Der Traum-Papst

Wir haben zwei Päpste. Nein, nicht einen Papst und einen emeritierten Papst, das wäre zu einfach. Es gibt zwei Päpste, die beide Franziskus heißen. Der eine lebt in Rom, der andere lebt in den Köpfen der Menschen. Und auf Facebook.

Dass sich von quasi Tag Eins an Mythos um Papst Franziskus gebildet hat, ist klar. Das berühmte „der Karneval ist vorbei“ ist der erste von vielen Beiträgen, die einen imaginären Papst geschaffen haben. Bald hieß es auch, er habe sich gleich am Abend nach seiner Wahl unerkannt durch Rom chauffieren lassen.

Eine Variante dieser „Unerkannt-durch-Rom“-Geschichte geisterte gerade durch das Netz, bei Facebook (siehe Screenshot). Dazu den Text: „Papa Francesco verkleidet als einfacher Priester, schlich sich in der Nacht heimlich zu besuchen und trösten die Obdachlosen von Rom, indem sie die Hilfe Teams des Heiligen Hauses in der Verteilung von Essen, Kleidung und Unterstützung. Gott segne diesen Francisco!“ Das Ganze ist am 15. Februar 2018 online gegangen und wurde über 80‘000 geteilt und über 111‘000 mal geliket.

Nur, dass das fake news ist. Die Metadaten des Bildes – mit zwei Klicks einfach zu lesen – sagen dass das Bild am 25. Januar 2012 aufgenommen wurde. Also mehr als ein Jahr vor seiner Papstwahl. So fake sogar, dass aus dem Vatikan ein Tweet kam, der die Falschheit von Bild und Nachricht betonte.

Auch wenn es falsch ist, es setzt sich fest. Und so bildet sich ein zweiter Papst, ein Papst-der-Köpfe.

Das Schwierige daran ist, dass dieser Zweit-Papst so beliebt ist. So einen hätte man gerne. Leider entstehen dabei im Gleichtakt auch Erwartungen. Die dann wie immer mit der Realität im Konflikt stehen. Das ist schwierig, denn der Papst legt großen Wert auf die Realität.

Es wird immer schwieriger entscheiden zu können, was eigentlich stimmt und was nicht. Der Dauerbeschuss und Sensations-Fokussierung durch die Medien macht es auch nicht einfacher.

Es ist halt zu schön, um nicht zu stimmen. Was übrigens für das Negative wie für das Positive stimmt. Auch Negativ-Meldungen werden wild geklickt und geteilt, ohne dass sich da jemand Gedanken macht.

(Gedanken nach Pater Hagenkords Beitrag auf blog.radiovatikan.de)

Was wir daraus sehen: Ein Traumbild gewinnt Gestalt. Interpretieren wir noch andere Personen in ein Traumbild? Sogar Jesus?

Schnell werden wir Teil von einem Komplott der Druck erzeugt. Entweder, weil die Person dann nicht so ist und es so zu einer Enttäuschung kommt. Oder indem man jemand direkt durch Rufmord in Verruf bringt.

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