Shalom Cohen, israelischer Botschafter in der Schweiz, hat früher jahrelang in Tunesien und Ägypten gearbeitet. In einem Referat an der Universität Basel zog er ein düsteres Fazit über den arabischen Frühling. Nach seiner Meinung sind die arabischen Revolutionsbewegungen mehr ein «islamisches Erblühen».
Cohen wies darauf hin, dass in Ägypten und Tunesien die Revolutionen binnen Stunden erfolgreich gewesen sei. Dies weil Armee und Präsidialsystem – anders als in Syrien oder Libyen – nicht an eine ethnische Gruppe gebunden gewesen seien und die Armee sich deshalb rasch auf die Seite des Volkes geschlagen habe. Der Cocktail aus Korruption, Unterdrückung und wirtschaftlicher Rezession habe eine explosive Stimmung gebildet, die nur noch mit einem einzelnen Ereignis entzündet werden musste.
Bis jetzt wurden Revolutionen entweder von großen Idealen und starken Führern getragen, wie in Frankreich 1789, wie in Russland 1917 oder am Ende des Sowjetkommunismus. In den arabischen Ländern erkennt Cohen aber weder das eine noch das andere. Es sieht auch keine Bewegung hin zum liberal-demokratischen Staatenblock, dem mittlerweile «zwei Drittel der Erde» angehörten. Cohen sagte: «Ich habe niemanden gesehen, der die Forderung nach Demokratie auf einem Transparent hochhielt». Die gewonnene «Freiheit» spielt mehr extrem religiöser Gruppen in die Hände.
Cohen meint: Egal, wo in der arabischen Welt, überall seien tendenziell islamistische Gruppen auf dem Weg zur Macht, in Libyen und auch bald in Syrien, in Palästina und in Libanon, und den ölreichen Regimes am arabischen Golf werde es auch nicht anders ergehen.