meint Islamkenner Kurt Beutler. Er ist mit einer Ägypterin verheiratet, liest den Koran in Arabisch und hat viele muslimische Freunde.
Auszüge aus dem Interview von Rolf Höneisen mit Kurt Beutler, erschienen bei Israelnetz.
Andreas Thiel schrieb in einem „Weltwoche“-Artikel, Mohammed sei ein Sklaventreiber, Kinderschänder und Massenmörder. Lassen sich Thiels Beschreibungen aufgrund von Mohammeds Lebensführung belegen?
Tatsächlich lassen sich entsprechende Taten bei Mohammed nachweisen. Man kann aber nicht sagen, dass diese das ganze Leben und Wirken Mohammeds beschreiben – er hat auch Sklaven befreit und Menschen gerettet.
Im Buch „Perlen im Koran“ schreiben Sie, Mohammed behaupte ja gar nicht, der Erlöser oder sündlos zu sein. Worauf stützt sich dieses Verständnis, wenn nicht auf den Koran?
Im Gegensatz zu den meisten Muslimen behauptet nicht eine einzige Koransure die Sündlosigkeit Mohammeds. Allah fordert ihn sogar mehrfach auf, Buße zu tun. Tatsächlich gibt es die Tendenz, ihn unbewusst zu vergöttern. Nach Abfassung des Korans, im Laufe der späteren Jahrhunderte, wurde aus Mohammed etwas gemacht, was er gar nie sein wollte. Im Grunde befindet sich der Islam in einem inneren Widerspruch. Wenn Muslime wirklich glauben, dass der Koran das letzte von Gott offenbarte Buch ist, dann müssten sie eigentlich die Hadithe als Menschenwerk erkennen. Aber anstatt diese Bücher, die erst 200 Jahre später entstanden sind, zu hinterfragen, werden sie sogar als Richtschnur genommen für die Koranauslegung. Dies ist einer der offensichtlichen Widersprüche im theologischen Denken des heutigen Islam.
Während bei westlichen Politikern und Journalisten der Anschlag auf „Charlie Hebdo“ als Angriff auf die Meinungsfreiheit gilt, sagte einer der Attentäter: „Wir sind keine Mörder. Wir sind Verteidiger des Propheten.“ Versteht der Westen die tatsächlichen Motive nicht?
Im Islam geht es um Ehre. Um die Ehre Allahs, um die Ehre des Propheten. Selbstmordattentate sind eine Art von Ehrenmorden. Auch beim Mord an Konvertiten geht es im Kern um verletzte Ehre. Die Blutrache dient ebenfalls der Wiederherstellung der eigenen Ehre. Die Kriege im Nahen Osten finden kein Ende, weil es um Ehre geht.
Eines Ihrer Bücher heisst „Perlen im Koran“. Worum geht es darin?
Ich glaube an Jesus, der uns zur Wahrheitssuche ermutigt hat. Er sagt, wir sollen nicht richten. Nur weil eine Religion anders ist, lehne ich sie nicht ab. Ich will sie verstehen, auch das Positive in ihr suchen und Muslimen respektvoll begegnen. Im Koran finde ich Aussagen über Jesus, über Maria, Johannes den Täufer, über manchen alttestamentlichen Propheten, dann auch über die Bibel und über Christen. Es gibt Koranverse, die besagen, der Koran beabsichtige, die Torah , die Psalmen und das Evangelium zu bestätigen. Das macht diesen vergleichenden Austausch so interessant.
Christen werden im Koran als Gotteslästerer, denen die Hölle gebührt, bezeichnet. Wie gehen Sie damit um?
Sie finden beides: Einerseits steht im Koran, dass ernsthafte Christen ins Paradies kommen, anderseits auch, wer sagt, Gott habe einen Sohn, der sei ein Gotteslästerer. Es ist nicht meine Aufgabe, diesen und andere Widersprüche aufzulösen. Ich kenne viele muslimische Freunde, die das Buch „Perlen im Koran“ mit Interesse gelesen haben. Zum Teil staunen sie über das Gelesene, weil sie gar nicht wussten, dass diese Geschichten im Koran stehen. Man muss wissen, dass der Islam zu einem grossen Teil auf Propaganda beruht. Kritisches Denken ist nicht erlaubt, Zweifeln ist Sünde.