Die Geschichte in Offenbarung 14 wird immer dramatischer. Gott sucht, ob er noch Menschen findet, die umkehren wollen. Wer sich für Gott entschieden hat, wird herausgerettet; wer sich gegen ihn entschieden hat, wird mit der Realität Gottes konfrontiert. Jeder erntet, was er gesät hat. Offenbarung 14 ist eine Einleitung für die kommenden Kapitel.
Offenbarung 14 erinnert an das Gleichnis von Jesus mit dem Acker und dem Unkraut. Dort sagt Jesus: „Der Feind, der das Unkraut gesät hat, ist der Teufel; die Ernte ist das Ende der Welt; die Schnitter sind die Engel“ (Matthäus 13,39). Und später heißt es: „So wird es auch bei dem Ende der Welt sein: Die Engel werden kommen und die Bösen aus der Mitte der Gerechten aussondern“ (Matthäus 13,49).
Offenbarung 14,6-7 erinnert an Matthäus 24,14: „Und dieses Evangelium vom Reich wird auf der ganzen Welt verkündet werden – zum Zeugnis für alle Völker; dann erst kommt das Ende.“ Jeder Mensch, der will, hat den Zugang zur guten Nachricht, dass Gott uns sucht, Befreiung anbietet und unser Leben neu gestalten will. Wer seine Ordnung annimmt, gibt ihm die Ehre. Diese Botschaft wird nochmals von einem Engel allen Menschen verkündet. Zuerst wird diese Botschaft durch die Nachfolger von Jesus verkündet, dann durch die zwei Zeugen (Offenbarung 11) und nun wird das letzte Register gezogen und ein Engel ruft zur Umkehr: „Ein Engel hatte den Bewohnern der Erde ein ewiges Evangelium zu verkünden, allen Nationen, Stämmen, Sprachen und Völkern. Er rief mit lauter Stimme: Fürchtet Gott und erweist ihm die Ehre! … Betet ihn an.“
Die hier erwähnten hundertvierundvierzigtausend Versiegelten kommen aus den Stämmen Israels (Offenbarung 7,4). Sie folgen dem Lamm. Keiner von ihnen ist verloren gegangen. Alle stehen vor dem Thron Gottes. Sie haben keine Hurerei betrieben. Da die Bibel Götzendienst als Hurerei vor Gott beschreibt (Offenbarung 17,5), vermuten einige, dass in Offenbarung 14,4 nicht ihre Sexualmoral, sondern ihre geistliche Haltung beschrieben wird, da es um eine reine Beziehung zu Gott geht. Auch Jesus bezeichnet sich symbolisch als „Bräutigam“ (Matthäus 9,15 / Matthäus 25,1). Paulus beschreibt die Gemeinde als „reine Jungfrau“ (2.Korinther 11,2). Andere erkennen hier das Ideal eines zölibatären Lebens, welches aber im Judentum keinen großen Stellenwert besitzt. Heiraten ist die Erfüllung der Gebote Gottes. Jesus lebte entgegen der damaligen Norm als Single und sagte in Matthäus 19,12: „Denn manche sind von Geburt an zur Ehe unfähig, manche sind von den Menschen dazu gemacht und manche haben sich selbst dazu gemacht – um des Himmelreiches willen.“ Was hier wirklich gemeint ist, werden das Lamm (Jesus) und die Hundertvierundvierzigtausend wissen.
Zum ersten Mal taucht in Offenbarung 14,8 die Stadt Babylon auf. Babel symbolisiert eine Menschheit, die sich gegen Gottes Ordnungen auflehnt und alles selbst bestimmen will. Nimrod, der Gründer von Babel, war ein Jäger (1.Mose 10,9-10). Ein Jäger nimmt, was er nicht selbst aufgezogen oder sich erarbeitet hat. Das Bild von Gottes Reich dagegen ist der gute Hirte, der seine Herde vor den Räubern schützt. Das Ende von Babel wird in Offenbarung 17-18 beschrieben.
Offenbarung 14,12 weist darauf hin, dass es hier um Menschen geht, welche die jüdischen Gesetze befolgen und an Jesus festhalten. Die Vollzahl der Heiden könnte also schon eingegangen sein. Paulus schreibt in Römer 11,25: „Denn ich will euch, Brüder und Schwestern, nicht in Unkenntnis über dieses Geheimnis lassen, damit ihr euch nicht selbst für klug haltet: Verstockung liegt auf einem Teil Israels, bis die Vollzahl der Heiden hereingekommen ist.“ Die Hundertvierundvierzigtausend werden in Offenbarung 14,4 als Erstlingsgabe definiert. Das bedeutet, dass noch mehr Juden folgen werden, die sich durch das weitere Geschehen Gott zuwenden.
In Offenbarung 20,6 steht: „Selig und heilig, wer an der ersten Auferstehung teilhat! Über solche hat der zweite Tod keine Gewalt. Sie werden Priester Gottes und Christi sein und tausend Jahre mit ihm herrschen.“ Die Hundertvierundvierzigtausend und die Gläubigen aus den Nationen scheinen alle entrückt worden zu sein, um mit Christus zu herrschen. Auf der Erde beginnt ein weiteres Kapitel der Menschheitsgeschichte, indem Gott eingreift.
Bis zur Herrschaft des Christus wird nun von den Gottesfürchtigen der Tod als Erlösung wahrgenommen (Offenbarung 14,13).
Das Bild des Gerichts in Offenbarung 14,15-20 erinnert an Joel 4,13-14: „Schwingt die Sichel; denn die Ernte ist reif. Kommt, tretet die Kelter; denn sie ist voll, die Tröge fließen über. Denn ihre Bosheit ist groß. Getöse und Getümmel herrscht im Tal der Entscheidung; denn der Tag des HERRN ist nahe im Tal der Entscheidung.“
Wir denken auch an Jesaja 63,1-6, wo Gott vom Tag des Kelterns der Völker spricht, bevor das Jahr der Erlösten kommt oder an die Schlacht in der Ebene von Megiddo: „Die Geister führten die Könige an dem Ort zusammen, der auf Hebräisch Harmagedon heißt“ (Offenbarung 16,16). Die 300 km in Offenbarung 14,30 entsprechen der Distanz von Megiddo im Norden Israels bis nach Edom, südlich vom Toten Meer.
In den folgenden Kapiteln wird entfaltet, wie Gott dem gottlosen Treiben der Menschen ein Ende setzt.
Text: Hanspeter Obrist
Apokalypse – Das biblische Buch der Offenbarung
Das Buch der Offenbarung (1)
Briefe aus dem Himmel (2)
Jesus sorgt sich um jede Gemeinde (3)
Ein Blick auf den Thron Gottes (4)
Wer ist würdig? (5)
Das Lamm enthüllt die Geheimnisse (6)
Rettung kommt von Gott (7)
Die Antwort auf die Gebete der Heiligen (8)
Das Böse hat Grenzen (9 und 10)
Gott sucht Anbeter (11)
Die Frau und der Drache (12)
Der Drache mobilisiert die ganze Welt (13)
Die Ernte (14)
Der Mensch verharrt in seiner Auflehnung gegen Gott (15-16)
Babylon und ihr Fall (17-18)
Das große Halleluja (19)
Die letzte Einladung (20)
Das himmlische Jerusalem (21)
Das Schluss-Statement von Jesus (22)
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