Die menschliche Seite der ersten Gemeinde

Nach außen hatte die Gemeinde eine Auseinandersetzung hinter sich. Die Apostel wurden gefangen genommen und mussten sich vor dem Hohen Rat verantworten. Sie wurden ausgepeitscht und schließlich wieder freigelassen.

Nun folgte ein innerer Konflikt. Ein kultureller, sprachlicher und ethnischer Graben ging mitten durch die junge Gemeinde (Apostelgeschichte 6,1-7).

Die Bezeichnung Hebräer stammt aus der Torah (1. Mose 14,13). Der Erzvater Abraham wurde als erster „Iwri“ genannt, weil er auf Geheiß Gottes vom anderen Ufer des Jordans nach Kanaan einwanderte. Das aramäische Wort ʿebrāyā bedeutet ins Deutsche übersetzt so viel wie „die Angekommenen“. Die „hebräische Sprache“ (לשׁון עברית) ist die Sprache der Bibel und großer Teile der rabbinischen Literatur. Die hebräischsprachigen Gemeindemitglieder stammten aus dem Land Israel.

Die Griechisch sprechenden Juden (Hellenisten) waren in der Diaspora verstreut lebende Juden, die nach Israel zurückgekehrt waren. Jeder brachte seine eigenen Traditionen und Überzeugungen mit.

Die Unzufriedenheit kam nicht von den Betroffenen selbst, sondern von ihren Fürsprechern. Es bleibt die Frage, weshalb sich diese nicht um die Witwen kümmerten. Und warum suchten die Witwen nicht selbst das Gespräch?

Dass Christen „ein Herz und eine Seele sind“ – das wäre zu schön gewesen. Fragen wirft auch auf, dass die ersten Christen alles geteilt haben und es trotzdem vernachlässigte Arme gab. Schon die erste Gemeinde hatte menschliche Seiten. Früher war nicht alles besser. Und selbst ganz am Anfang war auch nicht alles ideal.

Können die 12 Apostel die Einheit der Christen bewahren? Wird die Ungerechtigkeit gegenüber der hellenistischen Minderheit gelöst werden oder droht eine Spaltung?

Die Hellenisten und Hebräer rauften sich schließlich zusammen. Die verantwortlichen 12 Apostel erkannten, dass sie auch für die schwächere Minderheit der hellenistischen Gemeinde verantwortlich waren. Sie halfen mit bei der Einrichtung einer eigenen Armenfürsorge. Sie wollten nicht alle Fäden in der Hand behalten. Sie delegierten die Verantwortung an die Betroffenen und sorgten dafür, dass die Gemeinde selbst geeignete Personen wählte. Diese sollten die anstehenden Probleme lösen. So wurden sieben griechisch sprechende Männer gewählt, die „voll Geist und Wahrheit“ waren. Sie hatten eine natürliche Nähe zu den Witwen aus der Diaspora und auch die Zustimmung der Gemeinde.

Dass Männer zum Dienen berufen wurden, war etwas Besonderes. Praktisches Dienen war sonst die Aufgabe der Frauen.

An ihren griechischen Namen erkennt man, dass es lauter griechisch-sprachige Diakone waren.

Aber sie waren auch Verkündiger und Evangelisten. Stephanus hält im folgenden Kapitel (Apostelgeschichte 8) eine große Rede. Später tauft Philippus den Finanzminister der Königin von Äthiopien (Apostelgeschichte 8).

Das unsichtbare Band des Heiligen Geistes hält letztlich die verschiedenen kulturellen Ausrichtungen zusammen.

Erst das Aufeinander-Hören und das Sich-Ergänzen der unterschiedlichen Stimmen lässt ein Konzert eines Orchesters zum Genuss werden.

Die Hellenisten und Hebräer haben den Reichtum der Vielfalt schätzen gelernt, nachdem sie den Anspruch auf Vereinheitlichung aufgegeben hatten.

Erst dadurch konnte das Wort Gottes immer mehr Menschen verkündet werden und die Gemeinde wuchs. Es kamen auch Priester zum Glauben. In der Gemeinde hatten sie keine spezielle Funktion.

Wenn die vielfältigen Begabungen und Aufgaben nebeneinander akzeptiert werden, kann der Heilige Geist wirken. Die Wertschätzung der Unterschiedlichkeit ist der Schlüsselfaktor für dynamisches Wachstum.

Impuls aus dem offenen Bibel-Treff Ebnat-Kappel

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