bei klaren Aussagen bleiben.
Paulus schreibt an die Epheser (5,4): „Genauso wenig ist Platz für Klatsch, Sticheleien und zweideutiges Gerede. Vielmehr sollt ihr Gott danken und ihn loben.“
Zweideutigkeit und Ironie führen in die Irre. Der Effekt ist derselbe: Man weiß am Ende nicht mehr, was man ernst nehmen soll.
Aber was ist mit dem Humor? Humor ist, wenn man über sich selbst lachen kann und nicht über andere.
Wenn sich Ephraim Kishon als Jude über jüdische Gewohnheiten amüsiert, dann ist das Humor. Wenn ein Nichtjude dasselbe tut, ist es Antisemitismus.
Jesus hatte auch Humor, als er sagte, dass man Kamele verschlucken kann. In Matthäus 23,24 heißt es: „Ihr blinden Führer, die ihr die Mücke filtert, das Kamel aber verschluckt!“
Reden ist eine Kunst. Wohl dem, der sie beherrscht.
Das „Ja ist ein Ja“ ist ein Eckpfeiler, der uns daran erinnert, dass wir liebevoll miteinander umgehen und andere nicht ins Leere laufen lassen.
Unbedachte Worte können uns blockieren und Angst machen. Ich muss nicht alles akzeptieren, was man mir sagt und was man über mich sagt. Ob ich negative Worte wiederhole, kann ich selbst entscheiden. Wenn ich sie selbst wiederhole, entstehen Blockaden. Worte haben so viel Macht wie ich ihnen gebe.
Aufbauende Worte zu finden ist eine göttliche Gabe. Deshalb ist es wichtig, sich selbst immer wieder die göttlichen Zusagen zuzusprechen:
Ich bin geliebt. Ich bin etwas Besonderes. Gott freut sich an mir. Ich bin sein Kind. Er braucht mich. Er hilft mir, ein Mensch zu werden, der Mut macht.
Die Kunst des Lebens ist, am richtigen Ort Nein zu sagen.
Ja sagen an der richtigen Stelle und Nein sagen im entscheidenden Moment, das prägt unser Leben.
Jesus setzt sich für eine klare Kommunikation ein. Wir müssen einander vertrauen können. Ein Ja ist ein Ja. Ein Nein ist ein Nein.
Foto: Hanspeter Obrist
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Segnen statt vergelten (Matthäus 5,38-42) Jesus fordert seine Nachfolger auf umgekehrt zu handeln und aus dem System der Rache und Vergeltung auszusteigen. Sonntag, 29. September, 9.45 Uhr / Viva, Sonneggstrasse 29, Ebenat-Kappel
Gottes Liebe ist … (Matthäus 5,43-48), 13. Oktober
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