Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu versuchte am Montag zu beruhigen: Die Ankündigung der staatlichen ägyptischen Gasgesellschaft EGAS, kein Erdgas mehr an Israel zu liefern, sei kein Ergebnis politischer Entwicklungen, sondern ein „Streit zwischen einem israelischen und einem ägyptischen Unternehmen“.
Terroristen haben seit Februar des vergangenen Jahres vierzehn Anschläge auf die Gasleitung auf der Sinai-Halbinsel verübt, die auch Jordanien versorgt. Lieferungen waren daher die Ausnahme und nicht mehr die Regel; dabei bezieht Israel seit 2008 rund 40 Prozent des Bedarfs seines wichtigsten Rohstoffs zur Energiegewinnung aus Ägypten.
Den ägyptischen Sicherheitskräften ist die Kontrolle über die Halbinsel entglitten, durch die auch die Gasleitung führt. Obwohl der Friedensvertrag die Truppenstärke eigentlich begrenzt, erlaubte Israel Ägypten, mehr Soldaten auf den Sinai zu entsenden, damit sie gegen Terroristen und Schmuggler durchgreifen können.
Die israelischen Geschäftspartner verlangten wegen der jüngsten Lieferausfälle acht Milliarden Dollar Schadensersatz in Ägypten und stellten auch ihre Zahlungen ein. Die ausstehenden israelischen Überweisungen waren jetzt der Grund für die nationale ägyptische Gasgesellschaft, wegen Vertragsverletzungen die Gaslieferung zu stoppen.
Wirtschaftswissenschaftler Eytan Sheshinski meint der Abbruch der Lieferungen sei ein befristetes Problem, bis eigenes Gas aus dem israelischen Tamar-Feld kommt. Das sei für April 2012 geplant. Vor der israelischen Mittelmeerküste wurden große Erdgasvorkommen entdeckt, die Israel in einigen Jahren sogar zum Gasexporteur machen könnten.
Um die Engpässe zu überbrücken, wurde in den vergangenen Monaten die Förderung aus einem anderen israelischen Gasfeld gesteigert, das aber bald erschöpft sein könnte. Auch greift die israelische Elektrizitätsgesellschaft stärker auf Kohle und teureres Öl zurück.
Ursprünglich hatte Kairo Israel gemäss dem Friedensvertrags aus dem Jahr 1979 Erdöl liefern müssen, doch war die Vereinbarung 2005 dahingehend abgeändert worden, dass Ägypten den Israeli im Verlauf von 20 Jahren 7 Milliarden Kubikmeter Gas zu besonders günstigen Konditionen liefern würde, wobei die Option bestanden hatte, die Quantität zu verdoppeln. Die noch von Hosni Mubarak zugestandenen Konditionen waren die Ägyptern zusehends ein Dorn im Auge gewesen.