Deutsche Bischöfe rufen zu Veränderungsbereitschaft

Die katholischen deutschen Bischöfe haben in ihren Predigten zum Jahreswechsel Mut zur Veränderung und zum Aufbrechen verkrusteter Strukturen gefordert.

Die beiden großen Kirchen befinden sich nach Einschätzung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, in einem dramatischen Niedergang. „Der Mitgliederverlust ist rasant, die gesellschaftliche Bedeutung schwindet“. „Unser Land wird säkularer, und die Mehrheit der Bevölkerung ist kaum noch religiös ansprechbar.„Die Kritik an der Kirche als Institution bestätigt sich, aber zugleich wird die These widerlegt, wonach die Menschen ihre Religiosität sozusagen aus den Kirchen mit herausnehmen ins Private hinein.“ Gelebter Glaube außerhalb der Kirchen sei quasi nicht existent, für die Lebensführung hätten religiöse Überzeugungen dort so gut wie keine Bedeutung mehr. Bätzing bezog sich auf die in diesem Jahr veröffentlichte Untersuchung zur Kirchenmitgliedschaft, für die mehr als 5000 Menschen repräsentativ befragt wurden. Nur noch vier Prozent der katholischen und sechs Prozent der evangelischen Gläubigen geben in der Studie an, ihrer Kirche eng verbunden zu sein. „Beinahe die Hälfte der Katholikinnen und Katholiken denkt über einen Kirchenaustritt nach, nur noch ein Drittel schließt ihn grundsätzlich aus. Solche Entwicklungen zu verdrängen oder zu verharmlosen, das wäre fatal.“

Auf den zweiten Blick halte die Studie aber auch einige ermutigende Ergebnisse bereit, so Bätzing. „Erstaunlich ist für mich, dass sich die Hälfte aller Mitglieder der katholischen Kirche ehrenamtlich engagiert – deutlich mehr als im Durchschnitt.“ Zudem zeige die Studie, dass diejenigen, die noch Mitglieder seien, von der Kirche Einsatz gegen Armut und für Gerechtigkeit erwarteten, konkret etwa für Geflüchtete. Zudem drängten die Kirchenmitglieder auf Reformen. „Ein überwältigender Anteil von 96 Prozent der Katholikinnen und Katholiken äußern: „Meine Kirche muss sich grundlegend ändern, wenn sie eine Zukunft haben will.““

Zu den wichtigsten Themen gehörten dabei ein positiver Umgang mit Homosexualität, mehr Mitbestimmung für Laien, eine Abschaffung des Pflichtzölibats für Priester und eine stärkere Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirche. „Reformen lösen gewiss nicht alle Probleme der katholischen Kirche, aber diese verschärfen sich, wenn Reformen ausbleiben“, folgerte Bätzing. mehr Informationen

In seiner Predigt rief Kardinal Rainer Maria Woelki zu Mitmenschlichkeit und Zusammenhalt auf. Das Gebot der Stunde sei es, „zusammenzustehen für eine menschenfreundliche, demokratische, nachhaltige, soziale, gerechte und solidarische Gesellschaft“.

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck warb für ein anderes Verständnis von Kirche. Es brauche Offenheit für Neues und Veränderung statt Verklärung des Vergangenen, sagte der Bischof. Der Glaube an Gott vertrage keinen Stillstand. Tradition sei „kein fest geschnürtes Paket, das unveränderlich durch die Zeiten getragen wird“.

Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke sagte, das Jahr 2023 habe die Kirche in Deutschland mit großen Umbrüchen konfrontiert, „die uns besorgt machen“. Es gelte, einen Weg der Erneuerung einzuschlagen. Dabei werde es immer wieder Streit und auch Ablehnung und Abneigung geben.

Nach den Worten des Passauer Bischofs Stefan Oster ist die Kirche kein „spirituelles Wohlfühlkaufhaus, in dem ich mir so ein wenig raussuchen kann, was meinen Bedürfnissen nützt“.

Der Augsburger Bischof Bertram Meier sagte: „Wir brauchen einen Klimawandel im Umgang miteinander. Setzen wir das Reizklima des Rechthabenmüssens aus! Laufen wir nicht immer gleich heiß!“  mehr Informationen

Die Ur-Gemeinde hatte einen doppelten Schwerpunkt: einerseits das Studium der Schriften und anderseits das offene Ohr für Impulse von Gott. Wenn wir uns heute fragen, wohin es mit den Kirchen gehen soll, dann sollten wir uns vielleicht einfach an den Eckpfeilern orientieren, die man damals in Antiochien hatte: Faszination Bibel, gegenseitige Ergänzung, inspirierende Gebete und Treffen (Gottesdienste), und Freude etwas beizutragen (Teil zu werden mit Unterstützung).

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert