Gegenwärtig hat das Parlament seine Arbeiten eingestellt. Die Regierung wird heftig kritisiert und antwortet hitzig auf Kritik. Die Verfassungskommission ist aufgelöst.
Anhänger des ausgeschiedenen salafistischen Kandidaten, des charismatischen Fernsehpredigers Hazen Abu Ismail, demonstrierten vor dem Verteidigungsministerium. Sie forderten die Wiederzulassung ihres Kandidaten. Er war entfernt worden, weil seine verstorbene Mutter einen amerikanischen Pass besessen haben soll. Der empörte Kandidat hatte daraufhin eine „islamische Revolution“ angekündigt.
Die Demonstranten hatten sich zu einem Dauer „Sit-in“ vor dem Verteidigungsministerium niedergelassen. Sie forderten den sofortigen Rücktritt der Militärjunta. Die Offiziere hatten sie aufgefordert, auf den Tahrir Platz zu ziehen, dem Zentrum früherer Demonstrationen. Doch sie wollten vor dem Armeeministerium bleiben, und sie forderten in immer drastischeren Ausdrücken den sofortigen Rücktritt der Offiziersführung.
Am 2. Mai kam es dann zu einem Angriff von „Unbekannten“, die Steine, Messer, Gas, Feuerbomben und Gewehrschüsse einsetzten. Nach sechs Stunden Kämpfe griffen die Truppen mit ihren Tanks ein und trennten die Streitenden. Zuvor hatten sie den Ereignissen untätig zugeschaut. Es gab 20 Tote und gegen 120 Verwundete bei den Demonstrationen vor dem Verteidigungsministerium.
Unter dem Eindruck dieses Blutbades haben die meisten Präsidentschaftskandidaten ihre Kampagne eingestellt. Die Offiziere kündeten eine Pressekonferenz an, auf der sie ihre Sicht der Ereignisse darlegen wollen.
Auch im Präsidialrennen gab es eine wichtige Neuentwicklung: die Salafisten, ihres eigenen Kandidaten beraubt, beschlossen ihre Stimmen Dr. Abdel Futuh zuzuwenden. Dr. Abdel Futuh ist der ehemalige Muslimbruder, der aus der Bruderschaft entlassen wurde, weil er für die Präsidentschaft zu kandidieren gedachte.
Die Wahlen werden wohl durchgeführt werden, trotz der politischen Lähmung, die gegenwärtig alle politischen Institutionen Ägyptens umfasst.