Der Heilige Geist bewegt, er feuert an, er erfüllt die ganze Schöpfung. Seine Wirkung bleibt atemberaubend.
Der Tanach, die jüdische Bibel oder Altes Testament, kennt den Geist zunächst als „Ruach“ – als Wind, als Atem. Weit über 300 Mal ist von ihm die Rede, vor allem in den Büchern Hesekiel und Jesaja. Seit Anfang der Zeit schwebt dieser Geist über den Wassern, wie es im 1. Buch Mose heißt (1,2). Der Prophet Jesaja bezeichnet ihn als „Heiligen Geist“ und „Geist des Herrn“ (63,11.14). Der Geist ist heilig, weil er nicht irgendein Geist ist – sondern die wirksame Gegenwart Gottes im Leben der Menschen.
Das Neue Testament spricht gut 100 Mal vom Heiligen Geist. Im Johannesevangelium wird er auch „Tröster“ oder „Beistand“ genannt: Wo immer etwas Fahrt aufnimmt, Kraft entwickelt oder aufbricht in der Bibel – da ist der Heilige Geist im Spiel. So empfängt Maria Jesus durch den Heiligen Geist (Matthäus 1,18.20, Lukas 1,35). Der Heilige Geist kommt bei der Taufe auf Jesus herab (Matthäus 3,13–17). Jesus lehrt in seinen Abschiedsreden, dass der Heilige Geist, der Geist der Wahrheit, Beistand und Lehrer an seiner Stelle ist (Johannes 14,16–17 und 16,13–16). Und Jesus beauftragt seine Jünger zu allen Völkern zu gehen: „Tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Matthäus 28,19).
Dieser Geist kommt zu Pfingsten über die Jünger: „Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab“ (Apostelgeschichte 2,2-4).
Das Versprechen von Jesus ist nun eingelöst: „Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll. Es ist der Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt.“ (Johannes 14,16-17) und »Aber ihr werdet den Heiligen Geist empfangen und durch seine Kraft meine Zeugen sein in Jerusalem und ganz Judäa, in Samarien und überall auf der Erde« (Apostelgeschichte 1,8).
Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist sind EINS. Sie sind eine unauflösbare Einheit und doch in ihrer Wahrnehmung voneinander unterschiedlich. Paulus fasst dieses Geheimnis des Glaubens im Zweiten Brief an die Korinther in einer Segensformel für die Urkirche zusammen: „Die Gnade Jesu Christi, des Herrn, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei bei euch!“ (2.Korinther 13,13).
Die Stellung des Heiligen Geistes unterscheidet auch die römisch-katholischen Kirche und die orthodoxen Kirchen. Nach der Lehre der römisch-katholischen Kirche ist der Sohn durch „Zeugung“ aus dem Vater hervorgegangen, der Geist durch eine Hauchung durch Gott-Vater und Gott-Sohn. In den orthodoxen Kirchen hat der Heilige Geist eine andere Stellung. Das 3. Konzil von Toledo fügte die Worte „und vom Sohn“ 589 dem Nicänischen Glaubensbekenntnis (451) hinzu: „Ich glaube an den Heiligen Geist, der vom Vater „und vom Sohn“ hervorgeht“. Im 11. Jahrhundert wurde der „Filioque“-Zusatz in der westlichen Kirche für verbindlich erklärt.
Die Ostkirche bewahrt die ursprüngliche Textfassung des Glaubensbekenntnisses, weil orthodoxe Theologen die Gott-Vater und Gott-Sohn gleichgestellte Göttlichkeit des Geistes betonen. In den orthodoxen Kirchen und der altkatholischen Kirche ist das Nicänischen Glaubensbekenntnis ohne den Zusatz des Filioque in Gebrauch.
Für den Heiligen Geist gibt es zahlreiche Symbole: Am häufigsten finden sich „Wind“ (Johannes 3,8), fließendes Wasser beziehungsweise Quellwasser (Johannes 7,37, Offenbarung 22,17), Salböl (Lukas 4,18) und natürlich Feuer und Flammenzungen beim Pfingstereignis (Apostelgeschichte 2,3) sowie die Taube (Taufe Jesu, Matthäus 3,16) – die heute weitaus verbreitetste Darstellung.
Der Heilige Geist schenkt den Gläubigen die „Charismen“ – die „Gnadengaben“: „Wie auch immer sich der Heilige Geist bei jedem Einzelnen von euch zeigt, seine Gaben sollen der ganzen Gemeinde nützen. Dem einen schenkt er im rechten Augenblick das richtige Wort. Ein anderer kann durch denselben Geist die Gedanken Gottes erkennen und weitersagen. Wieder anderen schenkt Gott durch seinen Geist unerschütterliche Glaubenskraft oder unterschiedliche Gaben, um Kranke zu heilen. Manchen ist es gegeben, Wunder zu wirken. Einige sprechen in Gottes Auftrag prophetisch; andere sind fähig zu unterscheiden, was vom Geist Gottes kommt und was nicht. Einige reden in unbekannten Sprachen, und manche schließlich können das Gesagte für die Gemeinde übersetzen. Dies alles bewirkt ein und derselbe Geist. Und so empfängt jeder die Gabe, die der Geist ihm zugedacht hat.“ (1.Korinther 12,7-11).
Die Frucht (Auswirkung) des Heiligen Geistes ist: „Liebe, Freude, Frieden; Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Nachsicht und Selbstbeherrschung“ (Galater 5,22-23).
Pfingsten – Gottes Realität begegnen
Pfingsten ist die Geburtsstunde der Gemeinde
An Pfingsten kam Gottes Geist sichtbar auf die Menschen. Die Schüler von Jesus verstanden auf einmal Gottes Wirken und erzählten von den großen Taten Gottes (Apostelgeschichte 2). Jedem, der sich auf Gottes Angebot in Jesus einlässt, öffnet Gottes Geist eine neue Dimension des Lebens.
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