Dieser Punkt ist vergleichbar mit dem bekannten Spiel, bei dem ich Dominosteine aneinanderreihe und mittendrin einen Stein anstoße. In die Richtung, in die der erste Stein fällt, fallen auch die anderen.
Ich habe festgestellt, dass mich das, was ich mir selbst sage, mehr prägt als alles andere. Was aus dem Mund kommt, das steuert unser ganzes Leben, sagt Jakobus in der Bibel und vergleicht es mit einem kleinen Steuerruder, das einem großen Schiff die Richtung angibt (Jak. 3,4-5).
Es wächst, was wir nähren und wir ernten, was wir säen (Gal. 6,8). Ich entscheide selbst, ob eine positive oder negative Saat aufgeht (2.Kor. 9,6). Maßgeblich ist, welche Identität ich mir selbst gebe. Wenn ich etwas sein will, aber nicht bin, was Gott mir schenkt, besteht mein Leben aus Haschen nach Wind.
Hier bietet Gott uns etwas Sagenhaftes an. Unsere Identität kann in seiner Liebe begründet sein. Dann weiß ich: Ich bin geliebt von Gott. Nicht, weil ich etwas getan oder nicht getan habe, sondern weil ich bin. Er liebt sogar die, die ihm feindlich gesinnt sind. Die folgerichtige Antwort auf eine solche Liebe ist dann Liebe zu Gott. Nicht, weil er etwas getan oder nicht getan hat, sondern weil er ist.
Gott nimmt uns als seine Kinder an, wenn wir uns ihm zuwenden und seine Vergebung für unsere Abwendung von ihm annehmen. Das heißt, dass wir wie ein Kind Stück für Stück lernen dürfen, so zu werden wie er. Manchmal gelingt uns das und manchmal nicht. Mal rot – mal grün. Dass wir es immer schaffen werden, ist unrealistisch. Eine übersteigerte Erwartung an uns hilft uns nicht weiter und ist eine Fata Morgana. Doch Gott können wir nicht enttäuschen, denn er weiß, wie wir sind.
Wichtig ist: Liebe schenkt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Hier verdrehen wir das Prinzip der Liebe immer wieder und rutschen ab in Handelsbeziehungen – sowohl untereinander als auch Gott gegenüber.
Liebe braucht Gemeinschaft. Wer sich verweigert oder nicht kommuniziert, zerstört Gemeinschaft. Wer sich vergleicht und begehrt, was der Nächste hat, hat noch nicht das Glück der Selbstbeschränkung und seiner göttlichen Bestimmung entdeckt. Die Kunst im Leben besteht darin, zu genießen, was man hat und dafür dankbar zu sein. Genießen heißt, etwas bewusst und langsam zu tun. Wer dabei noch gern von Gott abhängig ist, wird spannende Momente erleben.
Vertrauen, dass Gott aus allem etwas Gutes machen kann, befreit uns zu einem dankbaren Lebensstil. Dabei folgen die Gefühle der Entscheidung. Nicht Gefühlsschwingungen entscheiden über unser Leben, sondern bewusstes Entscheiden für eine bestimmte Haltung. Auf einmal entdecke ich, dass dort, wo Gott mich hinschickt, sich mein Glück entfaltet. Ich beobachte, dass Nehmen die Hände füllt, aber Geben das Herz. Gott hat den Menschen für die Gemeinschaft geschaffen. Wir sollen einander gegenseitig aufbauen, ermutigen und wertschätzen.
Wenn Gott uns anweist und nicht umgekehrt, dann überrascht er uns mit seinem Segen. Das alles soll nicht Theorie bleiben, sondern eine gute Gewohnheit.
Der erste Stein liegt darin, ob ich positive und Gottes gute Gedanken über meinem Leben aussprechen will.
Ich bin von Gott geliebt (Joh. 3,16). Er sorgt wie ein Hirte für mich (Psalm 23). Er wird von mir eingeladen, mich und mein Leben zu prägen (1.Joh. 1,12 / Off. 3,20). Er ist mein himmlischer Vater. Mit Paulus können wir dann sagen (Röm. 8,38-39): „Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“
Text: Hanspeter Obrist