Die Doksendung «Gottes missbrauchte Dienerinnen» des deutsch-französischen Fernsehsenders Arte zu sexuellem Missbrauch von Ordensschwestern sorgt für Erschütterung.
Der Film von Eric Quintin und Marie-Pierre Raimbault am wurde am 28. Februar im Westschweizer Fernsehen RTS und 5. März auf Arte gezeigt. Am 17. März wird der Film im Schweizer Fernsehen SRF ausgestrahlt.
Die Präsidentin der Konferenz der Ordensmänner und -frauen in Frankreich (Corref), Veronique Margron, äusserte sich erschüttert über die mutmasslichen Missbrauchsfälle, um die es in der Reportage geht. Einige Ordensoberinnen hätten eine «Art Menschenhandel» mit ihren Schwestern betrieben. «Das ist unbegreiflich», sagte Magron dem Sender France Culture.
Auch die Französische Bischofskonferenz erklärte am Dienstag in Paris, sie sei empört über die in der Reportage genannten mutmasslichen Missbrauchsfälle und sei «in ihrer tiefen Empörung, Trauer und Wut untrennbar mit der Corref (Konferenz der Ordensmänner und -frauen in Frankreich) verbunden».
Vor einem Kirchengericht hatte der Beschuldigte, der Dominikaner Marie-Dominique Philippe, Medienberichten zufolge «unangemessene Gesten» eingeräumt, jedoch keine Strafe erhalten.
Die Familie des beschuldigten Ordensgründers Philippe reagierte auf die angekündigte Ausstrahlung der Dokumentation mit der Veröffentlichung einer «Gegen-Untersuchung». Darin stellt sie die psychische Verfasstheit eines der mutmasslichen Opfer in Frage. mehr Information
Vinzentinerin Maguy Joye, Mitglied des Provinzrates für die Schweiz, Frankreich und Belgien, ist schockiert über diese Enthüllungen: Ich war auch schockiert über die Situation dieser jungen Ordensschwestern aus Ländern der Dritten Welt, die zur Ausbildung nach Rom geschickt und zur Prostitution gezwungen wurden. Das hat bei mir Fragen zur ihrer Grundausbildung aufgeworfen: Wie konnte man ihnen beibringen, dass die Anzeige eines Priesters einem Meineid und einer Beleidigung der Kirche gleichkommt? Wo bleibt da der Sinn für Freiheit und Urteilsfähigkeit? Das wirft auch Fragen nach der Macht des Geldes auf, wenn es darum geht, das Schweigen der Opfer zu erkaufen.
Diese Gurus oder Raubtiere behaupteten, ihre Opfer die Liebe Jesu spüren lassen zu wollen. Das ist einer der am meisten schockierenden Aspekte. «Ich habe mein Leben Gott gegeben. Der Priester ist ein Mann Gottes. Wenn ich mich dem Priester hingebe, gebe ich mich Gott hin». Deshalb ist es so schwierig, darüber zu sprechen, und manchmal dauert es Jahre. Das ist umso schlimmer, als sie riskiert, ihre religiöse Berufung und ihre Zugehörigkeit zur Gemeinschaft in Frage zu stellen, wenn sie redet. mehr Informationen
In der Dokumentation „Missbrauch in der katholischen Kirche: Eine Frau kämpft um Aufklärung“ geht es um den Missbrauch von Nonnen und Angehörigen geistlicher Gemeinschaften durch Priester – eine weitere Dimension des Missbrauchskandals der katholischen Kirche. Dokumentiert von BR-Kameras gibt es eine Aussprache zwischen der ehemaligen Ordensfrau Doris Wagner und Kardinal Christoph Schönborn.
https://youtu.be/PfF_ArkQzFY
Immer wieder wird nach dem Grund des Missbrauchs gefragt. Einerseits ist es das Machtgefälle. Anderseits die Vorstellung der Keuschheit innerhalb der Katholischen Kirche. Im Kathechismus steht:
2337 Die Tugend der Keuschheit wahrt somit zugleich die Unversehrtheit der Person und die Ganzheit der Hingabe.
2347 Keuschheit verheißt Unsterblichkeit.
2338 Der keusche Mensch bewahrt die in ihm angelegten Lebens- und Liebeskräfte unversehrt.
2339 Entweder ist der Mensch Herr über seine Triebe und erlangt so den Frieden, oder er wird ihr Knecht und somit unglücklich [Vgl. Sir 1,22. ].
2351 Die Geschlechtslust ist dann ungeordnet, wenn sie um ihrer selbst willen angestrebt und dabei von ihrer inneren Hinordnung auf Weitergabe des Lebens und auf liebende Vereinigung losgelöst wird.
2366 Darum lehrt die Kirche, … „daß jeder eheliche Akt von sich aus auf die Erzeugung menschlichen Lebens ausgerichtet bleiben muß“ (HV 11).
Die Darstellung der Sexualität allein zur Zeugung von Kindern erzeugt ein Widerspruch zu den sexuellen Empfindungen. Um Heiligkeit zu erzeugen ignoriert man sexuelle Empfindungen. Deshalb muss Maria ewige Jungfrau bleiben und Priester dürfen nicht heiraten. Heiratet ein Priester verliert er seine priesterliche Vollmacht.
Ein weiterer Missbrauchsfilm erschüttert (Rundschau vom 27.3.2019) Ungehörte Schreie: Wenn Priester Gehörlose missbrauchen
Missbrauchsgipfel der Katholischen Kirche
Mit dem Missbrauchsgipfel will Franziskus die Glaubwürdigkeit der Kirche wiederherstellen. … weiterlesen