Was man in der Stadt Bet Shemesh antrifft, überrascht, schockiert und verwundert: Frauen, die Burkas tragen. Die Frauen tragen, ähnlich wie strenggläubige Muslimas, Burkas oder Niqabs und verdecken damit ihren Körper, ihr Gesicht unter einem dunklen Gewand. Es sind keine richtigen Burkas, sondern zahlreiche Schichten Kleider, die aber genau die gleiche äussere Wirkung zeigen.
Die Zahl wird auf 500 geschätzt. Die Anhängerinnen stammen eigentlich aus einem gemässigt-religiösen Umfeld und bewegen sich auf ihrer religiösen Suche über das orthodoxe Judentum auf die Gruppierung zu. Üblich ist, dass ultraorthodoxen Jüdinnen ihre Haare nach der Hochzeit mit einer Perücke oder einem Tuch verdecken.
Eine anonyme Gläubige der Lev Tahor sagte «Haaretz»: «Ich trug früher eine Perücke. Heute, wenn ich eine Frau mit einer sehe, bete ich zu Gott, er möge ihr verzeihen.» Die Motivation, sich selbst gänzlich zu verhüllen, diene dem Schutz der Männer. «Ich befolge diese Regeln, um die Männer vor sich selbst zu schützen. Ein Mann, der einen weiblichen Körperteil sieht, wird erregt und könnte sündig werden. Wenn nicht mit Taten, dann in Gedanken.»
Nicht nur Frauen, auch kleine Mädchen werden zur Verhüllung gezwungen und geraten so an den Rand der Gesellschaft, werden von Gleichaltrigen isoliert. Sogar ultraorthodoxe Schulen in Israel lehnen die Aufnahme dieser Mädchen ab, was sie dazu zwingt, in Privatwohnungen von ihren fundamentalistischen Müttern unterrichtet zu werden. Fast ausnahmslos alle Rabbiner Israels verurteilen die extreme Glaubensgemeinschaft: «Dieses Verhalten wird vom jüdischen Gesetz weder erlaubt noch verlangt», präzisiert Rabbiner Shlomo Papperheim.
Trotz der religiösen Isolation und der Anfeindungen wuchs die Gruppierung in den letzten Jahren stärker. Mittlerweile verhüllen sich auch Frauen, die den traditionell orthodoxen Kreisen angehören. Jetzt, da auch Frauen in Jerusalem beginnen, sich zu verhüllen, setzen sie sich stärkerem Widerstand von aussen aus. Die Bewegung sei in der Hauptstadt und im ganzen Land unerwünscht und verpönt.