Die Synode

Der Schock muss zuerst verarbeitet werden (Apostelgeschichte 1,12-26), dass einer, dem man sogar das Geld anvertraute, ein Verräter war. Die ersten Christen ziehen sich zurück, versöhnen sich mit der Geschichte und müssen ein neues Miteinander finden.

Der Name Judas Iskariot könnte ein Hinweis dafür sein, dass er mit der besonders radikalen Bewegung der Sikarier (Dolchmänner) verbunden war. Das war eine Untergruppe der Zeloten. Sie trugen in ihren Mänteln Dolche (lateinisch sica = römischer Ausdruck). Mit diesen stachen sie bei Menschenaufläufen Landsleute nieder, denen sie eine Zusammenarbeit mit der römischen Besatzung vorwarfen. Andere deuten den Beinamen als Isch Qerijot (Mann aus Kerijot). Ob es einen solchen Ort gegeben hat, ist nicht bekannt. Das hebräische Wort qerijot hat auch die Bedeutung Begegnungen (Mann der Begegnung oder Mittelsmann).

Petrus weist darauf hin, dass der Verrat schon in den Heiligen Schriften angekündigt wurde (Vers 16).

In Psalm 41,10, einer messianischen Prophetie von David, steht: »Sogar mein engster Freund, mit dem ich mein Brot teilte und dem ich vertraute, tritt mich nun mit Füßen Jesus selbst zitiert diesen Vers in Johannes 13,18 und sagt damit den Verrat voraus.

In Sacharja 11,12-13 heißt es: »Sie zahlten mir 30 Silberstücke aus. Da sagte der HERR zu mir: Das ist also die stolze Summe, die ich ihnen wert bin! Wirf das Geld dem Töpfer vor die Füße!« Aus Matthäus 27,9-10 wird deutlich, dass dies eine weitere Prophetie in Bezug auf Judas war.

Judas erhängte sich (Matthäus 27,5). Damit die Stadt rein wurde, warf man ihn über die Stadtmauer. Dabei brach er auseinander. Mit den 30 Silberlingen wurde ein Acker von den Töpfern gekauft (Matthäus 27,10), der zur Begräbnisstätte für Nichtjuden wurde.

Der stellvertretende Tod von Jesus am Kreuz war Gottes Plan und dennoch war es die eigene Entscheidung von Judas, Jesus zu verraten. Judas beabsichtigte Böses, aber Gott wendete es zum Guten.

Jesus hatte den Zwölfen offen gesagt, dass einer ein Fakten-Verdreher (Teufel / Durcheinanderbringer) ist (Johannes 6,70). Er sprach ein «Wehe» über seinen Verräter aus (Matthäus 26,24). Judas hörte all dem ungerührt zu. Er wandte diese Worte nicht auf sich an. Er hat so getan, als ob er ein Freund Christi sei. Doch Judas hatte nicht Jesus lieb. Er hatte sich im Fokus. Er nahm alle Geschenke Christi an und entwendete auch noch Geld aus der gemeinschaftlichen Kasse (Johannes 12,6).

Moderne Interpretationen versuchen dem Judas eine gute Gesinnung zu unterstellen. Er hätte nur gewollt, dass Jesus zum Handeln als Messias gezwungen würde.

Wie auch immer, Judas hat eine verkehrte, nicht auf Gott, sondern auf sich ausgerichtete Gesinnung. Er wollte seine Tat rückgängig machen, weil es nicht so gekommen ist, wie er es erwartete. Doch er bereute nicht, so wie es Petrus nach seinem Verrat gemacht hatte. Nach Vers 25 wäre dies eine Möglichkeit gewesen.

Petrus erkennt durch das Beten der Psalmen, was getan werden soll. Er zitiert David mit Psalm 69,26 «Ihr Besitz soll veröden, in ihren Zelten soll niemand mehr wohnen!» und Psalm 109,8 «Er soll nicht mehr lange leben, und seine Stellung soll ein anderer bekommen.»

Nun wird nach dem ihnen bekannten Schema ein Nachfolger bestimmt (jemand, der alles miterlebt hat). Durch menschliche Vorschläge soll die göttliche Ordnung wieder hergestellt werden. Trotz Versagen geht der Auftrag weiter (Vers 24). 

Impuls aus dem offenen Bibel-Treff Ebnat-Kappel, Februar 24

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