Die Messiaserwartung der Sadduzäer

Die Sadduzäer waren die nüchternen Liberalen.

Sie lehnten alles Übernatürliche ab. Gott ist ein schöner Gedanke, aber er hat nichts direkt mit dem Leben zu tun. Religion ist eine schöne Tradition, die es zu bewahren gilt. Aber mit dem Tod ist alles vorbei.

Einen Hinweis darauf finden wir in Apostelgeschichte 23,8, wo es heißt: „Die Sadduzäer behaupten nämlich, es gebe weder Auferstehung noch Engel noch Geist, die Pharisäer dagegen bekennen sich zu all dem.“

Die Sadduzäer waren religionspolitisch engagiert, weil ihnen das aktuelle Wohlergehen wichtig war. Viele von ihnen saßen im Hohen Rat. Wichtig waren ihnen die Grundregeln der Torah (Fünf Bücher von Mose). Einen „göttlichen“ Messias lehnten sie ab.

Die Position der Sadduzäer erklärt sich weniger aus dem Denken als aus der Tradition, weniger aus der Theologie als aus der Politik. Unter den Römern waren alle Hohenpriester Sadduzäer und wurden von ihnen ein- und abgesetzt.

Josephus, ein jüdischer Geschichtsschreiber, schreibt (bell. II 163-166):  „Die Sadduzäer leugnen die Vorsehung gänzlich und nehmen von Gott an, er stehe jenseits des Bösen und sehe es nicht einmal an. Sie sagen vielmehr, die Wahl des Guten und Bösen liege beim Menschen und gemäß der von jedem einzelnen getroffenen Entscheidung trete jeder dem einen oder anderen bei. Die Fortdauer der Seele aber und die Bestrafungen und Belohnungen in der Unterwelt lehnen sie ab.“ Und in „Altertümern“ (ant. XVIII 1,4): „Die Lehre der Sadduzäer lässt die Seele mit dem Körper zu Grunde gehen und erkennt keine anderen Vorschriften an als das Gesetz.“ (Gesetz = Fünf Bücher von Mose). Der in der Bibel erwähnte Josef Kajaphas (18-36) war der Schwiegersohn des Hannas und galt als korrupt (tMen 13,21; bPes 57a).

Im Streitgespräch mit den Sadduzäern sagte Jesus in Matthäus 22,31-32: „Habt ihr im Übrigen nicht gelesen, was Gott euch über die Auferstehung der Toten mit den Worten gesagt hat: 32 Ich bin der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs? Er ist nicht der Gott von Toten, sondern von Lebenden. Es ist ein Hinweis Jesu, dass mit dem Tod nicht alles zu Ende ist.

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