Die Pharisäer waren konservativ.
Sie erwarteten, dass Gott auf übernatürliche Weise eingreifen würde, wenn alle Juden nach ihren Geboten lebten. Sie beachteten auch die Propheten und die Psalmen.
Ein kurzes Porträt gibt Flavius Josephus, De bello Judaico II 162ff:
„Die Pharisäer … stehen im Rufe akribischer Gesetzesauslegung; alles schreiben sie der Vorsehung und Gott zu. Gerecht zu handeln oder nicht, hänge zwar vor allem von den Menschen selbst ab, jedem aber werde auch von der Vorsehung geholfen. Zwar sei jede Seele unsterblich; aber in einen anderen Leib gehen nur die der Guten über, die der Bösen aber werde durch ewige Schande bestraft.“
Die Pharisäer gerieten immer wieder in Konflikt mit Jesus, weil er sich nicht nach ihren Vorstellungen verhielt. Ihre Auslegung der Gesetze gehen oft am ursprünglichen Sinn vorbei, was Jesus immer wieder kritisierte (Matthäus 15,9).
Auch Paulus war Pharisäer und Schüler Gamaliels (Apostelgeschichte 22,3), bevor er durch die Begegnung mit dem auferstandenen Jesus zu einer neuen Überzeugung gelangte. Die pharisäischen Auffassungen erkannte er als Verlust (Philipper 3,7), weil sie nicht zur Gerechtigkeit aus Glauben, sondern zur Selbstgerechtigkeit aufgrund des Gesetzes führen. In seinen Schriften argumentiert er immer wieder gegen die geistliche Selbsterhöhung und betonnt das Geschenk der Gnade.