In Afrika erlebt die Terrororganisation „Islamische Staat“ seine Wiedergeburt, nachdem er in Syrien und dem Irak vor dem Aus steht. Für Zivilisten in Mali und für die dort stationierten Bundeswehrsoldaten bedeutet das erhebliche neue Gefahren.
Der Aufruf zum Kampf gegen die Terrormiliz IS kommt von unerwarteter Seite. Al-Shabaab, einer der größten islamistischen Terrormiliz in Afrika, weist darauf hin, dass im Nordosten Afrikas einen „Islamischen Staat in Somalia“ gegründet wurde und um die 150 Bewaffnete hat. Al-Shabaab befehligt Schätzungen zufolge 4500 Kämpfer. Doch die Angst vor dem IS ist groß. Denn die Terrorgruppe wächst – nicht nur in Somalia, sondern in ganz Afrika.
Auch im westafrikanischen Mali kämpft eine Zelle des „Islamischen Staates“. Ausgerufen hat sie im Mai 2015 Adnan Abu Walid Al-Sahrawi, die damalige Nummer 2 der Terrorgruppe Al-Murabitoun. Für den „Islamischen Staat in der Großsahara“ kämpfen seither über 400 Terroristen.
Nach Berechnungen der US-Militärakademie in West Point kämpfen in Afrika derzeit mehr als 6.000 Männer unter dem IS-Banner. Mehr als die Hälfte, 3.500, gehören zum „Islamischen Staat der Provinz Westafrika„, kurz ISWAP, bekannt als Boko Haram. Seit August 2016 ist ISWAP gespalten, zwei Fraktionen kämpfen gegeneinander. Die jüngere der beiden, die offiziell vom IS anerkannt ist, wird für die erfolgreiche Offensive der vergangenen Monate verantwortlich gemacht, bei der Hunderte nigerianische Soldaten getötet wurden.
In Somalia teilt sich Al-Shabaab die Einnahmen aus illegalen Geschäften auch mit dem Staat und Einheiten der afrikanischen Amison-Truppen, die die Islamisten eigentlich bekämpfen sollen. Die Terrorgruppe ist etablierter Partner eines mafiösen Patronagesystems, das Erlöse aus Schmuggel und Schutzgelderpressung zwischen den Mächtigen aufteilt.
Auch in Mali und im Rest der Sahara ist mit dem Schmuggel von Zigaretten, Drogen, Waffen und Flüchtlingen viel Geld zu verdienen. Dieses Geschäft kontrollieren etwa die Terrorgruppen wechselnden Namens um Mokhtar Belmokhtar, der als Schmuggelkönig nicht umsonst den Ehrentitel „Mr. Marlboro“ trägt.
Die wachsende Stärke des „Islamischen Staates“ in Afrika droht, eine neue Eskalation der Gewalt zu befeuern. Die etablierten Islamisten werden, wie die Kriegserklärung von Al-Shabaab gegen den somalischen IS-Ableger zeigt, nicht kampflos aufgeben. Im Propagandakrieg werden sich zudem beide Lager bemühen, möglichst spektakuläre Anschläge zu verüben – auf Kosten der Zivilbevölkerung. mehr Informationen
Geographisch sind Afrika’s Konflikte eng in einen Gürtel konzentriert, der sich vom Norden Malis durch das südliche Algerien und Libyen nach Ägypten und bis auf die Sinai-Halbinsel erstreckt.