Das seit dem 2. Jahrhundert bis 1948 als Palästina bezeichnete Gebiet ist seit Jahrhunderten ein Zankapfel verschiedener Mächte. 1917/18 wurde das Land von den Briten in verschiedenen Erklärungen sowohl den Juden als auch der arabischen Bevölkerung versprochen. Am 29. November 1947 beschloss die UN als Resolution 181 (II) die Teilung des ehemaligen britischen Mandatsgebiets in einen jüdischen und einen arabischen Staat, was jedoch von den arabischen Staaten abgelehnt wurde.
Staatsgründung
Die jüdische Gemeinschaft rief am 14. Mai 1948 gemäß dem UN-Beschluss den Staat Israel aus. Die umliegenden arabischen Staaten reagierten mit einem Angriff auf diese Staatsgründung. Erst vier Monate nach Kriegsbeginn reagierten die Palästinenser im September 1948 mit der Ausrufung einer gesamtpalästinensischen Regierung („Hukumat Umum Filastin“) in Gaza. Diese erhob Anspruch auf das gesamte ehemalige Mandatsgebiet Palästina. Allerdings fand diese gesamtpalästinensische Regierung, deren Sitz nach kurzer Zeit nach Kairo verlegt wurde, keine internationale Anerkennung und löste sich bereits 1952 wieder auf.
Die Vereinten Nationen beschlossen am 11. Dezember 1948 in der Resolution 194 das Rückkehrrecht für die palästinensischen Flüchtlinge in ihre Dörfer im neu gegründeten Staat Israel.
Nach dem Waffenstillstand 1949 gliederte Jordanien Hebron und Nablus seinem Königreich ein, Ägypten nahm den Gazastreifen an sich. Am 24. April 1950 annektierte König Abdallah I von Jordanien unter großem Protest der Arabischen Liga das Westjordanland und Ostjerusalem offiziell in sein Königreich.
Der Sinaifeldzug
Am 26. Juli 1956 erklärte Gamal Abdul Nasser die ägyptische Verstaatlichung des Suezkanals und erließ ein Verbot für die Passage israelischer Schiffe. Die westliche Welt reagierte schockiert. Franzosen und Briten begannen mit einer Truppenverlagerung in den Nahen Osten. Der Sinaifeldzug begann mit der Landung israelischer Fallschirmjäger am Mitla-Pass am 29./30. Oktober. Innerhalb einer Woche waren die ägyptischen Truppen aufgerieben. Die Franzosen und Briten besetzten die Kanalzone am 5. November. Am 8. November begann Israel wieder mit dem Rückzug aus dem Gazastreifen und der Halbinsel Sinai, der im März 1957 abgeschlossen war. Die Hoffnung, dass die UNO den Gazastreifen kontrollieren würde, erfüllte sich nicht. Sie stellte ihn unter ägyptische Verwaltung.
Palästinensischer Kampf
Auf palästinensischer Seite wurde im Herbst 1959 Yassir Arafat aktiv und gründete mit anderen palästinensischen Aktivisten die Organisation „Al-Fatah“. Im Frühling 1964 wurde die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) gegründet. Erster Präsident des Exekutivkomitees war bis zum Dezember 1967 Ahmed Shu-qai-ri. Arafat und seine Mitstreiter gehörten der neuen palästinensischen Bewegung zunächst nicht an. Am 1. Januar 1965 – dem „Fatah-Tag“ – begann der bewaffnete Kampf gegen Israel.
Sechs-Tage-Krieg
Nachdem Ägypten am 22. Mai 1967 den Golf von Akaba für Schiffe nach Israel gesperrt hatte und sich ägyptische, jordanische und syrische Armeen entlang der Grenze zu Israel zusammengezogen hatten, begann Israel am 5. Juni 1967 mit einem Präventivschlag den „Sechs-Tage-Krieg“. In nur sechs Tagen wurden die zahlenmäßig überlegenen arabischen Streitkräfte vernichtend geschlagen. Jordanien verlor neben Jerusalem auch das gesamte Westufer des Jordans – insgesamt ein Drittel seines Königreiches, Syrien die Golan-Höhen und Ägypten den Gazastreifen und die Halbinsel Sinai.
Während der jordanischen Kontrolle Ostjerusalems waren viele Synagogen zerstört worden, um die jüdische Verbundenheit mit der Stadt auszulöschen. Am 28. Juni 1967 wurde Ostjerusalem von Israel annektiert. Zum ersten Mal in der Geschichte des israelischen Staates war der Zugang zur Klagemauer frei – dem einzigen Überrest des zweiten jüdischen Tempels. Diese Eroberung war für die arabisch-islamische Welt eine große Katastrophe und Demütigung. Die Annexion Jerusalems wurde international verurteilt.
Die arabische Gipfelkonferenz beschloss am 1. September 1967 in Khartum eine ablehnende Haltung gegenüber Israel (kein Friede, keine Anerkennung Israels, keine Verhandlungen). Die Vereinten Nationen forderten in ihrer Resolution 242 am 22. November 1967 den Rückzug Israels aus den besetzten Gebieten und eine gerechte Regelung der Flüchtlingsfrage.
Palästinensische Krise
Im Februar 1969 wurde Yassir Arafat auf der fünften Sitzung des Palästinensischen Nationalrats in Kairo zum Vorsitzenden der PLO gewählt. Weil die Aktivitäten der Palästinenser auf die Schaffung eines eigenen Staates im Staat Jordanien hinauszulaufen drohten, vertrieben königstreue jordanische Truppen die palästinensischen Guerilla-Kämpfer im September 1970. Die PLO verlegte daraufhin ihre Operationsbasis in den Libanon.
1971 regte sich im Gazastreifen Widerstand gegen die Israelis. Dieser wurde durch Ariel Scharon militärisch beendet.
Jom Kippur Krieg
Am 6. Oktober 1973, an Jom Kippur (Versöhnungstag), dem höchsten Feiertag des jüdischen Jahres, griffen Ägypten und Syrien überraschend Israel an. Mindestens neun arabische Staaten unterstützten das ägyptisch-syrische Bündnis. Nach zwei Tagen in der Defensive gegen eine Übermacht von Angreifern gelang es Israel schließlich, seine Reserven zu mobilisieren und die Eindringlinge zurückzuschlagen. Die Armee drang weit auf ägyptisches und syrisches Gebiet vor. Am 16. Oktober verhängten die arabischen Ölförderländer ein Ölembargo. Der Ölpreis stieg. Am 24. Oktober wurden die Kämpfe eingestellt und am 11. November kam es zu einem Waffenstillstand.
Die Palästinenser formieren sich
Auf der arabischen Gipfelkonferenz in Rabat (Oktober 1974) wurde die PLO als einzige legitime Vertretung des palästinensischen Volkes anerkannt. Die PLO erhielt daraufhin einen Beobachterstatus bei den Vereinten Nationen. Am 13. November 1974 hielt Yassir Arafat seine historische Rede vor der UNO-Vollversammlung in New York. Die Resolution 3236 vom 22. November 1974 forderte eine Anerkennung des Rechts der Palästinenser auf nationale Souveränität und Unabhängigkeit – ein wichtiger Erfolg für die Palästinenser. Von nun an wurde die Palästinafrage als nationale Frage anerkannt und nicht mehr als Flüchtlingsproblem behandelt.
Die UNO-Sicherheitsratsresolution 425 vom 19. März 1978 forderte Israel auf, sich aus dem Libanon zurückzuziehen. Am 13. Juni 1978 folgte Israel der Resolution und zog sich aus dem Libanon zurück.
Die ersten Verträge
Die USA, Ägypten und Israel unterzeichneten am 17. September 1978 das „Camp-David-Abkommen“, ein Rahmenabkommen für den Frieden im Nahen Osten. Anwar Sadat und Menachem Begin erhielten am 10. Dezember 1978 dafür den Friedensnobelpreis. Am 26. März 1979 unterzeichneten sie den Friedensvertrag zwischen Israel und Ägypten. Er sah einen vollständigen Abzug Israels aus dem Sinai und im Gegenzug völligen Frieden mit diplomatischen Verbindungen und offenen Grenzen zu Ägypten vor.
Die neue Hauptstadt
Am 30. Juli 1980 verabschiedete die israelische Regierung das „Jerusalem-Gesetz“. Es bestimmte die Stadt zur ewigen und unteilbaren Hauptstadt Israels. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen stimmte am 20. August mit 14 zu 0 Stimmen – die USA enthielten sich – gegen eine Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt des Staates Israel.
1981 wagte die israelische Luftwaffe einen Angriff auf den irakischen Atomreaktor Osirak und zerstörte diesen am 7. Juni, weil Israel sich durch das irakische Atomprogramm bedroht sah. Im gleichen Jahr wurde am 1. November die israelische Militärverwaltung im Westjordanland und im Gazastreifen durch die Zivilverwaltung abgelöst. Am 14. Dezember 1981 beschloss die Knesset die juristische Annexion der Golanhöhen. Im folgenden Jahr begann am 6. Juni der Libanonkrieg mit dem Ziel der Zerschlagung der PLO.
Im Juni 1982 begann der erste Libanonkrieg aufgrund von Anschlägen der PLO gegen Israel. Als Reaktion ließ der israelische Regierungschef Menachem Begin den Libanon angreifen, da die PLO ihre Aktionen aus Beirut koordinierte. Nach der Besetzung Beiruts durch die Israelis zog die PLO aus dem Libanon ab. Israel blieb bis 1985 im Spüdlibanon, danach richtete Israel bis 2000 eine Sicherheitszone mit der SLA ein. Syrien besetzte den Libanon de facto bis 2005.
Die erste Intifada
Ausgelöst durch einen Verkehrsunfall am 7. Dezember 1987 im Flüchtlingslager Jabaliya im Gazastreifen begann die erste Intifada (arabisch für „Erhebung, Abschütteln“). Ein israelischer Militärlaster raste in eine Reihe von wartenden palästinensischen Autos, wobei vier Arbeiter getötet und mehrere schwer verletzt wurden. Es entstand der Verdacht, dies sei ein Racheakt für einen am Tag zuvor in Gaza ermordeten israelischen Geschäftsmann gewesen. Die Beerdigung wurde zur Demonstration gegen die Besatzung. Am 31. Juli 1988 gab König Hussein von Jordanien den Souveränitätsanspruch auf das Westjordanland auf. In den besetzten Gebieten wurde dieser Schritt als größter Erfolg der Intifada gefeiert, die einen unabhängigen palästinensischen Staat zum Ziel hatte.
Am 15. November 1988 – 40 Jahre zu spät – rief der palästinensische Nationalrat in Algier auf der Grundlage der UNO-Resolutionen und des Teilungsplans von 1947 den Staat Palästina aus. In den palästinensischen Schulbüchern und Landkarten wird jedoch auch das Gebiet des Staates Israel als Palästina bezeichnet.
Text: Hanspeter Obrist
Fortsetzung: Blickpunkt Naher Osten
Vergleich auch Artikel:
Welche Gebiete gehören zu Israel?
Die Herrschaft des geistlichen Israels
Die geschichtlichen Wurzeln des Nahost-Konflikts
Der Nahe Osten – Brennpunkt im 20. Jahrhundert
Blickpunkt Naher Osten
Gott hält sich nicht an unseren Endzeitplan
Israel gehört nach dem Koran den Juden
Jerusalem als Israels Hauptstadt ist eine islamische Prophezeiung
Faszination Jerusalem
Jerusalem im Wandel der Zeit